So fährt die Münchner S-Bahn in die Zukunft

Züge moderner, Fahrgäste besser informiert, ein größeres Angebot für Radler: Was 2021 anders wird - und warum Pendler bis 2023 wohl doch weiter häufig viel Geduld brauchen.
Felix Müller
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Ein klassischer S-Bahn-Zug aus zwei Fahrzeugen. Die Zukunft sieht anders aus: Bestellt werden durchgehende Langzüge.
Ein klassischer S-Bahn-Zug aus zwei Fahrzeugen. Die Zukunft sieht anders aus: Bestellt werden durchgehende Langzüge. © S-Bahn München

München - Heiko Büttner sieht ziemlich zufrieden aus. Mit sich, seiner Münchner S-Bahn. Und: mit der Zufriedenheit seiner Fahrgäste. Denn die habe sich hervorragend entwickelt, berichtet ein gut gelaunter S-Bahn-Chef am Dienstag beim Vorstellen seiner Pläne fürs neue Jahr. Und das auch, weil man deutlich pünktlicher geworden sei. 95 Prozent der Züge kommen laut Büttner inzwischen pünktlich ins Ziel, eine kleine Steigerung zu dem Wert von 94,3 Prozent im Vorjahr.

Weniger zufrieden klingt Büttner mit den Münchner Innenstadt-Händlern - die wegen etlicher geplanter Bauarbeiten und entsprechender Streckensperrungen - kürzlich scharf gegen die S-Bahn geschossen hatten. "Wir machen das nicht, weil wir es können, sondern weil wir es müssen", sagte Büttner. "Bauen ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung!"

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Überhaupt ist die S-Bahn weiter viel am Bauen, am Modernisieren von Haltestellen, Einrichten neuer Technik - und Modernisieren ihrer Fahrzeuge. Die AZ gibt einen Überblick...

S-Bahn-Züge

Für satte 300 Millionen Euro hat die S-Bahn all ihre Züge umgestaltet und modernisiert. Das Projekt ist jetzt abgeschlossen. 34 000 neue Sitz-, Rücken- und Kopfpolster hat man etwa eingesetzt, fast 2.000 neue Monitore in die Züge gebaut. Ob die vielen Stehplätze, um noch mehr Menschen in die Züge zu pressen nach Corona wohl noch als zeitgemäß gelten? Büttner sagte, dass natürlich der Idealfall wäre, wenn man bei allen Steh- und Sitzplätzen immer eineinhalb Meter Abstand gewährleisten könne. Das sei im ÖPNV aber nicht realistisch.

Mehr Platz übrigens will die S-Bahn bei der nächsten ganz neuen Generation der Fahrzeuge (deren Ausschreibung begonnen hat) auch dadurch schaffen, dass es 200 Meter lange Fahrzeuge werden sollen. Keine zwei- und dreiteiligen Züge werden also eines Tages mehr fahren, sondern nur noch durchgängige Langzüge. "So sparen wir Führerstände und haben insgesamt mehr Platz", sagte Büttner.

Mehr Information

An den S-Bahnhöfen soll die Information verbessert werden. Zunächst soll ein altes Problem behoben werden: Dass bei größeren Störungen etliche Züge als "fällt aus" untereinander aufgelistet werden - und man gar nicht mehr sieht, welcher Zug wann als Nächstes kommt.

S-Bahn-Chef Heiko Büttner.
S-Bahn-Chef Heiko Büttner. © S-Bahn München

Künftig werden die nächsten real erwarteten Züge angezeigt - und die ausgefallenen laufen unten am Display im Fließtext. Nach und nach werden auf der Stammstrecke dieses Jahr die Bahnhöfe dann ohnehin mit einer neuen Generation an Bildschirmen ausgestattet. Auch in den Zügen soll auf den Monitoren die Information verbessert werden. Künftig könnte dort etwa angezeigt werden, wann und wo mit einer starken Auslastung der Züge gerechnet wird.

Barrierefreiheit

Die S-Bahn hält am Ziel fest, dass alle Stationen im Netz barrierefrei werden sollen. Es bleibt ein mühsames Geschäft. Für elf Stationen gibt es noch überhaupt keine Lösung, im Stadtgebiet geht es wenigstens ein bisserl voran. So wird weiter am Aufzug am Isartor gewerkelt. Auf AZ-Nachfrage heißt es, im ersten Quartal 2022 könne man damit fertig sein. Nun ja, schnell geht wohl anders. Auch für den S-Bahnhof St.-Martin-Straße meldet man die "Fortsetzung des barrierefreien Ausbaus".

Neuer Bahnhof

So soll der neue S-Bahnhof in Zorneding aussehen.
So soll der neue S-Bahnhof in Zorneding aussehen. © S-Bahn München

Die Bahn baut tatsächlich ein neues Bahnhofsgebäude! Und zwar am S-Bahnhof Zorneding. Einen "CO2-sparsamen Neubau mit natürlichen, nachhaltigen und regionalen Rohstoffen", verspricht man. Durch eine "vorgefertigt gelieferte Holzkonstruktion" könne man das Haus mit Wartebereich, Kiosk und öffentlichem WC innerhalb weniger Monate errichten, jubelt die S-Bahn.

Radlabstellplätze

Wie hier in Freising sind neue Radlabstellflächen geplant.
Wie hier in Freising sind neue Radlabstellflächen geplant. © S-Bahn München

Die Bahn setzt zunehmend auch auf Pendler, die mit dem Radl zu den Stationen kommen. Das Prinzip: Die Bahn stellt den Kommunen kostenlos Flächen zur Verfügung, wenn die Stellplätze bauen. Im Stadtgebiet München freilich verfängt das Prinzip eher so mittel-erfolgreich. Weil oft schlicht kein Platz ist. "An der Hackerbrücke gehen Sie die Treppen hoch und dann hören unsere Flächen auch schon auf", hieß es am Dienstag lapidar von der S-Bahn.

Maskenpflicht?

Wird es auch nach Corona eine Maskenpflicht geben, etwa in der Grippesaison? "Ich setze auf Eigenverantwortung", sagte Heiko Büttner am Dienstag auf AZ-Nachfrage. "Dass es auf Dauer eine Pflicht gibt, kann ich mir nicht vorstellen." Er glaube aber, dass viele Fahrgäste auch künftig freiwillig und zum Selbstschutz Masken tragen würden.

Viel (Steh-) Platz gibt es in den modernisierten S-Bahn-Zügen.
Viel (Steh-) Platz gibt es in den modernisierten S-Bahn-Zügen. © S-Bahn München

Pünktlichkeit

Bei aller Selbstzufriedenheit mit mehr pünktlichen Zügen: Ein bisserl Wasser muss der S-Bahn-Chef dann doch noch in den Wein gießen. Denn erst wenn das neue Stellwerk am Ostbahnhof 2023 fertig ist, rechnet man mit weniger Problemen bei Störungen.

Kleinere Verbesserungen soll es schon vorher geben. So werden die Lokführer nun bereits an Hirschgarten und Donnersbergerbrücke mit neuer hochauflösender Videotechnik unterstützt, die Monitore können sie vom Führerstand aus sehen. Acht Stationen in der Stadt sollen heuer mit dieser Technik ausgestattet werden, verspricht die S-Bahn.

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  • Leserin am 03.03.2021 22:04 Uhr / Bewertung:

    Içh versteh das Herumgenöle nicht so ganz. Klar ist, dass die S-Bahn, wie der öffentliche Nahverkehr in den letzten 40 Jahren vernachlässigt wurde, während für den Autoverkehr viel investiert wurde. Das war politisch sowohl im Bund als auch im Land so gewollt. Mit dem Ergebnis dieser Politik werden wir als Münchner Bürger*innen und Fahrgäst*innen leben müssen bis die Massnahmen 2. Stammstrecke, neues Stellwerk und neue Züge umgesetzt sind.

    An die Verantwortlichen sollten wir die nächsten 30 Jahre bei den Wahlen denken!

  • Monika1313 am 02.03.2021 23:41 Uhr / Bewertung:

    Zum Thema Maskenpflicht: Aktuell wäre sie ja noch Pflicht. Leider nicht für alle. Die Bahn spricht zwar in jeder Ansage und mit zahllosen Plakaten von der Maskenpflicht. Am Rosenheimer Platz sind aber nachts häufig Technikertrupps mit mehreren Arbeitern zugange. Keiner davon trägt eine Maske. Die Maskentragepflicht gilt also nur für Fahrgäste, keinesfalls für werkseigene oder -fremde Mitarbeiter*innen. Für Herrn Heiko Büttner ist die Welt natürlich in Ordnung, denn er sieht das von seinem Schreibtisch aus leider nicht und schon gar nicht nachts. Es lebe die Theorie. Die Praxis sieht leider anders aus.

  • Guidomuc am 02.03.2021 23:02 Uhr / Bewertung:

    Langzüge, soso, wenn also ein kleines Teil oder vielleicht ein Radreifen kaputt ist, fällt der gesamte Zug aus und nicht nur ein Drittel-Zug. Und man muss immer den ganzen Zug fahren lassen, egal wie hoch das Fahrgastaufkommen ist Stichwort Energieverbrauch... lieber nochmal nachdenken

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