Sensation im „Liserl“-Prozess: Opfer meldet sich

Nach ihrer Vergewaltigung nach der Wiesn war sie monatelang verschollen - jetzt hat sich das unbekannte Opfer "Liserl" bei der Polizei gemeldet und wurde vernommen. Der Prozess gegen die drei Angeklagten wurde unterbrochen.
von  Abendzeitung
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Illustration © Ronald Zimmermann

MÜNCHEN - Nach ihrer Vergewaltigung nach der Wiesn war sie monatelang verschollen - jetzt hat sich das unbekannte Opfer "Liserl" bei der Polizei gemeldet und wurde vernommen. Der Prozess gegen die drei Angeklagten wurde unterbrochen.

„Lisa ist gefunden.“ Drei dürre Worte nur – ausgesprochen vom Richter Norbert Riedmann – und doch nicht weniger als eine sensationelle Wende im „Liserl“-Prozess um die Vergewaltigung nach der Wiesn 2007. Trotz der Aufrufe der Polizei war die Frau, die laut Anklage mehrfach vergewaltigt wurde, bis letzte Woche eine große Unbekannte geblieben. Unter anderem gestützt auf ein Handy-Video von der Tat und die Aussage des Angeklagten Peter M. (27), hatte die Staatsanwaltschaft auch ohne sie Anklage wegen Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung gegen Robert F. (29), Ignaz Ö. (29) und Peter M. erhoben.

Und jetzt die Wende: Die junge Frau war mit ihrer Freundin am Freitag plötzlich bei der Polizei aufgetaucht. Ihre Freundin hatte die Zeitungsberichte zum Prozessauftakt gelesen und Lisa als Opfer identifiziert. Die Freundinnen wurden sofort vernommen.

Die Nachricht vom plötzlich aufgetauchten Opfer soll auf der Anklagebank für blasse Nasenspitzen gesorgt haben. Das Protokoll der Vernehmungen wurde den Verteidigern und der Kammer von der Staatsanwaltschaft übergeben. Die Verhandlung wurde dann zur Protokoll-Lektüre für anderthalb Stunden unterbrochen.

Woran kann sich das Opfer noch erinnern?

Doch woran kann sich die Münchnerin überhaupt noch erinnern? Laut Anklage war sie von den Angeklagten mit K.O.-Tropfen außer Gefecht gesetzt worden, hatte zuvor selber reichlich Alkohol getrunken. Sie scheint von den Vergewaltigungen nicht viel mitbekommen zu haben. Jedenfalls erstattete die junge Frau keine Anzeige bei der Polizei. Auch die Anklage ging bislang davon aus, dass Lisa keine Ahnung hatte, was die drei Männer mit ihr gemacht hatten, als sie die Wohnung am nächsten Morgen verließ.

Werden die Angeklagten nun ihr Schweigen brechen? Sewarion Kirkitadse, Anwalt von Robert F., bat die Kammer um eine längere Prozess-Unterbrechung. Er will das plötzliche Auftauchen des Opfers und deren Aussagen mit seinem Mandanten ausführlich besprechen können. Der Bitte wurde von der Kammer entsprochen. „Das ist eine völlig neue Situation“, sagte Richter Riedmann. „Ich bin da außen vor“, erklärte dagegen Anwältin Birgit Schwerdt. Ihr Mandant Peter M. machte als Einziger Angaben zum Sachverhalt.

Der Prozess wird am 4. August fortgesetzt, Lisa soll am 12. August in den Zeugenstand treten.

jot/rah

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