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Schon ab Samstag: Stadtwerke München erhöhen Fernwärmepreise

Schon wieder erhöhen die Stadtwerke ihre Preise für die Heizung und das warme Wasser. In anderen Kommunen müssen die Kunden nur halb so viel zahlen. Die Linke im Rathaus kritisiert das scharf.
Christina Hertel |
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Fernwärme wird teurer. (Symbolbild)
Fernwärme wird teurer. (Symbolbild) © Hauke-Christian Dittrich/dpa/Symbolbild

München - Ab Samstag wird die kuschelige Wohnung und die warme Dusche für gut ein Drittel aller Münchner Haushalte noch teurer. Denn die Stadtwerke erhöhen zum 1. Oktober ihre Preise für Fernwärme – bereits zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres. Diesmal liegt die Erhöhung bei etwa 17 Prozent.

Wie sich die Kosten für Fernwärme genau berechnen, ist für den Laien nicht leicht zu durchschauen. Denn das, was der Verbraucher für Fernwärme bezahlen muss, setzt sich aus einem Grund- und einem Arbeitspreis zusammen. Der Grundpreis erhöht sich bei den Stadtwerken zum 1. Oktober 2022 um 2,4 Prozent, der Arbeitspreis um 17,3 Prozent. Oder in absoluten Zahlen: Für den Arbeitspreis müssen Stadtwerkekunden dann 180,32 statt 151,53 Euro pro Megawattstunde zahlen. Der Grundpreis steigt von 42,24 auf 50,27 Euro pro Kilowattstunde.

Wie teuer wird's?

Was bedeutet das für einen Durchschnittshaushalt? Die Pressestelle der Stadtwerke verweist darauf, dass sie das nicht konkret beziffern kann – schließlich seien alle Wohnungen unterschiedlich groß, die Bewohner verbrauchen unterschiedlich viel.

Die Linke im Münchner Stadtrat hat allerdings ausgerechnet, dass ein Haushalt mit einem durchschnittlichen jährlichen Wärmebedarf von 15 Megawattstunden knapp 2.000 Euro pro Jahr mehr zahlen muss im Vergleich zu Beginn 2021. Insgesamt kommt Die Linke bei diesem Verbrauch nun auf jährliche Kosten von 3.458 Euro.

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Allerdings dürfte nicht auf alle Münchner diese Rechnung zukommen. Laut dem "Heizspiegel", einem Online-Portal, das das Wirtschaftsministerium fördert, braucht ein Einfamilienhaus etwa 15 Megawattstunden. In einer kleinen Wohnung dürfte der Verbrauch also geringer ausfallen.

In München besonders drastisch

Fakt ist aber: Die Preise für Fernwärme sind in München besonders drastisch gestiegen. Tatsächlich kostete der Arbeitspreis Anfang 2021 noch rund 55 Euro pro Megawattstunde. Ab Oktober sind es etwa 180 Euro pro Megawattstunde. Der Preis hat sich also mehr als verdreifacht.

Stefan Jagel, der Chef der Linken im Münchner Stadtrat, hält das für nicht akzeptabel. Er unterstellt, dass die Stadtwerke in München ihre "Monopolstellung schamlos ausnutzen" – und damit "die soziale Krise verschärfen".

Ein Grund für die teuren Preise: In München wird Fernwärme, obwohl sie als besonders ökologisch beworben wird, noch immer zum Großteil aus Erdgas und Steinkohle erzeugt. Geothermie, also die Wärmeenergie, die tief im inneren der Erde gespeichert ist, macht in München nur 15 Prozent aus. Wie sehr sich das in den Preisen niederschlägt, zeigt ein Blick in den Norden von München.

In Unterföhring erzeugt das Unternehmen Geovol, das der Gemeinde gehört, Fernwärme zu 90 Prozent aus Geothermie.
Auch auf deren Kunden kommen ab Oktober höhere Rechnungen zu – allerdings scheinen sie im Vergleich zu München noch immer billig. Der Arbeitspreis beträgt dort dann 96,59 Euro pro Megawattstunde – halb so viel wie in München.

Stadtwerke: Falscher Vergleich

Die Stadtwerke betonen, dass sie solche Vergleiche für nicht richtig halten – schließlich habe jedes Unternehmen eigene Strukturen.
Allerdings sind sogar in Nürnberg, wo der Gasanteil auch besonders hoch ist, die Preise deutlich günstiger. Dort verkündete der Betreiber zum 1. Oktober hin eine Erhöhung des Arbeitspreises auf 129 Euro pro Megawattstunde – rund 50 Euro weniger als in München.

Jagel ist deshalb davon überzeugt, dass die Stadtwerke für ihre Preisberechnung eine falsche Formel verwenden, weil sie den stark schwankenden Gaspreis auf dem Markt heranziehen. Schließlich hätten die Stadtwerke langfristige Verträge mit ihren Lieferanten abgeschlossen, so Jagel.

Auch SPD-Chef Christian Köning sagt, er sei überrascht gewesen, dass der Anteil an erneuerbaren Energien bei der Münchner Fernwärme so klein sei. Allerdings sei der Ausbau der Geothermie bereits auf dem Weg: Auf der Wiese des Michaelibads planen die Stadtwerke gerade die größte Geothermieanlage Deutschlands.


Die Mehrwertsteuer sinkt: Auch auf Fernwärme

Möglicherweise kommt es für Fernwärmekunden doch nicht ganz so hart: Wie t-online berichtet, will die Bundesregierung nicht nur die Mehrwertsteuer auf Gas senken, sondern auch auf Fernwärme. Dann sollen vom 1. Oktober 2022 bis 31. März 2024 nur sieben statt 19 Prozent Mehrwertsteuer anfallen.

Anfangs wollte die Regierung nur Gaskunden entlasten. Doch weil nicht nur in München Gas für die Erzeugung von Fernwärme verwendet wird, schwenkt die Ampelkoalition nun offenbar um. Alleine in München beziehen etwa ein Drittel aller (also gut 265 000) Haushalte Fernwärme. 

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30 Kommentare
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  • mausundkatz am 29.09.2022 13:47 Uhr / Bewertung:

    Wer sich einmal in die "Fernwärme"-Falle gesetzt hat, wirk ausgepresst bis aufs Mark.

  • Flachsie am 29.09.2022 09:23 Uhr / Bewertung:

    Ja sind wir als Fernwärmekunden eigentlich die Melkkühe der SWM? Ich finde das sehr traurig, dass die Politik mit kleinen Ausnahmen nichts dagegen tut! Wie kann es sein, dass die tarife für Erdgas der SWm so viel günstiger sind als für die Fernwärme. Das stinkt doch zum Himmel!

    Traurig, dass bis auf die Linken niemand dagegen vorgeht im Stadtrat

  • Heinrich H. am 29.09.2022 17:48 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Flachsie

    ......Anbieter wechseln.................. oder ganz umsteigen.. !!!!!!!!!!!!

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