So fährt die Münchner S-Bahn in die Zukunft
München - Heiko Büttner sieht ziemlich zufrieden aus. Mit sich, seiner Münchner S-Bahn. Und: mit der Zufriedenheit seiner Fahrgäste. Denn die habe sich hervorragend entwickelt, berichtet ein gut gelaunter S-Bahn-Chef am Dienstag beim Vorstellen seiner Pläne fürs neue Jahr. Und das auch, weil man deutlich pünktlicher geworden sei. 95 Prozent der Züge kommen laut Büttner inzwischen pünktlich ins Ziel, eine kleine Steigerung zu dem Wert von 94,3 Prozent im Vorjahr.
Weniger zufrieden klingt Büttner mit den Münchner Innenstadt-Händlern - die wegen etlicher geplanter Bauarbeiten und entsprechender Streckensperrungen - kürzlich scharf gegen die S-Bahn geschossen hatten. "Wir machen das nicht, weil wir es können, sondern weil wir es müssen", sagte Büttner. "Bauen ist nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung!"
Überhaupt ist die S-Bahn weiter viel am Bauen, am Modernisieren von Haltestellen, Einrichten neuer Technik - und Modernisieren ihrer Fahrzeuge. Die AZ gibt einen Überblick...
S-Bahn-Züge
Für satte 300 Millionen Euro hat die S-Bahn all ihre Züge umgestaltet und modernisiert. Das Projekt ist jetzt abgeschlossen. 34 000 neue Sitz-, Rücken- und Kopfpolster hat man etwa eingesetzt, fast 2.000 neue Monitore in die Züge gebaut. Ob die vielen Stehplätze, um noch mehr Menschen in die Züge zu pressen nach Corona wohl noch als zeitgemäß gelten? Büttner sagte, dass natürlich der Idealfall wäre, wenn man bei allen Steh- und Sitzplätzen immer eineinhalb Meter Abstand gewährleisten könne. Das sei im ÖPNV aber nicht realistisch.
Mehr Platz übrigens will die S-Bahn bei der nächsten ganz neuen Generation der Fahrzeuge (deren Ausschreibung begonnen hat) auch dadurch schaffen, dass es 200 Meter lange Fahrzeuge werden sollen. Keine zwei- und dreiteiligen Züge werden also eines Tages mehr fahren, sondern nur noch durchgängige Langzüge. "So sparen wir Führerstände und haben insgesamt mehr Platz", sagte Büttner.
Mehr Information
An den S-Bahnhöfen soll die Information verbessert werden. Zunächst soll ein altes Problem behoben werden: Dass bei größeren Störungen etliche Züge als "fällt aus" untereinander aufgelistet werden - und man gar nicht mehr sieht, welcher Zug wann als Nächstes kommt.

Künftig werden die nächsten real erwarteten Züge angezeigt - und die ausgefallenen laufen unten am Display im Fließtext. Nach und nach werden auf der Stammstrecke dieses Jahr die Bahnhöfe dann ohnehin mit einer neuen Generation an Bildschirmen ausgestattet. Auch in den Zügen soll auf den Monitoren die Information verbessert werden. Künftig könnte dort etwa angezeigt werden, wann und wo mit einer starken Auslastung der Züge gerechnet wird.
Barrierefreiheit
Die S-Bahn hält am Ziel fest, dass alle Stationen im Netz barrierefrei werden sollen. Es bleibt ein mühsames Geschäft. Für elf Stationen gibt es noch überhaupt keine Lösung, im Stadtgebiet geht es wenigstens ein bisserl voran. So wird weiter am Aufzug am Isartor gewerkelt. Auf AZ-Nachfrage heißt es, im ersten Quartal 2022 könne man damit fertig sein. Nun ja, schnell geht wohl anders. Auch für den S-Bahnhof St.-Martin-Straße meldet man die "Fortsetzung des barrierefreien Ausbaus".
Neuer Bahnhof

Die Bahn baut tatsächlich ein neues Bahnhofsgebäude! Und zwar am S-Bahnhof Zorneding. Einen "CO2-sparsamen Neubau mit natürlichen, nachhaltigen und regionalen Rohstoffen", verspricht man. Durch eine "vorgefertigt gelieferte Holzkonstruktion" könne man das Haus mit Wartebereich, Kiosk und öffentlichem WC innerhalb weniger Monate errichten, jubelt die S-Bahn.
Radlabstellplätze

Die Bahn setzt zunehmend auch auf Pendler, die mit dem Radl zu den Stationen kommen. Das Prinzip: Die Bahn stellt den Kommunen kostenlos Flächen zur Verfügung, wenn die Stellplätze bauen. Im Stadtgebiet München freilich verfängt das Prinzip eher so mittel-erfolgreich. Weil oft schlicht kein Platz ist. "An der Hackerbrücke gehen Sie die Treppen hoch und dann hören unsere Flächen auch schon auf", hieß es am Dienstag lapidar von der S-Bahn.
Maskenpflicht?
Wird es auch nach Corona eine Maskenpflicht geben, etwa in der Grippesaison? "Ich setze auf Eigenverantwortung", sagte Heiko Büttner am Dienstag auf AZ-Nachfrage. "Dass es auf Dauer eine Pflicht gibt, kann ich mir nicht vorstellen." Er glaube aber, dass viele Fahrgäste auch künftig freiwillig und zum Selbstschutz Masken tragen würden.

Pünktlichkeit
Bei aller Selbstzufriedenheit mit mehr pünktlichen Zügen: Ein bisserl Wasser muss der S-Bahn-Chef dann doch noch in den Wein gießen. Denn erst wenn das neue Stellwerk am Ostbahnhof 2023 fertig ist, rechnet man mit weniger Problemen bei Störungen.
Kleinere Verbesserungen soll es schon vorher geben. So werden die Lokführer nun bereits an Hirschgarten und Donnersbergerbrücke mit neuer hochauflösender Videotechnik unterstützt, die Monitore können sie vom Führerstand aus sehen. Acht Stationen in der Stadt sollen heuer mit dieser Technik ausgestattet werden, verspricht die S-Bahn.