Siemens eröffnet High-Tech-Fabrik in München: Hunderte neue Jobs

Auf einem großen Plakat an einem Siemens-Bürohaus in Allach steht: "Jobs mit Loks! Jetzt bewerben". Ein Mann mit Schweißermaske und dicken weißen Handschuhen lächelt einem von dort entgegen. Hier in Allach erweitert der Konzern nämlich seine Zug- und Lokomotivfabrik. Dafür verdoppelt er seine Fläche – von 47.000 auf 100.000 Quadratmeter. Das sind fast zweieinhalb Theresienwiesen. 2500 Menschen sollen dort einmal arbeiten. 500 mehr als heute – und noch sind nicht alle Stellen in der neuen Lokomotivfabrik besetzt.
Mit einer dampfenden Eisenbahn hat das, was Siemens in Allach fertigt, etwa so viel zu tun wie ein Smartphone mit einem Morse-Apparat. "Im Prinzip bauen wir einen 9000-PS-KI-Supercomputer", sagte Michael Peter bei der Eröffnung des Standorts am Dienstag. Er ist Geschäftsführer bei Siemens im Bereich "Mobility".

In Allach baut Siemens die "Vectron-Lokomotive", eine Elektrolok. Sie entsteht mit dem Einsatz von Robotik und Künstlicher Intelligenz. Auch in der Lok selbst ist KI verbaut. Zum Beispiel erstelle die ihre Wartungsaufträge größtenteils selbst.
Die Lok fährt in ganz Europa – und wird in Allach gebaut
Das Besondere an der Lok ist, dass es keine Rolle mehr spielt, ob in der Oberleitung Gleichstrom oder Wechselstrom fließt. Sie kann dadurch in ganz Europa fahren. Bislang müssen Züge zum Beispiel auf dem Weg von Deutschland nach Italien wechseln, weil die Stromarten nicht einheitlich sind.
Dieser "Ferrari des Güterverkehrs" (das ist die Bezeichnung eines Siemens-Chefs) wird also in Allach gebaut. Rund 250 Millionen Euro hat Siemens nach eigenen Angaben in diesen neuen Standort investiert – obwohl die Löhne hier in München zu den höchsten in ganz Deutschland zählen.

Dass Wettbewerbsfähigkeit, industrielle Fertigung "Made in Munich" trotzdem möglich seien, beweise das Team in Allach, sagte Geschäftsführer Roland Busch. In Allach werde die Lok inzwischen "fast wie am Fließband" gebaut. Früher sei eine Lok in einer Woche fertig geworden. Inzwischen seien es fast zwei am Tag.
Und das klappe nicht, weil Siemens Tausende Mitarbeiter einstellte, sondern durch den Einsatz von Software, Künstlicher Intelligenz und automatisierter Abläufe. Siemens rechnet in dieser Sparte mit einem Umsatzwachstum von rund 35 Prozent. Schon heute sei die Vectron die meistverkaufte Elektrolokomotive in Europa, sagte Siemens-Chef Roland Busch.
Auch die neuen S-Bahnen werden hier gebaut
Über dieses "Bekenntnis zum Standort München" freute sich auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) – und auch darüber, dass die Münchner S-Bahn 2028 insgesamt 90 neue, moderne Siemens-Züge bekommen soll, die (hoffentlich) pünktlicher und zuverlässiger sind. Auch sie werden in Allach produziert.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hätte sich dafür ein Danke gewünscht. Finanziert würden die Züge nämlich vom Freistaat, sagte Söder.
Zuschüsse habe Siemens vom Freistaat keine bekommen. "Nur Subventionen scheitern oft", sagte Söder. Sein Weg sei ein anderer: Sechs Milliarden investiere der Freistaat in KI und Wissenschaft. Franz Josef Strauß habe Bayern vom Agrarland zum Industriestaat gemacht. Und jetzt stehe ein neuer Wandel bevor. "Wir fangen gerade erst an, die neuen digitalen Möglichkeiten zu begreifen", sagte Söder.