"Schlicht zum Scheitern verurteilt": Münchens OB kritisiert linke Leerstandsaktion

Wohnungsleerstand in München: OB Reiter äußert sich zur Linke-Kritik. Doch die Aktivisten widersprechen: "München glänzt durch Nichts-Tun".
Irene Kleber |
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Die Plakataktion der Münchner Linken in der Nacht auf Montag (20.10):  Sie hatten an rund 160 ganz oder teilweise leerstehenden Wohnhäusern in der Stadt Protestplakate gehängt, um damit Leerstand sichtbar zu machen. V.l.: Stadtrat Stefan Jagel und die Aktivisten Antonia Wolf, Christian Schwarzenberger und Anja Fuchsloch – hier vor dem weitgehend leeren Altbau an der Baaderstraße 61.
Die Plakataktion der Münchner Linken in der Nacht auf Montag (20.10): Sie hatten an rund 160 ganz oder teilweise leerstehenden Wohnhäusern in der Stadt Protestplakate gehängt, um damit Leerstand sichtbar zu machen. V.l.: Stadtrat Stefan Jagel und die Aktivisten Antonia Wolf, Christian Schwarzenberger und Anja Fuchsloch – hier vor dem weitgehend leeren Altbau an der Baaderstraße 61. © Daniel von Loeper

Drei Tage nach der jüngsten Plakataktion der Münchner Linken gegen den Wohnungsleerstand in der Stadt reagieren das Sozialreferat und OB Dieter Reiter (SPD) verärgert. Aktivisten hatten in der Nacht zum Montag (20.10.) an rund 160 Wohnhäusern, die ganz oder teilweise leer stehen, Plakate angebracht (AZ berichtete) – mit Sprüchen wie "Hier ist leer. Was soll das?" Die Linke bezieht sich dabei auf eine Zählung der Statistischen Ämter für den Zensus 2022 – die Zählung hatte für München die Zahl von rund 22.000 dauerhaft leeren Wohnungen ergeben.

Leerstand und München: "Ebenso rechtswidrig wie unzulässig"

Diese Zahl weist das Sozialreferat zurück. Bei 53 Prozent handle es sich "um Wohnungen, die innerhalb der nächsten drei Monate für den Bezug verfügbar" gewesen seien. "Ein Leerstand von unter drei Monaten ist zweckentfremdungsrechtlich unerheblich", teilt das Referat mit. Auch seien die Lösungsvorschläge der Linken, um Leerstand zu bekämpfen, "ebenso rechtswidrig wie unzulässig". Etwa sei es aus Datenschutzgründen "nur in konkreten Verdachtsfällen juristisch möglich", Stromverbrauchsdaten zu erhalten.

OB Dieter Reiter (SPD): "In einem Rechtsstaat ist es schlicht nicht möglich, Maßnahmen zu ergreifen, die auf den ersten Blick zwar populär erscheinen, aber rechtlich nicht zulässig und somit zum Scheitern verurteilt sind."
OB Dieter Reiter (SPD): "In einem Rechtsstaat ist es schlicht nicht möglich, Maßnahmen zu ergreifen, die auf den ersten Blick zwar populär erscheinen, aber rechtlich nicht zulässig und somit zum Scheitern verurteilt sind." © Peter Kneffel, dpa

OB: "Linke verkennt wohl bewusst rechtliche Gegebenheiten"

"Die Linke hat mit ihrer Plakataktion gegen Leerstand wortwörtlich ,plakativ‘ für Aufsehen gesorgt, verkennt aber wohl bewusst die rechtlichen Gegebenheiten im Einzelfall", kritisiert OB Dieter Reiter. "In einem Rechtsstaat ist es schlicht nicht möglich, Maßnahmen zu ergreifen, die auf den ersten Blick zwar populär erscheinen, aber rechtlich nicht zulässig und somit zum Scheitern verurteilt sind." München habe "mit der Zweckentfremdungssatzung ein wirksames Mittel gegen Leerstände", so der OB. Die stadteigene Online-Meldeplattform sei "zudem ein etabliertes Instrument, Leerstände zu melden, denen wir systematisch nachgehen."

Linke-Stadtrat Stefan Jagel: „Ich erwarte von einem Oberbürgermeister, die Probleme in dieser Stadt mit voller Kraft zu beheben, statt diejenigen anzuprangern, die auf die Probleme aufmerksam machen."
Linke-Stadtrat Stefan Jagel: „Ich erwarte von einem Oberbürgermeister, die Probleme in dieser Stadt mit voller Kraft zu beheben, statt diejenigen anzuprangern, die auf die Probleme aufmerksam machen." © Sigi Müller

Stefan Jagel: "OB sollte sich ein Beispiel nehmen"

Dem widersprechen wiederum die Linken. "Der Zensus zählt keine Wohnungen in die Statistik ein, die kurzfristig leer stehen, das ist eindeutig auf der Website des Statistischen Bundesamts erklärt", so Linke-Stadtrat Stefan Jagel: "Ich erwarte von einem Oberbürgermeister, die Probleme in dieser Stadt mit voller Kraft zu beheben, statt diejenigen anzuprangern, die auf die Probleme aufmerksam machen. Er sollte sich ein Beispiel nehmen am CDU-Bürgermeister in Landau, der gegen die Eigentümer von Leerstand aktiv geworden ist. Die Stadt glänzt durch Nichts-Tun, anstatt den Leerstand zu bekämpfen!"

Christian Schwarzenberger, Sprecher des Linken-Arbeitskreises Mieten und Wohnen: „Unsere Lösungsvorschläge sind realistisch und notwendig.“
Christian Schwarzenberger, Sprecher des Linken-Arbeitskreises Mieten und Wohnen: „Unsere Lösungsvorschläge sind realistisch und notwendig.“ © Daniel Loeper

"Unsere Lösungsvorschläge sind realistisch und notwendig", sagt Christian Schwarzenberger, der Sprecher des Linken-Arbeitskreises Mieten und Wohnen. "Dass Reiter und die Verwaltung die Zahl von 22.000 Wohnungen jetzt kleinreden, überrascht wenig. Fakt ist: Es gibt zu viel Leerstand in dieser Stadt und die Regierungskoalition tut nichts dagegen." Die Datenerhebung durch die Zählung von Strom- oder Abwassernutzung sei "vom Bundesbauministerium sogar empfohlen" worden.

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  • Radl Rainer vor 2 Stunden / Bewertung:

    Reiter redet ebenso schön daher, wie die Linken. Letztlich hat keiner etwas verbessert oder einen realistischen Plan, dies zu tun. Das gilt auch für die nicht genannten Fraktionen.

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  • sircharles vor 2 Stunden / Bewertung:

    Komisch, dass wer nicht links oder grün ist immer gleich nach Rechtsausschuss geschoben wird. Aber das ist typisch. Wer nicht links ist muss automatisch ganz rechts sein. Vollkommen abgedreht!

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  • Perlacher vor einer Stunde / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von sircharles

    Das kapieren diese linken Vögel aber nicht, und werden es nie kapieren!

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