Agnesstraße 48: Kauft jetzt die Stadt das Haus?

Seit zwei Jahren steht das Jugendstilhaus in Schwabing leer. Ein Investor wollte es abreißen lassen. Nun will es die Stadt für 22,7 Millionen erwerben.
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Das Literatenhaus in der Agnesstraße 48: Lange Zeit stand es leer, nun schlägt das Kommunalreferat vor das Haus zu kaufen.
Das Literatenhaus in der Agnesstraße 48: Lange Zeit stand es leer, nun schlägt das Kommunalreferat vor das Haus zu kaufen. © Linke

Schwabing - Vor fast zwei Jahren beschützte die Polizei das alte Jugendstilhaus an der Agnesstraße 48.

Stadt München besitzt das Vorkaufsrecht

Viele fürchteten, dass der Investor das über 100 Jahre alte Gebäude in Schwabing illegal abreißen und dort Luxuswohnungen errichten könnte. Damals wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt (AZ berichtete). Seitdem steht es leer - und verfällt. Nun schlägt das Kommunalreferat vor, dass die Stadt das Haus kaufen und wieder herrichten soll. Mindestens 39,5 Millionen Euro wird das voraussichtlich kosten. Das geht aus einer nicht-öffentlichen Beschlussvorlage hervor, die der AZ vorliegt.

Die Agnesstraße 48 liegt in einem Erhaltungssatzungsgebiet. Das heißt: Kommt es in diesem Bereich zu einem Immobiliengeschäft, hat die Stadt ein Vorkaufsrecht. Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) plädierte schon in der Vergangenheit dafür, dass die Stadt dieses Recht auch nutzen solle.

Der Stadtrat, der mehrheitlich von Grünen und SPD geführt wird, stimmte nicht immer zu. Denn Wohnraum ist teuer: Alleine dieses Jahr gab München mehr als 71 Millionen Euro aus, um sich neun Häuser zu sichern, die sonst womöglich an Spekulanten gegangen wären.

So sah das Haus in der Agnesstraße 1913 aus, mit Fassadenschmuck und Laden.
So sah das Haus in der Agnesstraße 1913 aus, mit Fassadenschmuck und Laden. © Stadtarchiv

Bislang musste die Stadt ebenso viel zahlen wie jeder andere Investor. Doch dieses Jahr beschloss der Bundestag das "Baulandmobilisierungsgesetz". Seitdem haben Kommunen ein preislimitiertes Vorkaufsrecht. Die Stadt muss für Immobilien also keine Rekordpreise mehr bezahlen. Stattdessen ermittelt das Bewertungsamt den tatsächlichen Verkehrswert.

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Verkäufer möchte mehr als 30 Millionen Euro

Wie viele Millionen sich die Stadt so spart und wie gierig der Verkäufer ist, geht aus den geheimen Unterlagen hervor: Er verlangte demnach für 15 sanierungsbedürftige Wohnungen einen Kaufpreis von fast 35 Millionen Euro. Das Bewertungsamt setzte den Wert hingegen bei 22,7 Millionen Euro an.

Das neue Gesetz anzuwenden, ist für die Stadt nicht ohne Risiko. Der Verkäufer könnte zurücktreten, heißt es in den Unterlagen. Dennoch empfiehlt Kristina Franks Referat den Kauf. Insgesamt rechnet die Verwaltung damit, dass die Stadt 39,5 Millionen Euro in das Haus stecken muss.

Investor spielt auf Zeit

Freuen wird sich über diese Investition Die Linke: Im Frühling hatte die Fraktion beantragt, dass die Stadt juristisch gegen den Investor vorgeht, damit er das Haus wieder instand setzt.

Ein weiterer Verfall werde dazu führen, dass der Denkmalschutz eines Tages nichtig sein wird, hieß es in dem Antrag. Dem Investor spiele die Zeit in die Hände: Allein von 2016 bis 2020 habe sich der Bodenwert nach Angaben der Stadt um 87 Prozent erhöht.

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7 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Truderinger1972 am 27.09.2021 12:40 Uhr / Bewertung:

    Es wäre besser das viele Geld in die Sanierung von GEWOFAG Wohnanlagen am Stadtrand zu stecken.

  • OLGI am 27.09.2021 08:10 Uhr / Bewertung:

    Pro Wohnung also ein Preis von mindestens 1,5 Millionen zuz. Sanierungskosten von mehreren Hunderttausend Euro. Welche Miete will die Stadt denn hier erzielen oder soll das auf ewig "ein Fass" ohne Boden sein?

  • Oberlehrer am 27.09.2021 23:04 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von OLGI

    Auf weitere 100 Jahre angelegt, inkl der Wertsteigerungen, sollte das für die Stadt ein likratives Geschäft werden.

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