Sepp Krätz gesteht Steuerhinterziehung

Die Steuern für den Champagner im „Hippodrom“ und Bier vor dem „Andechser am Dom“ hat sich der Wiesn-Wirt Krätz gespart. Nach seinem vollen Geständnis will ihm das Gericht aber Gefängnis ersparen.
von  az/Torsten Huber/dpa
Sepp Krätz auf dem Weg zum Gerichtssaal 177 im Münchner Landgericht.
Sepp Krätz auf dem Weg zum Gerichtssaal 177 im Münchner Landgericht. © dpa

Die Steuern für den Champagner im „Hippodrom“ und Bier vor dem „Andechser am Dom“ hat sich der Wiesn-Wirt Krätz gespart. Nach seinem vollen Geständnis will ihm das Gericht aber Gefängnis ersparen.

München  – Der wegen Steuerhinterziehung angeklagte Oktoberfest-Wirt Sepp Krätz hat gleich zum Prozessauftakt vor dem Münchner Landgericht ein volles Geständnis abgelegt und kann jetzt mit einer Bewährungsstrafe rechnen. Die Strafkammer hatte ihm am Donnerstag zwischen eineinhalb und zwei Jahren Freiheitsstrafe auf Bewährung und eine Geldstrafe zwischen 270 und 360 Tagessätzen in Aussicht gestellt, wenn er die Taten zugebe.

Darauf gestand Krätz, dem Fiskus 1,1 Millionen Euro Steuern vorenthalten zu haben. Im Wiesn-Festzelt „Hippodrom“ war laut Anklage die gesamte Champagnerbar an den Büchern vorbeigelaufen. Dem Finanzamt sei so knapp eine Million Euro entgangen. Im Wirtshaus „Andechser am Dom“ sei beim Ausschank im Freien geschummelt worden – hier soll der Fiskus um 124 000 Euro geprellt worden sein.

Der 59-jährige Krätz sagte, er habe die Vorfälle zu spät bemerkt und es dann einfach hingenommen. „Ich war nicht stark genug zu widersprechen“, erklärte der Wirt vor Gericht. Das Gericht setzte den Prozess mit ergänzenden Fragen fort. Ob das Urteil noch am Donnerstag verkündet wird, war zunächst offen. Krätz betreibt neben dem „Hippodrom“ und dem „Andechser am Dom“ auch die „Waldwirtschaft Großhesselohe“. Seinen Platz auf dem Oktoberfest könnte er bei einer Verurteilung verlieren.

Die Stadt München entscheidet am 28. April über die Zulassung der Wirte, Marktkaufleute und Schausteller für dieses Jahr. Mehrere andere Wirte sollen schon eigene Zelte anstelle von Krätz' „Hippodrom“ planen.

Sepp Krätz: Sein Leben als Geschäfts - und Privatmann

Sepp Krätz erzählt aus seinem Leben: Mit 13 Jahren Metzgerlehre, mit 16 Gesellenprüfung, Meisterprüfung mit 20 Jahren. "Irgendwann bin ich nach München. Ich war so 22", sagt er. Seine steile Gastro-Karriere startet 1975 im Hofbräukeller. 1982 heiratet er und übernimmt die Wawi. "1984 kam Pater Anselm auf mich zu, fragte, ob ich nicht den Andechser am Dom übernehmen will", sagt Krätz.

Fast zeitgleich kommt Frau Brandl (Vinzenz Murr) auf ihn zu und bietet ihm das Hippodrom an. Krätz: "War alles ein bisserl knapp, weil ich gerade den Andechser eröffnet hatte. Es waren schwere Jahre. Der Ruf vom Hippodrom war ruiniert. Erst hatte ich auf der Wiesn Verlust. Irgendwann kam der Erfolg."

2006 dann die ScheidungScheidung (zwei erwachsene Töchter). 2009 heiratet er wieder. Mit zweiter Ehefrau hat er einen Sohn (4). Unterhalt an Ex zahlt er 200.000 im Jahr. Jedes Jahr nimmt er auf der Wiesn 2 Millionen Euro brutto ein. "Ob ich 2014 noch mit dem Hippodrom verdiene, weiß ich nicht", sagt Krätz. Die Wavi bringt im Jahr 132.000 Euro, das Wohn- und Gewerbehaus in Starnberg bringt 250.000 Euro (Brutto).

Das Starnberg-Haus ist mit 4 Millionen Darlen finanziert. Er hat zwei Autos und wohnt mit Frau und Sohn in München zur Miete (2500 Euro im Monat). Mit der Rinderzucht verdient er angeblich nichts.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.