Sozialwohnungen: Kein Geld für Neubauten

35 000 Sozialwohnungen müssten in Bayern neu gebaut werden, um den Grundbedarf zu decken. Wegen zu erwartender Flüchtlingsströme könnten nochmal 5000 dazukommen. Doch das Geld fehlt.
von  Lisa Marie Albrecht
Die Wohnungsnot macht auch vor Sozialwohnungen nicht halt.
Die Wohnungsnot macht auch vor Sozialwohnungen nicht halt.

München - Bezahlbares Wohnen ist ein Thema, das besonders in Ballungsräumen alles andere als neu ist. Hohe Mieten sind praktisch in allen bayerischen Universitätsstädten längst Alltag, der Bedarf an Wohnraum steigt durch Zuwanderung weiter an. Für alle, die nicht in der Lage sind, Wuchermieten zu zahlen, leistet der Verband der Wohnungswirtschaft Bayern (VdW) als einer der größten Anbieter für Sozialwohnungen einen enormen Beitrag. Doch wie lange noch?

Trotz steigendem Bedarf gibt es immer weniger Sozialwohnungen in Bayern, und auch die dringend notwendigen Neubauten gehen zurück.

Status quo: 130 000 Sozialwohnungen gab es 2014 in Bayern. 1999 waren es noch 250 000, der Bestand hat sich also auf etwa die Hälfte reduziert. Dabei ist die Nachfrage deutlich größer als vor 15 Jahren.

Sozialbindungsverlust: Ein Grund für den starken Rückgang der geförderten Wohnungen ist das Auslaufen von Sozialbindungen. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wie z.B. Frankreich, kann der Status einer Sozialwohnung in Deutschland verloren gehen. 2014 verloren 4 320 Wohnungen ihren Status, der VdW Bayern geht davon aus, dass in den nächsten 5 Jahren weitere 25 000 Sozialbindungen auslaufen.

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Grundbedarf: Um den normalen Bedarf an geförderten Wohnungen bedienen zu können, müssen allein 35 000 neue Sozialwohnungen gebaut werden. Derzeit stehen etwa 12 000 Menschen auf Wartelisten.

Flüchtlinge: Aufgrund aktueller Flüchtlingsströme steigt der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum weiter. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge rechnet mit einer Zuwanderung von 70 000 Flüchtlingen in diesem Jahr. Geht man davon aus, dass etwa 20 000 davon dauerhaft in Bayern bleiben, müssen laut Staatsregierung 3 000 bis 5 000 staatlich geförderte Wohnungen gebaut werden. Allein dafür rechnet der VdW mit Gesamtinvestitionen von minimal 750 Millionen bis maximal 1,25 Mrd. Euro.

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Herausforderung: Der Bedarf an Neubauten kann mit den verfügbaren Mitteln nicht gedeckt werden. Staatliche Zuschüsse zur Wohnraumförderung sind deutlich gesunken. Gleichzeitig gibt es weniger Neubauten für mehr Geld: 1993 kosteten 12 000 Sozialwohnungen 600 Mio. Euro, heute können für 1 Mrd. aufgrund gestiegener Neubaukosten nur 7 000 gebaut werden. Kaltmieten unter 10 Euro pro Quadratmeter sind nach heutigem Standard nicht mehr realisierbar, in München sind auch die wegen der Grundstückskosten utopisch. Für den VdW Bayern ist klar: Die Staatsregierung muss mehr Geld in die Wohnraumförderung stecken.

So reagiert die Regierung: Einige Grundstücke in München werden nicht mehr nach dem Höchstpreis-, sondern nach dem Konzeptverfahren vergeben: Wer Standards zum geförderten Wohnungsbau am besten erfüllt, erhält das Grundstück günstiger.

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