Söder will Gender-Verbot in Bayern: Das sagen Lehrerverbände dazu
München - Es waren gerade mal zwei Sätze in der 26 Seiten langen Regierungserklärung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder vom vergangenen Dienstag, die massiv nachhallen. "Für Bayern kann ich sagen: mit uns wird es kein verpflichtendes Gendern geben", sagte Söder: "Im Gegenteil werden wir das Gendern in Schule und Verwaltung sogar untersagen."
Die eigene Partei zählt Söder korrekterweise nicht zu "Schule und Verwaltung". Im Wahlprogramm der CSU für die Landtagswahl 2023 schreibt die CSU wie selbstverständlich von "Bürgerinnen und Bürgern", Lehrerinnen und Lehrern", "Pflegerinnen und Pflegern", hat die Bundesvorsitzende der SPD-Frauen Maria Noichl am Mittwoch aufgedeckt. "Wollen Sie damit aufhören und dies verbieten?", fragt die SPD-Politikerin den bayerischen Ministerpräsidenten. "Ich habe den dringenden Verdacht, dass Herr Söder nicht weiß, dass er selbst und seine CSU jeden Tag gendern, was das Zeug hält", so die SPD-Politikerin.

Dürfen Lehrer ihre Klasse nicht mehr mit "liebe Schülerinnen und Schüler" ansprechen?
Wenn man die Ankündigung Söders ernst nimmt, dürften Lehrer ihre Klasse nicht mehr mit "liebe Schülerinnen und Schüler" ansprechen, schlussfolgerte Noichl und erklärte sich bereit, gendernden Lehrern zur Seite zu stehen: "Ich übernehme gerne die erste Strafzahlung, die Bayern gegen eine Lehrkraft verhängt, weil sie ihre Klasse mit 'Guten Morgen, liebe Schülerinnen und Schüler' begrüßt. Ich zahle gerne!"
Am Tag nach der Kampfansage Söders an das Gendern stellte der Bayerische Jugendring (BJR) die erste Studie zur Lebenssituation junger queerer Menschen in Bayern vor. "Für uns ist klar, dass wir gendern", bekräftigte bei der Gelegenheit BJR-Präsident Philipp Seitz. Die bewusste Verwendung von Sprache sei sehr wichtig, weil dadurch die gesellschaftliche Vielfalt zum Ausdruck gebracht werde.
Lehrerverbände lehnen Gender-Verbot ab
Eine Absage an Gender-Verbote kam auch vom bayerischen Philologenverband (bpv), dem Interessenverband der Lehrer an Gymnasien. "Ein hartes Verbot neuer Schreibweisen halte ich (...) nicht für notwendig und zielführend. Es bestünde damit eher die Gefahr einer weiteren Spaltung und Polarisierung in der Schulgemeinschaft", sagte der Vorsitzende des Philologenverbandes (bpv), Michael Schwägerl, auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur in München. Der Vorsitzende des Realschullehrerverbandes (brlv), Ulrich Babl, erklärte: "An den bayerischen Realschulen ist Gendern kein nennenswertes Thema, eine Genderpflicht lehnen wir jedoch klar ab."
