Graffiti in der Tumblingerstraße: Das steckt hinter Münchens größtem Kunstwerk

An der Großmarkthalle ist Münchens größtes Streetart-Motiv entstanden. AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller erklärt, was dahinter steckt.
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Die Crew: (von links) Benjamin Herzberg (Pyser), Benjamin Bulifa (Dout), Robert Posselt (Kult), Samuel Feustel (Zwist), Darko Pacalos (Sanz).
Sigi Müller 6 Die Crew: (von links) Benjamin Herzberg (Pyser), Benjamin Bulifa (Dout), Robert Posselt (Kult), Samuel Feustel (Zwist), Darko Pacalos (Sanz).
Arbeit in luftiger Höhe.
SigiMüller 6 Arbeit in luftiger Höhe.
Die "Blue Birds" - jeder Vogel steht für ein Crew-Mitglied
Sigi Müller 6 Die "Blue Birds" - jeder Vogel steht für ein Crew-Mitglied
Die "Blue Birds" - jeder Vogel steht für ein Crew-Mitglied
Sigi Müller 6 Die "Blue Birds" - jeder Vogel steht für ein Crew-Mitglied
Die "Blue Birds" - jeder Vogel steht für ein Crew-Mitglied
Sigi Müller 6 Die "Blue Birds" - jeder Vogel steht für ein Crew-Mitglied
Stadtspaziergänger Sigi Müller Porträt neu
6 Stadtspaziergänger Sigi Müller Porträt neu

Sendling – Vor einigen Jahren lernte ich drei der fünf Mitglieder der ADK an einer Wand in der Tumblingerstraße kennen, als sie gerade einen riesigen Glücksdrachen für das neue Jahr sprayten, dazu andere Motive – und als Markenzeichen den "Blue Bird", den blauen Vogel, der sich in jedem ihrer Bilder befindet.

In diesem Jahr feiert die Gruppe ihr 20-jähriges Jubiläum. Eher ungewöhnlich in der Szene. Ungewöhnlich auch ihre neue Wandproduktion in der Tumblingerstraße. 100 Meter lang und bis zu acht Meter hoch. Das größte zusammenhängende Graffito in München. Als Motiv gibt es nur drei überdimensionierte Buchstaben (adk) und fünf "Blue Birds": ein Vogel für jedes Mitglied.

Sicher ist es auch nicht jedermanns Sache, auf wackeligen Leitern stehend, in acht Meter Höhe zu arbeiten. Zwei Tage dauerte die Aktion.

Erst mit etwas Abstand erkennt man das Gesamtmotiv

Als ich die Sprayer am Sonntag besuche, ist die Wand fertig bis auf die blauen Vögel. Nur eine blaue Fläche ist erkennbar. Erst von der andern Straßenseite aus, mit etwas Abstand, erkennt man das Gesamtmotiv.

Regen, Schnee, Wind und Kälte, die durch die Spraydosen noch verstärkt wird, denn durch den Abfall des Drucks wird Energie frei, die Kälte erzeugt. Also noch kältere Hände. Am Montag fotografierte ich das fertige Werk und über Nacht haben himmlische Helfer noch einige zusätzliche Linien gezogen: Auf den Absätzen und Ritzen in der Wand liegt Schnee!

ADK stand am Anfang für "Anders derbe Kidz" und wird heute dem jeweiligen Kunstwerk angepasst. So hieß das Motiv zum Oktoberfest: "An die Krüge."

Natürlich stand am Anfang der Aktivitäten auch die eine oder andere Unterbrechung, etwa durch eine Nacht in der Arrestzelle. Doch sehr bald wurde das in der Szene und auch bei der Polizei bekannte Logo ADK ganz offiziell benutzt. Der Weg aus der Illegalität war frei. Heute sprühen die fünf an den sogenannten "Hall of fames", dem Szenenbegriff für legales Sprühen, also an freigegebenen Wänden.

Schade ist nur, dass kein Werk von Dauer ist

Berufskünstler ist übrigens keiner der fünf geworden, sie wollen sich die Kraft bewahren, frei ihre Arbeiten planen und ausführen können. Ohne Konventionen. Ohne Kompromisse.

Ich bewundere diese Künstler, die die Vision, die Ausdauer und das Können haben, Bilder in solch großen Dimensionen zu erzeugen, und das über einen so langen Zeitraum. Was übrigens nur die Wenigsten wissen: Der deutsche Ursprung qualitativ hochwertiger Graffitis liegt in München.

Schade ist nur, dass kein Werk von Dauer ist. Natürlich werden die Wände auch bald wieder übersprüht und neue Kunst entsteht, während die alte verschwindet.

Somit ist die Stadt wie ein riesiges Bilderbuch, in das man immer wieder neue Seiten einfügt, in dem man aber leider nicht mehr zurückblättern kann. Deswegen sollte man diese flüchtige Kunst sofort genießen, vielleicht ein Foto machen, um die stetige Veränderung zu dokumentieren.

In diesem Sinne eine schöne Woche Ihr Sigi Müller

Stadtspaziergänger Sigi Müller Porträt neu
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