AZ-Spaziergang in München: Allach ist das Dorf in der Stadt
München - Allach ist von der Bahnstrecke gewissermaßen in zwei Welten geteilt. Wer aus der S-Bahn aussteigt, erblickt direkt östlich der Gleise einen Hinweis auf eine davon: Auf einem hellgelben Gebäude weist ein großer Schriftzug darauf hin, dass hier der Maschinenhersteller Krauss Maffei seinen Sitz hat. Auch MAN und MTU sind ein Stück weiter nördlich in Allach daheim.
Eine der beiden Welten des Stadtviertels ist die Industrie: Allach hat mit fast 200 Hektar die höchste Gewerbeflächenballung im Münchner Stadtgebiet. Unser Spaziergang führt uns aber durch die zweite Welt Allachs. Und die zeigt an vielen Stellen noch dörflichen Charme. Wir starten am Einkaufszentrum Evers direkt am Bahnhof, auf dessen Vorplatz an diesem sonnigen Vormittag im Schatten einiger Bäume Boule gespielt wird.
In Allach ist München noch mehr Dorf als Stadt
Über Seitenstraßen gelangen wir auf die Eversbuschstraße, die sich von Süden nach Norden durch fast das gesamte Viertel zieht. Wer eine langweilige Hauptstraße erwartet, wird jedoch überrascht: Hübsche Häuschen und alte Höfe reihen sich im Ortskern aneinander, Allach ist hier mehr Dorf als Stadt.
Das zeigt sich auch gut im Park am ehemaligen Sommerbad, wo unser Spaziergang endet. Hinter weitläufigen Liegewiesen fließt die Würm teils noch ganz naturnah zwischen dichten Sträuchern und blühenden Stauden entlang.

Station 1: Urlaub im Café Zimt & Zucker
Vom Bahnhof aus gelangen wir über die Lautenschläger- und die Piperstraße in die Franz-Nißl-Straße, wo uns bei Hausnummer 21 eine kleine Oase erwartet: Das Café Zimt und Zucker ist eine Idylle inmitten von Oleander mit ersten pinken Blüten, Olivenbäumchen und einem Orangenstrauch, an dem ein paar leuchtende Früchte hängen.
Bei gutem Wetter kommt auf dieser schönen Terrasse auch im Münchner Norden Urlaubsstimmung auf. Seit zehn Jahren serviert Inhaberin Christina Mitchell hier Frühstück, leichte Mittagsgerichte und natürlich Kaffee und selbstgemachte Kuchen, alles liebevoll angerichtet. Die Schokoladentarte etwa ist sehr saftig und zergeht im Mund – eine optimale Stärkung für den weiteren Spaziergang.
Station 2: Dörflicher Charme
Wir folgen der Franz-Nißl-Straße ein Stück nach Norden und biegen dann nach links ab, zum Beispiel in die Höcherstraße. Die führt uns auf die Eversbuschstraße.

Hier zeigt Allach seine dörfliche Seite: Bei manchen der alten Häuser im ländlichen Stil erhascht man einen Blick in die liebevoll gestalteten Gärten, auf den Balkonen blühen Geranien. Vereinzelt sind auch noch alte Höfe zu entdecken. Dunkelgrüne Schilder an den Wänden erzählen die Geschichten hinter einigen der Gebäude. Stehenbleiben lohnt sich also.
Station 3: Fische Eier und Kartoffeln
Wer noch frische Eier kaufen wollte, kann sich den Weg in den Supermarkt sparen. Denn auf unserem Spaziergang finden wir an der Eversbuschstraße 164A Schwarzhubers Chickeria: Dahinter verbirgt sich ein Automat, an dem man rund um die Uhr frische Eier erhält. Sie kommen von den Hühnern von Landwirt Alexander Grünwald.

Das Besondere: Die Tiere werden in Mobilställen in der Region gehalten. Sobald sie einen Acker abgegrast haben, wird der Mobilstall ein paar Meter weiter gezogen – so haben die Hühner immer eine frische Kleewiese zur Verfügung.
Neben Eiern enthält der Automat unter anderem auch Rapsöl, ein zweiter nebenan bietet Fleisch und Wurst. Im Hof kann man übrigens auch Kartoffeln kaufen. Auch einige andere Höfe bieten frisches Gemüse an – einfach die Augen offen halten nach Hinweisschildern.
Station 4: Barocke Kirche St. Peter und Paul
Immer weiter geht es an der Eversbuschstraße entlang. Unsere nächste Station ist nicht zu übersehen: Die hellen Mauern der Kirche St. Peter und Paul leuchten im Sonnenlicht. Durch den Friedhof mit seinen gepflegten Gräbern gelangen wir zur Eingangstür, die sich auf der südlichen Seite des Gebäudes befindet.
Bereits im späten achten Jahrhundert wurde in verschiedenen Urkunden eine Kirche erwähnt, die an dieser Stelle stand. Das Gebäude wurde immer wieder erweitert und ausgebaut, Teile davon sind noch immer in der Bausubstanz enthalten – zum Beispiel der 700 Jahre alte untere, romanische Teil des Turms mit den Rundbogenfenstern.

Der heute bestehende barocke Bau wurde dann um 1700 vom Maurermeister Hans Trixl aus Menzing errichtet. Ein dreifarbiges Muster ziert die Fassade und setzt hübsche Akzente.
Über dem Eingang entdeckt man eine aufgemalte Sonnenuhr. Im angenehm kühlen Inneren finden wir den einige Jahre später von Dachauer Künstlern gestalteten, prachtvollen Hochaltar. Zu sehen sind dort unter anderem Figuren der Kirchenpatrone Petrus und Paulus.
Station 5: Naturnahe Würm
Wir verlassen den Friedhof und folgen der Eversbuschstraße erneut in Richtung Norden. Nach etwa 250 Metern zweigt an der Bushaltestelle Hohenadelweg ein schmaler Pfad nach links ab und führt uns im Schatten der Bäume in ein kleines Idyll.
Bis 2009 konnten die Allacher hier noch in ihrem Sommerbad schwimmen, bevor es aus Kostengründen geschlossen und abgerissen wurde. Statt dem Becken findet man an der Eversbuschstraße 213 heute einen Park mit weitläufigen Liegewiesen und Sportflächen, darunter ein Beachvolleyballplatz und Tischtennisplatten.

Am schönsten ist es aber direkt am Ufer der Würm, die sanft durch den Park fließt, gesäumt von Sträuchern und blühenden Stauden. Im niedrigen Wasser kann man wunderbar die Füße kühlen – eine Wohltat an einem heißen Sommertag.
Nahe am nördlichen Ausgang des Parks bietet eine kleine Brücke noch einmal einen Blick auf die Würm. Beinahe verwunschen wirkt es, wie der Fluss unter dem Blätterdach der Bäume entlangströmt.
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