AZ-Serie über Plätze in München: Wie kann man Stachus und Sonnenstraße verschönern?

Wie müssen Plätze in Zukunft aussehen, damit sie lebenswert sind? Eine neue Serie der AZ geht dieser Frage für Plätze in München nach. Heute: Stachus und Sonnenstraße.
von  Annika Schall
Der "Boulevard Sonnenstraße", erdacht von den Grünen: Autos fahren nur noch auf einer Seite, sonst wird flaniert.
Der "Boulevard Sonnenstraße", erdacht von den Grünen: Autos fahren nur noch auf einer Seite, sonst wird flaniert.

Die vermutlich kürzeste Rennstrecke Münchens liegt zwischen Stachus und Prielmayerstraße. Denn kurz nachdem die Fußgängerampel auf Grün schaltet, ist sie auch schon wieder rot. Deswegen sieht man hier regelmäßig Menschen im flotten Trab über den Überweg eilen. Das Ziel: bloß nicht auf der Mittelinsel stranden.

"Die Ampelphase hier ist einfach viel zu kurz", findet auch Silvia Gonzalez, Leiterin des Bereichs Stadtgestaltung bei Green City. Der Umweltverein setzt sich für nachhaltige Stadtgestaltung ein – auch das Thema der neuen, losen AZ-Serie "Mehr Platz für München". Wir wollen wissen, wie Plätze in Zukunft gestaltet werden müssen, um lebenswert zu sein.

Ein Beispiel, das zeigt, wie es nicht funktioniert, ist das Gebiet rund um den Stachus. Dort, wo Fußgänger oft rennen müssen, um über die Straße zu kommen.

Überhaupt fehlen aus Sicht der Umweltorganisation Green City auf der Sonnenstraße die Fußgängerüberwege. Zwischen den einzelnen Querungen auf der Sonnenstraße liegen oft mehrere hundert Meter. "Natürlich können die Leute die Unterführungen nutzen, aber viele mögen das nicht und gerade für Rollstuhlfahrer oder Leute mit Kinderwagen ist das auch nicht so einfach", so Gonzalez.

Münchens Plätze – damals und heute

Der Stachus ist eher auto- als fußgängerfreundlich

Insgesamt findet Green City: Der Stachus ist eher auto- als fußgängerfreundlich angelegt. Das sieht nicht nur die Umweltorganisation so. Bereits vor einigen Jahren entwickelten die Münchner Grünen deshalb ein Konzept für einen "Boulevard Sonnenstraße".

Die Vision: Die Autos fahren nur noch auf einer Seite. Durch die Tramschienen abgetrennt soll es stattdessen eine Flaniermeile mit Sitzgelegenheiten und sogar einem Wasserlauf geben. "So einen Boulevard fänden wir natürlich toll, aber wir sind auch realistisch. Dafür dürfte es derzeit wohl keinen politischen Konsens geben", glaubt Gonzalez.

Der "Boulevard Sonnenstraße", erdacht von den Grünen: Autos fahren nur noch auf einer Seite, sonst wird flaniert.
Der "Boulevard Sonnenstraße", erdacht von den Grünen: Autos fahren nur noch auf einer Seite, sonst wird flaniert.

Der "Boulevard Sonnenstraße", erdacht von den Grünen: Autos fahren nur noch auf einer Seite, sonst wird flaniert. Visualisierung: Grüne

Stattdessen würde sich Green City schon über einige kleinere Änderungen freuen, auch für die Radfahrer der Stadt. Am Stachus könnten die Radler zum Beispiel mehr Stellplätze für ihre Drahtesel brauchen, findet der Umweltverein. So würden sich vielleicht noch ein paar mehr Münchner entscheiden, sich mit dem Radl zum Einkaufen in der Fußgängerzone aufzumachen.

Und auch der Radweg am Brunnen entlang sollte auf die andere Seite des Taxistandes verlegt werden, findet Green City. So würden sich Radfahrer und Taxifahrgäste hier weniger häufig in die Quere kommen. Priorität haben für die Umweltorganisation am Stachus aber trotzdem Fußgängerüberwege und Ampelphasen – damit die Überquerung der Sonnenstraße nicht mehr zur unfreiwilligen Trainingseinheit wird.

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