Grundstück an der Marsstraße in München vergammelt: FDP fordert Konsequenzen
Neuhausen/Maxvorstadt - Immer wieder das gleiche Spiel: Seit vielen Jahren kündigen Stadt und städtische GWG an, das an der Marsstraße bald preisgünstige Wohnungen gebaut werden. Die Gründe, warum das nicht schon passiert ist und nun doch wieder anders geplant wird, variieren – was gleich bleibt: Dass einfach nicht begonnen wird mit dem Bau.
Nun machen FDP und Bayernpartei die Marsstraße wieder zum Thema im Stadtrat. Für die Vollversammlung am Mittwoch haben sie einen Dringlichkeitsantrag gestellt – und bringen das Thema in Verbindung mit den geplanten Käufen alter Wohnungsbestände.
Gammel-Grundstück an der Marsstraße: FDP fordert Konsequenzen
"Es drängt sich der Eindruck auf, dass Neubauvorhaben wie dieses auch wegen mangelnder Finanzierung immer wieder verschoben werden", heißt es im Antrag der Stadtratsfraktion. Der städtische Wohnungsmarkt lasse sich aber "nur durch Neubau" entspannen. "Der Erwerb bestehenden Wohnraums ist hierfür völlig nutzlos und verschlingt Ressourcen, die offensichtlich an anderer Stelle dringend benötigt werden."
Einmal konnte die AZ in den letzten Jahren wirklich Neues entdecken an der städtischen Brachfläche an der Marsstraße, mitten in der Stadt an der Grenze zwischen Neuhausen und der Maxvorstadt. 2020 war es, da entdeckte der Reporter ein neues Schild. Ein zweites, das wie das erste streng darauf verwies, dass ein Betreten des verwucherten Geländes verboten sei.
Ansonsten ist seit 2010 bei etlichen Besuchen der AZ nichts passiert – verändert haben sich nur die Ankündigungen der Stadt, was denn nun aber wirklich ganz bald ganz sicher auf dem Areal gebaut würde. So ist es auch in diesem Juni 2023.
Marsstraße in München: 2010 zog der Letzte aus, passiert ist nichts
Aber von Anfang an: Einst waren hier Betriebswohnungen der Straßenreinigung. Der Betriebshof grenzte im Hinterhof an das Gebäude, das Haus gehörte dem Baureferat. 2004 beschloss der Stadtrat, den kleinen Betriebshof zu schließen.
2010 zogen die letzten Bewohner aus. "Völlig heruntergekommen" sei das Gebäude an der Marsstraße 76, notierte drei Jahre später eine AZ-Reporterin. "Die Fensterscheiben sind durch Bretter ersetzt. Am Eingang warnt ein Schild vor Einsturzgefahr." Schließlich wurde das Vorderhaus abgerissen, die Stadt prüfte verschiedene Nutzungen für das Areal.
Die städtische GWG sollte Mietwohnungen in der Marsstraße bauen
Erst 2019 rang sich der Stadtrat zu einer Entscheidung durch, vergab das Areal und das angrenzende Grundstück an der Klarastraße 11 an die städtische Wohnungsgesellschaft GWG. Insgesamt, kündigte man damals an, an dem Standort 44 günstige Mietwohnungen zu bauen.
Den Baubeginn kündigte man stolz für Mai 2020 an. Als die AZ sich Monate später vor Ort ein Bild machte, war außer dem neuen Schild aber wieder nichts passiert.

Auf Nachfrage hieß es damals, Anfang 2021 gehe es nun aber sicher los. Jetzt war von 33 Wohnungen die Rede, Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) jubelte: "Das Ergebnis kann sich sehen lassen."
Gebaut wurde dann aber wieder nicht, bei den nächsten Nachfragen wollte sich aus der Stadtverwaltung gar niemand mehr äußern. Es liefen "Vorbereitungen der Abbrucharbeiten", hieß es damals. Anfang 2022 schließlich war bei der GWG von 37 Wohnungen die Rede, man starte mit dem Bau noch in dem Jahr!
München: An der Marsstraße wird auch 2023 immer noch nicht gebaut
Nun, eineinhalb Jahre später, schaut die AZ wieder bei dem Areal vorbei. Das Hinterhaus gammelt wie eh und je vor sich hin, von Bauarbeitern ist weit und breit nichts zu sehen. In der Stadtverwaltung verweist man auf die GWG, man habe mit dem Projekt nichts mehr zu tun.
Von dort heißt es, "eine umfangreiche Änderung der ursprünglich vorgesehenen Planung, einschließlich neuer Baugenehmigung" sei nötig geworden. Geplant sei nun "ein Vorder- und Rückgebäude an der Klarastraße und ein Gebäude, das die Baulücke an der Marsstraße schließt". Die Nutzung sehe jetzt "insgesamt 56 geförderte Wohnungen vor".
Die GWG sagt, es gibt Gesprächsbedarf mit den Nachbarn
Nun laufen laut GWG Planungen und Gespräche mit Nachbarn, deren Belange berücksichtigt werden sollten, so sei es zu "unerwarteten Projektverzögerungen beim Abschluss von nötigen Nachvereinbarungen" gekommen.

Man gehe aber "aktuell" davon aus, dass mit den Nachbarn "zeitnah" Vereinbarungen getroffen werden könnten. Davon hänge der weitere Projektverlauf ab.
Und wann will man denn nun fertig sein mit dem Bau der bezahlbaren Wohnungen? "Aktuell", heißt es in der Antwort der GWG, gehe man "nach wie vor" von Ende 2025 aus. Wenn man die Geschichte des Areals kennt, darf man dieses Ziel wohl als sehr optimistisch betrachten.
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