Bildungscampus Riem: Darum haben in dieser Schule in München die Lehrer einen Billardtisch
Trudering-Riem - Das Gymnasium im Bildungscampus Riem ist eröffnet. Zum Schuljahresstart am Dienstag zogen rund 550 Buben und Mädchen in 20 Klassen ein. Wären da nicht die Widrigkeiten durch Coronapandemie und Ukrainekrieg gewesen, hätte die Schule schon im September 2022 aufgemacht. Die Freude bei der Schulfamilie ist groß, schon in den Ferien durften Eltern, Lehrer und Kinder alles bei einem "Soft-Opening" begutachten.
So ist inzwischen auch der Ärger darüber verflogen, dass die Gymnasiasten ein Jahr lang ins Ausweichquartier an der Schwanthalerstraße "reisen" mussten. Für Schulleiter Günter Förschner im Nachhinein ein Gewinn, er findet im vergangenen Schuljahr lief es bestens: "Die Kinder erwarben U-Bahn-Kompetenz". Den Campus werden einmal bis zu 2400 Schülerinnen und Schüler besuchen.
Bildungscampus in Riem: Der Sportpark ist besonders eindrucksvoll
Der Bildungscampus Riem, den die Stuttgarter h4a-Architekten für ein sechszügiges Gymnasium und eine fünfzügige Realschule geplant haben, ist eines der ehrgeizigsten und modernsten Schulbauprojekte der Landeshauptstadt. Herausragend der vier Hektar große Sportpark im Süden des Schulbaus an der Josef-Wild-Straße. Über einen eigens errichteten Fußgängertunnel erreichen die Kinder Rasenspielfelder und Tartanbahn.

Auch im Schulinneren wurde am Sport nicht gespart: Neben zwei wettkampfgerechten, mit vollflächigen Hubböden ausgestatteten Schwimmbecken, gibt es auch zwei Dreifachsporthallen mit Tribünen. Ob Schüler und Vereine mit den aufgebrachten Bodenmarkierungen für alle Sportarten zurechtkommen, wird man sehen.
Schulneubau in München: Im "Wohlfühl-Lehrerzimmer" sollen die Lehrkräfte "die Seele baumeln lassen"
Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) zeigte sich bei einer Besichtigungstour durch den Komplex verwirrt: "Wozu ist denn die gelbe Markierung?" Das konnte nicht mal Schulreferent Florian Kraus (Grüne) beantworten.
Besonders am Riemer Campus ist auch das "Lernhauskonzept", nach dem hier der Unterricht abläuft. Hier sind die Klassenzimmer einer Jahrgangsstufe um eine "zentrale Mitte" gruppiert, wo man sich wohlfühlt und leicht mit anderen kommunizieren kann.
Als Art "Marktplatz" kann man dort allein, zu zweit und in Gruppen arbeiten, Dinge präsentieren oder einfach nur entspannen. Hier haben die Lehrer der Jahrgangsstufe ihren festen Arbeitsplatz.
Der Austausch mit Kollegen allerdings ist schwieriger als in den üblichen "Flurschulen", weshalb Schulleiter Förschner das "Wohlfühl-Lehrerzimmer" für die Freistunden so wichtig findet. Hier soll man "die Seele baumeln lassen", im Strandkorb, beim Billard oder Kicker entspannen.
"In der Innenstadt so nicht umzusetzen": Was Schulreferent Florian Kraus bedauert
Auf acht Hektar Fläche schafft die MRG (Münchner Raumentwicklungsgesellschaft) für gut 252 Millionen Euro ein nachhaltiges Gebäude mit Geothermie-Anbindung, Photovoltaik, Dachgrün und Kühlung durch Grundwassereinspeisung in die Fußbodenheizung.
854 Radlstellplätze gibt's in der Tiefgarage des Gebäudes, das wegen der hohen Materialqualität langlebig und wertstabil ist. Das schnelle Internet im gesamten Bau kann man wegen des eher schwachen Programms der Landeshauptstadt laut Schulleiter nicht wirklich nutzen.

"Hier werden wir nicht zu klein sein mit dem Schulbau und wohnortnah", schwärmt der OB. "Ich glaube nicht, dass es eine Stadt in Deutschland gibt, die 252 Millionen für eine Schule ausgibt!" Schulrat Florian Kraus ist vom Lernhauskonzept und wohnortnaher Schulversorgung zwar überzeugt, bedauert aber: "In der Innenstadt ist das so einfach nicht umzusetzen!"
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