50 Jahre Kinderklinik in Harlaching: Die rührendsten Geschichten
Harlaching - In den 60er Jahren war es noch üblich, dass Eltern ihre Kinder am Eingang einer Kinderklinik abgegeben haben. Im Klinikum in Harlaching war das jedoch anders. Die Eltern wurden gemeinsam mit den Kindern aufgenommen.
Heuer feiert die Kinderklinik in Harlaching ihr 50-jähriges Bestehen. Dazu werden fünf Geschichten von Patienten und Mitarbeitern des Krankenhauses auf großen Wandtafeln im Hauptgebäude des Klinikums ausgestellt.
Mit über 2.300 Geburten im Jahr kommen im Klinikum Harlaching deutschlandweit jährlich die meisten Kinder zur Welt. "In diesem Jahr wurden hier schon dreimal Drillinge geboren", freut sich Klinikleiter Phil Hill. Jedes Jahr werden 5.000 Kinder stationär oder teilstationär aufgenommen. Für die Gesundheitsreferentin Stephanie Jacobs ist das Klinikum Harlaching eine "Herzkammer der Gesundheitsversorgung". Deshalb müsse auch für die Zukunft vorausschauend und perspektivisch geplant werden.
Das Klinikum Harlaching wurde schon 1899 als Sanatorium Harlaching eröffnet. 2019 soll nun mit dem Neubau des Klinikums begonnen werden, die Fertigstellung ist für 2024 geplant. Nach jetztigem Stand sind in Harlaching dafür Investitionen in Höhe von 255 Millionen Euro vorgesehen. Insgesamt investieren die Landeshauptstadt und der Freistaat über eine dreiviertel Milliarde Euro in Modernisierung und Neubauten der städtischen Kliniken München.
Der tapfere Philippe (7): "So schlimm war es gar nicht"
Kinderarzt Dr. Florian Bauer freut sich, wenn es seinen kleinen Patienten wie Philippe schnell bessergeht. Quelle: Daniel von Loeper
Der siebenjährige Philippe ist passionierter Ringer. Doch vor ein paar Wochen wird plötzlich sein Knie dick und tut ihm weh. Vom Orthopäden wird er dann zu Dr. Florian Bauer im Klinikum Harlaching überwiesen.
Doch der Arzt muss das Knie punktieren, um die Flüssigkeit untersuchen zu lassen. Dabei mag Philippe eins gar nicht: Nadeln. "Aber o schlimm war es dann gar nicht", sagt der Siebenjährige tapfer. Philippe wird gegen Borrelien behandelt. Die wurden vermutlich von einem Zeckenbiss übertragen. Nach sieben Nächten im Klinikum darf Philippe endlich wieder heim. "Der Papa hat hier geschlafen und als er auf Dienstreise musst, kam die Oma", erzählt Philippes Mutter Nadine Gellert.
Mittlerweile kann Philippe auch schon wieder am Ring-Training teilnehmen.
Zwei Harlachinger Hebammen: "Jede Geburt ist besonders"
Verstehen sich prächtig: Sibylle Kaffenberger, dienstälteste, und Marie-Sophie Buschmeier, dienstjüngste Hebamme in Harlaching. Foto: Daniel von Loeper
Ihre schönsten Momente im Arbeitsalltag erleben die beiden Hebammen Sibylle Kaffenberger und Marie-Sophie Buschmeier nach der Geburt. "Die Frauen sind oft ganz dankbar. Sie umarmen und küssen uns", strahlt Sibylle Kaffenberger.
Sie ist die dienstälteste Hebamme im Klinikum Harlaching. Seit 1988 arbeitet sie schon hier. Seitdem hat sich jedoch viel verändert. "Der Beruf der Hebamme ist immer noch attraktiv, aber das Gehalt ist schlecht und es ist ein Knochenjob", sagt die 58-Jährige. Allein in diesem August kamen im Klinikum Harlaching rund 260 Babys zur Welt.
Ihre Kollegin Marie-Sophie Buschmeier ist mit 22 die jüngste Hebamme des Krankenhauses. Die gute Zusammenarbeit zwischen jungen und älteren Kollegen ist beiden in diesem verantwortungsvollen Beruf sehr wichtig. "Es ist ein toller Beruf. Jeder Tag ist anders", sagt Buschmeier. "Und jede Geburt ist besonders. Wir sind dabei, wenn Familien entstehen."
Frühchen Victoria (3): "Wir haben von Tag zu Tag gelebt"
"Da bin ich!", ruft die dreijährige Victoria, als sie sich auf dem großen Plakat in der Ausstellung sieht. Foto: Daniel von Loeper
Am Tag als Victoria zur Welt kommt, ist der Namenstag der Heiligen Victoria. Deshalb und weil der Name "Siegerin" bedeutet, nennen ihre Eltern sie so.
Victoria wiegt gerade einmal 320 Gramm – eines der kleinsten Frühchen, das jemals im Klinikum Harlaching geboren wird. Sie muss bereits in der 26. Schwangerschaftswoche per Kaiserschnitt geholt werden, denn ihre Mutter Sabine Helmer leidet am sogenannten HELLP-Syndrom, einer schweren Leberfunktionsstörung, die in der Schwangerschaft auftreten kann. Victoria war deshalb bereits seit der 21. Schwangerschaftswoche nicht mehr gewachsen.
"Nach Vicis Geburt haben wir von Tag zu Tag gelebt. Es war eine sehr herausfordernde Zeit für uns", erinnert sich ihr Vater Andreas Metzger. Victoria hat großes Glück: Schwere Komplikationen treten nicht auf. Insgesamt wird sie drei Monate auf der Intensivstation und noch eine Woche auf Normalstation behandelt, bis sie nach Hause kann. "Die Ärzte haben uns sehr viel Vertrauen und Unterstützung gegeben", sagt Andreas Metzger.
Heute ist Victoria eine völlig gesunde und putzmuntere Dreijährige. Mit ihrem pinken Laufrad rast sie durch die Gegend und quietscht dabei vergnügt.
Im Dezember wird Victoria ein Geschwisterchen bekommen, und ihre Mutter Sabine weiß schon sicher, dass sie für die Geburt wieder nach Harlaching kommen wird.
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- Stephanie Jacobs