Auf der grünen Wiese: Neue Großmarkthalle doch nicht in Sendling?

Statt in Sendling soll der Neubau der neuen Großmarkthalle am Stadtrand erfolgen, schlägt das Münchner Wirtschaftsreferat vor.
von  Christina Hertel
Blick aufs alte Großmarkthallen-Gelände. (Archivbild)
Blick aufs alte Großmarkthallen-Gelände. (Archivbild) © AZ-Archiv

Sendling - Alles ist ein Riesenchaos, sagt Semih Yildirim. Seit fast 60 Jahren handelt seine Familie mit Obst und Gemüse. Seit 20 Jahren führt Yildirim die Geschäfte auf dem Großmarkt in Sendling. "Fast ebenso lang heißt es: Ein neuer Großmarkt kommt", sagt Yildirim.

Derweil sollen Sanierungen den Verfall des Marktes aufhalten. Die Arbeitsbedingungen seien deshalb schwieriger geworden, sagt der Händler. Weil die Staplerfahrer Kränen und Stützen ausweichen müssen. Weil immer wieder irgendwo der Asphalt aufgegraben ist. Weil manche Räume gar nicht mehr betreten werden dürfen.

Baumgärtner will einen Großmarkt am Stadtrand

Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) hat in der "Süddeutschen Zeitung" einen aus seiner Sicht möglichen Ausweg aufgezeigt: Er schlägt vor, den Großmarkt am Stadtrand neuzubauen. Auf dem Gelände in Sendling soll die Stadt stattdessen günstigen Wohnraum schaffen.

Clemens Baumgärtner.
Clemens Baumgärtner. © picture alliance/dpa

Das ist ein komplett anderer Vorschlag als die Pläne, die seine Parteikollegin Kristina Frank (CSU) im Kommunalreferat ausarbeiten ließ: Eigentlich soll ein Investor bis 2030 einen neuen Großmarkt in Sendling bauen. Die Stadt will ihm das Gelände in Erbpacht vergeben. Gerade hat das Kommunalreferat dafür eine Ausschreibung gemacht. Nächsten Mittwoch will das Kommunalreferat die Ergebnisse vorstellen.

Wird ein neuer Großmarkt bis 2030 fertig?

Interesse angemeldet hatte der Grünwalder Investor Ralf Büschl. Er will auf dem Gelände nicht nur den Markt, sondern auch Wohnungen bauen. Auch die Stadtwerke sehen in der Fläche viel Potenzial.

Dass bis 2030 tatsächlich ein neuer Großmarkt fertig ist, bezweifelt Händler Yildirim. Zwar sei er auch nicht uneingeschränkt dafür, den Großmarkt an den Stadtrand zu verlegen. Schließlich könnte es dann schwerer werden, Mitarbeiter zu finden. Schneller könnte ein Neubau auf der grünen Wiese allerdings gehen, glaubt er.

Davon ist auch Peter Bigelmaier überzeugt. Er leitet das Münchner Büro der Immobilienberatungsfirma Colliers. Bigelmaier warnt, dass sich es bei einem neuen Großmarkt, auf dem auch Wohnungen und Büros Platz haben sollen, um einen extrem komplexen Bau handle.

Wohnungen statt Großmarkthalle in Sendling?

"Das ist ein Abenteuer, das zum Scheitern verurteilt ist", sagt er. Auf dem Areal hätten seiner Ansicht nach sicher ein paar Hundert Wohnungen Platz: "Ich verstehe nicht, warum über die Möglichkeit nie ernsthaft diskutiert wurde."

Das Kommunalreferat widerspricht: Es seien wiederholt mögliche Grundstücksalternativen innerhalb der Stadtgrenzen geprüft worden. Ohne Erfolg. Die Grünen-Stadträtin Sibylle Stöhr findet: "Baumgärtner stiftet Unruhe, ohne etwas zur Lösung beizutragen." Sie will deshalb erst das Ergebnis der Ausschreibung abwarten. Ähnlich äußert sich Stadträtin Kathrin Abele von der SPD. Sie sagt aber auch: Denkverbote solle es nicht geben.

Zuspruch bekommt Baumgärtner aus einer unerwarteten Richtung: Der Fraktionschef der Linken Stefan Jagel hält die Idee für charmant: Ein Neubau ginge deutlich schneller. Zudem spare die Stadt Instandhaltungskosten, so Jagel.

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