Am Marienplatz in München: Die neue Hugendubel-Fassade ist fertig

München - An diesem Tag wirken sie wie bestellt, die Musiker am Marienplatz. Um 13.30 Uhr finden sich alle zur Präsentation der neuen Hugendubel-Fassade hinter dem Bauzaun ein, in diesem Moment legen auch die Klarinettisten hinter dem Zaun wieder los. Ein bisschen Musik bei einer Eröffnung schadet ja nie!
Mehr als ein Jahr lang haben an die 40 Firmen das Gebäude Marienplatz 22 gegenüber vom Rathaus umgebaut: abgerissen, kernsaniert; neue Leitungen, neue Technik – und vor allem eine neue Fassade.
Um 1500 zum ersten Mal erwähnt
Im Haus selbst wird noch gebaut, aber die Fassade ist jetzt fertig. Jürgen Büllesbach, Geschäftsführer der Bayerischen Hausbau, der das sechstöckige Haus gehört, ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden. "Unser Ziel war, dass sich das Gebäude architektonisch gut in das Ensemble der anderen Gebäude einfügt."
In der Tat: Das Gebäude zwischen Rosenstraße und Rindermarkt sieht nun so aus, als sei es mit seinen Nachbarn errichtet worden. Eine ähnlich helle Farbe, die Fenster sind jetzt auf derselben Höhe. Das Besondere an der Kalksteinfassade: Sie wird von 10 000 "Diamanten" geziert, dreieckige Ornamente im Baustil italienischer Palazzi.
Damit, erklärt Büllesbach, würdige man die lange Geschichte des Hauses. Und die ist wirklich lang: Um 1500 wurde das Haus zum ersten Mal erwähnt, von 1700 an wandelte es sich in ein prunkvolles Stadthaus, verziert mit Dachaufbauten, Erkern und Zwiebeltürmchen.
Hugendubel zieht wieder ein
Der größte historische Moment für das Haus und für die Stadt erfolgte 1857: Der Legende nach wurde im damaligen Gasthaus "Zum ewigen Licht" die Münchner Weißwurst erfunden. Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb das Gebäude eine Gaststätte, zwischenzeitlich unter dem Namen "Petershof". Im Krieg wurde das Haus zerstört und Ende der Fünfzigerjahre von der Hacker-Brauerei wieder aufgebaut. 1978 zog die Buchhandlung Hugendubel auf drei Etagen ein, 1996 der Presseclub, damals – wie auch fünf Jahre später – wurde das Haus auch umgebaut.
Aber nicht so grundlegend wie seit Anfang 2016. "Es gab verschiedene Gründe, wieso wir das machen wollten", sagt Büllesbach. Die alten Mietverträge seien ausgelaufen und das Haus nach 25 Jahren grundlegend sanierungsbedürftig gewesen.
Apropos Mieter: In dieser Sache müssen die Münchner keine großen Veränderungen fürchten. Hugendubel zieht wieder ein, genau wie der Presseclub und im Erdgeschoss der Gastronom Karl-Heinz Wildmoser mit seinem Café-Restaurant. "Wildmosers Restaurant | Café am Marienplatz – Zum ewigen Licht" soll es heißen. Neu dazu kommen die Telekom und in den beiden obersten Stockwerken ein Hotel. Es wird also ein bisschen enger.
Eröffnen wollen die Mieter ihre Räumlichkeiten im August. Noch kann in dem Gebäude auch nichts eröffnet werden. Schaut man das Haus von innen an, sieht man Kabel, die von der Decke hängen, unverputzte Wände, statt Klarinetten hört man Sägen.
Carsten Wittmann, der Bauleiter, aber ist froh, dass sie überhaupt schon so weit sind. Denn so ein Großprojekt mitten in der Innenstadt sei eine Herausforderung. Allein von der Logistik her: "Sie dürfen nur bis 10.15 Uhr Be- und Entladen." Ab halb elf stehe die Polizei auf der Matte. Daher sei eine sorgfältige Planung wichtig. "Alles, was Sie nicht planen, kann funktionieren, funktioniert in der Regel aber nicht."
Klar, dass die Bauherren Fans ihrer eigenen Fassade sind. Aber was sagen die Münchner? Inge Renner, die seit Jahrzehnten das Café im Rathaus betreibt, ist begeistert: "Die Fassade ist sehr schön und passt gut zu den anderen."
Auch von Passanten hört man solche Sätze. Es gibt aber auch Münchner, wie einen Mann, die sagen: "Das ist total einfallslos geworden und die Fenster sehen aus wie sozialer Wohnungsbau."