Arabellahochhaus München wird abgerissen: Abschied von einem Wahrzeichen

Die Tage des Arabellahochhauses sind gezählt. 2026 wird es abgerissen - eine Sanierung ist zu teuer.
Gaby Mühlthaler |
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1968: Im Arabellapark werden nach und nach Hochhäuser hochgezogen - im Hintergrund das auffällige Arabellahaus mit seiner besonderen Fassade.
1968: Im Arabellapark werden nach und nach Hochhäuser hochgezogen - im Hintergrund das auffällige Arabellahaus mit seiner besonderen Fassade.

München - Nun ist es raus - das Arabellahaus wird abgerissen, aber erst 2026. Das markante Herzstück des Münchner Arabellaparks ist in die Jahre gekommen. Für eine Sanierung nach aktuellen Auflagen von Brand- und Schallschutz sowie Energieeffizienz ist die Statik nicht ausgelegt.

Es ist eine "Stadt in der Stadt", die Josef Schörghuber, der Gründer der Schörghuber Unternehmensgruppe, im Jahr 1969 auf einer Bogenhauser Schafwiese errichtete - das 150 Meter lange, 19 Meter breite und 72 Meter hohe Arabellahaus. Schörghubers Vision ist wahr geworden, auf den 24 Geschossen des Scheiben-Hochhauses mit gut 27.000 Quadratmetern Nutzfläche sind Wohnen, Einkauf und Freizeit harmonisch vereint. Es gibt 550 Wohnungen, Arztpraxen, eine Klinik, Läden und Gastronomie sowie ein Hotel mit 446 Zimmern.

"Auch im Neubau wird dieses Konzept umgesetzt", erklärt Jürgen Büllesbach, Chef der Bayerischen Hausbau, die zur Schörghuber-Gruppe gehört und Eigentümerin des Arabellahauses ist. Der Neubau soll ebenfalls ein Scheiben-Hochhaus werden - eben so eines wie der aktuelle Bau.

1968: Im Arabellapark werden nach und nach Hochhäuser hochgezogen - im Hintergrund das auffällige Arabellahaus mit seiner besonderen Fassade.
1968: Im Arabellapark werden nach und nach Hochhäuser hochgezogen - im Hintergrund das auffällige Arabellahaus mit seiner besonderen Fassade.

1968: Im Arabellapark werden nach und nach Hochhäuser hochgezogen - im Hintergrund das auffällige Arabellahaus mit seiner besonderen Fassade. Foto: imago

Das Haus kommt weg - aber gesprengt werden darf es nicht

Bereits im November hatte die AZ berichtet, dass eine Sanierung des Gebäudes geprüft werde und auch ein Abriss möglich sei. Gestern bestätigte Büllesbach, dass abgerissen wird. Das sei Ergebnis der detaillierten Untersuchungen. "Freiwillig tut man sich das nicht an! Es ist eine Herausforderung, weil nicht gesprengt werden kann", so Büllesbach. Ein Jahr lang soll Stockwerk für Stockwerk abgetragen und der Betonschutt entfernt werden.

Notwendig wird der Neubau, der mehrere hundert Millionen Euro kosten wird, weil trotz ständiger Reparaturen eine zukunftsfähige Sanierung der 50 Jahre alte Bausubstanz nicht möglich ist. Aus statischen Gründen können beispielsweise die Balkone nicht thermisch nachgebessert werden, das in den 80er Jahren sanierte Dach ist teils undicht. Heizungsleitungen verlaufen außen an der Fassade, es treten immer wieder Schäden auf.

Zudem kann die Temperatur wegen des Einrohrsystems nur eingeschränkt reguliert werden. Fenster und Türen schließen nicht dicht, Scheiben sind nicht mehr klar. Auch Abwasser- und Frischwasserleitungen haben Schäden.

"Eine Sanierung bei laufendem Betrieb ist nicht möglich" , erklärt Jürgen Büllesbach. Vier Jahre würde die Sanierung dauern, für den Neubau setzt Büllesbach fünf Jahre an.

Die Mieter der 550 Wohnungen, Geschäfte und Praxen müssen also in jedem Fall ausziehen. Darüber informierte die Hausbau die Betroffenen am Mittwochabend. "Wir wissen, das ist für einige Mieter ein Problem", erklärt Jürgen Büllesbach. Vor allem ältere Menschen treffe das, während die jüngeren den Zeithorizont von acht Jahren zum Großteil gelassen hinnähmen. "Wir müssen den Dialog mit den Mietern aufrecht erhalten und haben deshalb eine Mieter-Koordinatorin eingesetzt. Bei der können sich Betroffene melden", so Büllesbach.

Die Bayerische Hausbau habe einen Wohnungsbestand und sicher ergebe sich die eine oder andere Möglichkeit, den Mietern Ersatz zu bieten. "Die Koordinatorin geht auf die jeweilige Situation ein", verspricht der Hausbau-Chef.


AZ fragt Bewohner: Wie stehen Sie zum Abriss?

Frühere Beautyshop-Besitzerin Carolina Fuchs: "Es schmerzt mich, dass das Arabellahochhaus abgerissen werden soll. Ich habe in meine Maisonette-Wohnung dort mit viel Liebe investiert. Seit 15 Jahren wohne ich dort. Früher nannte man mich die Sonnenkönigin Münchens. Ich wäre für Sanierung des Hauses - statt Abriss."

Wirtschaftsberater Martin Solomon (69) mit Tochter Santina (1): "Der Abriss ist eine Katastrophe. Ich wohne dort seit zwölf Jahren. Wir sind sehr traurig, wenn wir rausgeschmissen werden. Mir hat dort schon ein Arzt das Leben gerettet. Ich hatte einen Herzinfarkt und konnte in drei Minuten zum Arzt in der Ärztepassage."

Rentnerin Karoline Holländer (77): "Ich denke, dass das Arabellahaus in die Jahre gekommen ist und zumindest saniert werden muss. Die Fassade ist einzigartig - zwar nicht schön, aber was Besonderes. Ich würde mir wünschen, dass das Gleiche noch mal gebaut wird. Was Modernes würde nicht so gut herpassen."

Ehemalige Geschäftsinhaberin Marlinde Wellers: "Irgendwie schade, dass es abgerissen werden muss. Vielleicht bekommt es ja eine schönere Fassade. Ich fände es gut, wenn es weniger hoch wird. Zu hoffen ist, dass die Bewohner des Hauses adäquate schöne Wohnungen bekommen."

Umfrage und Fotos: Daniel von Loeper

Für die Denkmalliste reicht es nicht - Arabella-Hochhaus München: "Markant – aber kein Denkmal"

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