Schwere Vorwürfe: Ex-Ausländerbeirat der Stadt festgenommen
Erpressung, Einbruch, Hausfriedensbruch, Nötigung: Der 38-jährige Münchner soll Mieter massiv unter Druck gesetzt und bestohlen haben.
Die Vorwürfe wiegen schwer: Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen einen ehemaligen Ausländerbeirat der Stadt München – wegen Erpressung, Einbruch, Hausfriedensbruch und Nötigung.
Der 38-Jährige soll am Freitag vor einer Woche, morgens um 10 Uhr, mit einem Nachschlüssel in eine Wohnung in der Schillerstraße (Ludwigsvorstadt) eingedrungen sein, die er zuvor an zwei arabische Touristen vermietet hatte. Im Schlepptau hatte er zwei Helfer (25, 46).
Die Mieter, zwei Cousins (23, 30) aus Kuwait, waren in der Wohnung, der eine schlief offenbar noch. Laut Polizei zerrte ihn der Vermieter aus dem Bett, während die beiden anderen Männer die Wertsachen der Touristen – darunter rund 4000 Euro Bargeld und den Schlüssel für einen gemieteten Mercedes – einsteckten.
Außerdem nahmen die Männer die Reisepässe und Flugtickets der Touristen mit. „Der Vermieter gab den beiden zu verstehen, dass die Herausgabe der mitgenommenenen Gegenstände abhängig von der Begleichung ihrer Mietschulden sei. Der Wert der mitgenommenen Sachen überstieg jedoch bei Weitem die angefallenen Mietrückstände“, sagte Polizeisprecher Werner Kraus am Freitag.
Es geht um etwa 2000 Euro Mietschulden
Sein rabiates Vorgehen begründete der 38-Jährige gegenüber den Touristen damit, dass sie die Miete nicht gezahlt hätten. Sie sollen ihm etwa 2000 Euro schuldig geblieben sein.
Die Touristen gingen noch am selben Tag zur Polizei und erstatteten Anzeige. Am Donnerstag der vergangenen Woche durchsuchte die Polizei drei Wohnungen und ein Büro. Dabei wurde der vermisste Mietwagen gefunden und der 38-Jährige festgenommen. Der gebürtige Münchner mit arabischen Wurzeln weigerte sich, seinen Wohnsitz zu nennen. Am späten Freitagnachmittag wurde er dem Haftrichter vorgeführt – der sah jedoch keinen Haftgrund und entließ ihn wieder in die Freiheit.
Zweckentfremdung von Wohnungen und Medizintourismus
Der Festgenommene ist nach AZ-Informationen eine der zentralen Figuren im Zusammenhang mit zweckentfremdeten Wohnungen und der illegalen Weitervermietung an Medizintouristen – vor allem im Arabellapark, wo zeitweise bis zu 150 Privatwohnungen illegal weitervermietet wurden (AZ berichtete). Dies ist ein überaus lukratives Geschäft: Viele Patienten aus arabischen Ländern reisen mit mehreren Familienmitgliedern an. Die geschäftstüchtigen Vermieter verlangen von ihnen 150 bis 300 Euro pro Nacht und Person.
Der Mann, der jetzt die beiden Touristen aus Kuwait in der Schillerstraße drangsaliert haben soll, ist und war Geschäftsführer von Firmen, die unter anderem in der Immobilien-, Automobil- und Personenbeförderungsbranche tätig sind.
Bei der Polizei in Bogenhausen, in Münchner Gerichten sowie im Amt für Wohnen und Migration ist der 38-Jährige längst kein Unbekannter mehr. So wurde der Münchner mehrmals zu empfindlichen Strafen wegen Zweckentfremdung verurteilt, ging aber stets in die nächste Instanz.
Anwohner berichten von Einschüchterungen
Einige Anwohner im Arabellapark berichten außerdem von bedrohlichen und einschüchternden Begegnungen mit dem Mann, der mehrere Jahre im Ausländerbeirat der Stadt München saß. Es gab Anzeigen wegen versuchter Körperverletzung oder Bedrohung im Zusammenhang mit zweckentfremdeten Wohnungen. Die Verfahren wurden jedoch eingestellt.
Die Mitarbeiter des Amtes für Wohnen und Migration sind im Arabellapark nur noch mit Polizeischutz unterwegs.
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