Stadtrat beschließt: Tal wird schon 2023 autofrei
München - Die Münchner Fußgängerzone wird bald 500 Meter länger: Das Tal, die Straße zwischen Marienplatz und Isartor, soll wenn möglich schon Ende dieses Jahres und spätestens im Frühling 2023 autofrei werden. So hat es der Stadtrat am Mittwoch im Mobilitätsausschuss beschlossen.
Als einen "historischen Beschluss" bezeichnete dies Grünen-Stadtrat Florian Roth. Denn 50 Jahre nach Eröffnung der Fußgängerzone werde sie nun endlich Richtung Tal erweitert – und zwar, so Roth, so schnell wie möglich, am besten noch in diesem Jahr. Zuerst soll es eine kurze Pilotphase geben, aber schon 2023 sollen die ersten baulichen Veränderungen umgesetzt werden.
Autofreies Tal: Bekommen die Anwohner Ersatzparkplätze?
"Wir werden den Grünen Teppich ausrollen", sagte Roth. Bäume und Beete werden gepflanzt, Brunnen, Wasserrinnen und Spielplätze gebaut, es soll Sitzgelegenheiten im Schatten geben. Zumindest stellen sich so die Grünen das Tal vor. Zur Veranschaulichung hielt Florian Roth eine Visualisierung davon in die Höhe, als er im Rathaussaal am Rednerpult stand (siehe oben).
Die Frage ist allerdings, ob diese schönen Bilder tatsächlich so schnell Realität werden, wie es sich die Grünen wünschen. Denn ein paar Knackpunkte gibt es noch. Innerhalb der Rathauskoalition hatte vor allem die SPD darauf gedrängt, dass die Anwohner für ihre Parkplätze, die wegen der neuen Fußgängerzone wegfallen, einen Ersatz bekommen.
Sind alle Voraussetzungen bis Ende 2022 geschaffen?
Die SPD hat deshalb gemeinsam mit den Grünen beantragt, dass für die Anwohner 29 Stellplätze in der Marienstraße und in der kleinen Straße mit dem ungewöhnlichen Namen "Lueg ins Land" reserviert werden. Momentan sind das Kurzpark-Stellplätze. Erst, wenn es das Mobilitätsreferat geschafft hat, diese Parkplätze nur für Anwohner auszuweisen, soll das Pilotprojekt Fußgängerzone starten. Dies soll bis Ende 2022 passieren – fordern SPD und Grüne in ihrem Antrag.
Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos) äußerte allerdings Zweifel, ob das klappt: "Es könnte schwierig werden, das rechtskonform hinzubekommen." Schließlich müsse sich die Stadt an die Straßenverkehrsordnung halten – und die wird im Bundestag in Berlin und nicht in München gemacht.
CSU: Skepsis beim Zeitpunkt
Die CSU sieht noch weitere Probleme. Denn: Zwar hält es die CSU es für richtig, dass das Tal autofrei werden soll – jedoch nicht den Zeitpunkt. Eigentlich hieß es bis vor kurzem, der Umbau des Tals könne erst erfolgen, wenn die Deutsche Bahn mit dem Bau des neuen S-Bahnhofs Marienhof fertig ist.
Denn solange müssten Lastwagen durch das Tal zur Baustelle hinter dem Rathaus fahren, besonders viele ab dem nächsten Jahr, schildert CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl. "Das Tal soll ausgerechnet dann zur Fußgängerzone werden, wenn alle 50 Sekunden 40 Tonner durchrollen. Bevor man den Leuten etwas verspricht, muss man sich doch erst einmal mit den Fakten auseinandersetzen."
Linke sehen Mobilitätsreferat nicht gewappnet fürs Projekt
Das Mobilitätsreferat muss nun mit der Bahn klären, wie die Baustellenzufahrt zur Zweiten Stammstrecke am Marienhof alternativ geführt werden kann. "Wir glauben, dass es möglich ist, den Baustellenverkehr über die Maximilianstraße abzuwickeln", sagte Florian Roth von den Grünen. Auch laut Mobilitätsreferent Dunkel ist die Bahn bereit, ihre Baustelle anders zu erschließen.
Ein "grandioses Scheitern" prophezeite Linken-Stadträtin Brigitte Wolf. Nicht, weil sie die Idee einer Fußgängerzone im Tal ablehnt. Sondern weil dem Mobilitätsreferat aus ihrer Sicht für diese vielen Aufgaben das Geld und das Personal fehlen.