Schweinenasen für Kandidaten
MÜNCHEN - Unbekannte haben Wahlplakate in der Stadt mit tierischen Aufklebern oder Clowns-Nasen verziert. Nicht alle Politiker nehmen's mit Humor. „Zu einer Strafanzeige neigen wir dann aber eher nicht.“
Welches Schweinderl hätten’s denn gern? Wer derzeit einen genaueren Blick auf die Wahlplakate in der Stadt wirft, könnte den Eindruck gewinnen, dass es bei der Landtagswahl am 28. September um genau diese Frage geht. Denn irgendein Unbekannter hat die Fotos diverser Kandidaten mit einem Schweinerüssel ver(un)ziert. Und das parteiübergreifend.
Wer ist verantwortlich für diese – nun ja – „Sauerei“? „Wir sind dabei, das herauszufinden“, sagt Roland Fischer von der Münchner SPD. Wie, das will er freilich nicht verraten. Aus reiner Neugier wüssten die Sozis gerne, wer die Landtagsbewerber mit seinen Aufklebern schmückt. „Zu einer Strafanzeige neigen wir dann aber eher nicht“, erklärt Fischer. Dabei können einige SPDler über den „Ferkelwitz“ gar nicht lachen. „Die Geschichte mit den Clownsnasen finden wir noch symphatisch, aber bei den Schweinsnasen sieht das etwas anders aus!“
„Das erhöht die Aufmerksamkeit“
Das ist nämlich die andere Variante: Nicht nur mit den Rüssel-Aufklebern bekommen die Landtagskandidaten eins auf die Nase. Auch die roten Pappnasen, die man schon aus vergangenen Wahlkämpfen kennt, sind wieder im Einsatz. Tatort Nymphenburger Straße: Hier haben die Plakat-Verzierer ganze Arbeit geleistet. Ein Clown nach dem anderen säumt die Straße. Und das ganz in der Nähe der CSU-Zentrale. „Unsere ehrenamtlichen Plakatteams halten die Augen drauf“, sagt CSU-Bezirksgeschäftsführer Andreas Bauer. Doch bislang wurde noch niemand auf frischer Tat ertappt.
Jürgen Lochbihler, der für die Freien Wähler kandidiert, hat’s gleich in doppelter Ausführung erwischt. Sein Konterfei ist mal mit Pappnase und mal mit Schweinerüssel versehen. Doch er nimmt’s mit Humor: „Offenbar beschäftigt sich jemand intensiv mit mir. Das freut mich.“ Er werde wegen der Aufkleber sogar häufiger auf seine Plakate angesprochen. „Das erhöht die Aufmerksamkeit.“
"Humor ist für mich etwas anderes, als Menschen auf einem Bild zu verunstalten."
Der SPD-Abgeordnete Ludwig Wörner kann seiner neuen Schweinenase dagegen wenig abgewinnen. „Humor ist für mich etwas anderes, als Menschen auf einem Bild zu verunstalten.“ Er fände es schade, dass die Plakat-Aktivisten nicht stattdessen den politischen Diskurs suchen. Immerhin koste ein neues Plakat alles in allem 2,50 Euro. Für Wörner gilt: „Narrenhände beschmieren Tisch und Wände.“
Julia Lenders
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