Am Hart: Ein neuer Markt für München

Ein neuer Wochenmarkt am Hart bringt Erzeuger und Kunden zusammen. Wer vorab bestellt, bekommt hier frisches Gemüse, Fleisch und einen Ratsch.
| Ruth Frömmer
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Anton Albrecht stellt das Gelände seiner Gärtnerei für den neuen Wochenmarkt zur Verfügung.
Sigi Müller 8 Anton Albrecht stellt das Gelände seiner Gärtnerei für den neuen Wochenmarkt zur Verfügung.
Bäuerin Tanja Grabmaier mit Sohn Jonas (6 Monate), sie hat Eier, Kartoffeln, aber auch Wildfleisch auf den Markt mitgebracht.
Sigi Müller 8 Bäuerin Tanja Grabmaier mit Sohn Jonas (6 Monate), sie hat Eier, Kartoffeln, aber auch Wildfleisch auf den Markt mitgebracht.
Christiane Weiss und Rabieb Al Khatib haben selbstgemachte Pasta im Angebot. Sie verteilen Probierpackerl.
Sigi Müller 8 Christiane Weiss und Rabieb Al Khatib haben selbstgemachte Pasta im Angebot. Sie verteilen Probierpackerl.
Christina (l.) und Maria Gogeff mit ihrem Feldmochinger Gemüse.
Sigi Müller 8 Christina (l.) und Maria Gogeff mit ihrem Feldmochinger Gemüse.
Die Initiatorin Rea König hat 40 Jahre im Vertrieb gearbeitet, dann sagte sie sich: "Jetzt ist Schluss mit Gewinnmaximierung" - und brachte den Markt am Hart voran.
Sigi Müller 8 Die Initiatorin Rea König hat 40 Jahre im Vertrieb gearbeitet, dann sagte sie sich: "Jetzt ist Schluss mit Gewinnmaximierung" - und brachte den Markt am Hart voran.
Hier kann man pflückfrischen Salat kaufen.
Sigi Müller 8 Hier kann man pflückfrischen Salat kaufen.
Sebastian Grünwald (v.l.), Susanne Geisenhofer und Maria Huber haben die Bestellungen in nummerierten Tüten abgepackt.
Sigi Müller 8 Sebastian Grünwald (v.l.), Susanne Geisenhofer und Maria Huber haben die Bestellungen in nummerierten Tüten abgepackt.
Brot und Kaffee ist die perfekte Kombi (v.l.): Bio-Bäcker Johannes Gürtner und Kaffeeröster Jens Tinapp.
Sigi Müller 8 Brot und Kaffee ist die perfekte Kombi (v.l.): Bio-Bäcker Johannes Gürtner und Kaffeeröster Jens Tinapp.

Am Hart - Es fühlt sich richtig ländlich an, wenn man zur Gärtnerei am Hart kommt. Obst, Gemüse, Selbstgemachtes wird hier feilgeboten. Marktschwärmerei heißt das Prinzip dieses neuen Wochenmarkts, der seit Mitte Mai nun jeden Donnerstag stattfinden soll. Die Idee kommt aus Frankreich und das Prinzip ist einfach. Kunden bestellen online Lebensmittel von verschiedenen lokalen Betrieben und holen diese dann an einem Tag in der Woche auf dem Markt ab.

"Ich muss hier nichts ran schleppen, was nicht schon verkauft ist"

Dort lernen sie die Produzenten kennen und bekommen Infos rund um ihre Produkte. Anders als bei den üblichen Wochenmärkten wird die Ware vorher schon bestellt. "Ich muss hier nichts ran schleppen, was nicht schon verkauft ist", sagt Sebastian Grünwald vom Grassl-Hof. Der Obstbauer hat gerade Äpfel im Angebot. Im Laufe des Jahres kommen dann noch Birnen, Zwetschgen und Kirschen dazu.

Sebastian Grünwald (v.l.), Susanne Geisenhofer und Maria Huber haben die Bestellungen in nummerierten Tüten abgepackt.
Sebastian Grünwald (v.l.), Susanne Geisenhofer und Maria Huber haben die Bestellungen in nummerierten Tüten abgepackt. © Sigi Müller

Klein angefangen,  inzwischen jede Woche 300 Bestellungen

Das Konzept ist für ihn nicht neu: "Wir sind alte Hasen. In Pfaffenhofen gibt's die Marktschwärmerei schon sein ein paar Jahren. Dort hat das ganz klein angefangen mit ein paar Biertischen und einem Sonnenschirm. Inzwischen haben wir dort jede Woche 300 Bestellungen."

Eine Münchner Marktschwärmerei gibt es seit kurzem auch in der Harlachinger Einkehr. Dass es diese Möglichkeit jetzt auch im Norden gibt, haben der Obstbauer und die anderen Rea König zu verdanken.

Nach über 40 Jahren im Vertrieb hat sie sich gesagt: "Jetzt ist Schluss mit Gewinnmaximierung um jeden Preis. Es ist ein langer Weg in ein nachhaltiges Verbraucherinnenleben. Aber jetzt endlich habe ich die Spur 'Gutes tun im Job' eröffnet."

Die Initiatorin Rea König hat 40 Jahre im Vertrieb gearbeitet, dann sagte sie sich: "Jetzt ist Schluss mit Gewinnmaximierung" - und brachte den Markt am Hart voran.
Die Initiatorin Rea König hat 40 Jahre im Vertrieb gearbeitet, dann sagte sie sich: "Jetzt ist Schluss mit Gewinnmaximierung" - und brachte den Markt am Hart voran. © Sigi Müller

Mit Anton Albrecht hat sie den perfekten Partner gefunden. Der betreibt die Gärtnerei am Hart, einen inklusiven Betrieb der Pfennigparade. Die Stände der Produzenten sind auf sein Gelände verteilt. "Und das ist ein Paradies", sagt Albrecht stolz.

Salate frisch aus dem Beet gepflückt

Auf einem Rundgang über die Stände kann man gleich noch begutachten, was der Gärtner so in seinen Beeten hat. Hier können sich die Kunden ihren Salat, Pflanzen und Gemüse spontan vom Feld aussuchen.

Hier kann man pflückfrischen Salat kaufen.
Hier kann man pflückfrischen Salat kaufen. © Sigi Müller

Der Marktschwärmer-Plan von Rea König scheint aufzugehen. Hier am Hart gab es schon beim ersten Mal 50 Bestellungen. Die Händler bilden teilweise Fahrgemeinschaften, um vor Ort zu sein oder nehmen die Waren von Nachbarbetrieben mit. Diese werden dann schon in nummerierte Kisten vorgepackt. Als Willkommensgruß für die ersten Besteller hat Rea König jeder Kiste noch ein Töpfchen mit essbaren Blüten und eine Karte mit ein paar persönlichen Zeilen beigefügt.

Punkt 16 Uhr kommt auch schon Renata, die erste Kundin. Sie hat Gemüse und Tomatenpflanzen bestellt. "Ich wohne hier ums Eck und kenne auch den Gärtner. Die Idee mit der Marktschwärmerei finde ich toll. Bis jetzt hatte ich nur die Biokiste", erzählt sie der AZ.

"Das ist so lebendig!", freut sich eine Kundin

Das Problem bei der Biokiste war für sie die Mindestabnahme. Oft schaffte sie es gar nicht, das ganze Gemüse zu essen, was sie geliefert bekam. "Ich freue mich sehr, dass es jetzt die Marktschwärmerei gibt. Ich lerne die Erzeuger kennen und kann Fragen stellen. Das ist so lebendig!", freut sie sich und startet ihren Rundgang.

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Dort lernt sie zum Beispiel Jens Tinapp von der Kaffeerösterei 255 Coffee Roasters und Johannes Gürtner von der Bio-Bäckerei Gürtner kennen.

Ein paar Meter weiter erzählen Christiane Weiss und Rabieb Al Khatib von Pasta di Monaco voller Begeisterung von ihren selbst gemachten Nudeln aus hochwertigem Getreide und verteilen Probepackerl.

Christiane Weiss und Rabieb Al Khatib haben selbstgemachte Pasta im Angebot. Sie verteilen Probierpackerl.
Christiane Weiss und Rabieb Al Khatib haben selbstgemachte Pasta im Angebot. Sie verteilen Probierpackerl. © Sigi Müller

Tanja Grabmaier vom Biohof Grabmaier hat ihr Baby Jonas im Arm und freut sich, dabei zu sein. "Die Rea will was bewegen und das macht sie richtig gut", erzählt die Bäuerin. Bei ihr gibt's Eier, Kartoffeln, Eingekochtes und Wildfleisch. 48 Leute haben heute bei ihr bestellt.

Frische Zutaten statt Industrieware

Ein Stückerl weiter gibt's Gemüse aus Feldmoching. Christina Gogeff und ihre Mama Maria haben ihren Stand schön hergerichtet und zeigen, was sie neben Gemüse sonst noch so im Angebot haben. Selbst gemachte Aufstriche zum Beispiel, Saucen und eine Gewürzpaste, die man anstelle von Brühwürfeln verwenden kann. Im Gegensatz zur Industrieware sind hier nur frische Zutaten drin. "Wir verteilen auch Rezepte und bringen immer etwas mehr mit. Dann können die Kunden auch noch spontan etwas kaufen", erzählt Christina Gogeff.

Christina (l.) und Maria Gogeff mit ihrem Feldmochinger Gemüse.
Christina (l.) und Maria Gogeff mit ihrem Feldmochinger Gemüse. © Sigi Müller

Es gäbe noch so viel zu erzählen. Aktuell über den Spargel vom Leinfelder Hof aus Schrobenhausen, über das Bio-Rindfleisch vom Inklusionshof Seimlhof in Obing, das Biomüsli und die Brotbackmischungen vom Biokammerl aus Reichertshausen und die verschiedenen Öle und Leinsamen von der Hiasmühle. So vergeht die Zeit in der Marktschwärmerei wie im Flug. Und wer bestellt hat, freut sich schon beim Heimweg aufs Kochen.


Gärtnerei am Hart, Rothpletzstraße 57, Donnerstag: 16-18 Uhr, Bestellungen hier

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