Schachtel-Unternehmerin aus München: "Ordnung macht glücklich!"

Sabine Borszik hat die Pandemie genutzt, um etwas völlig Neues anzufangen. Sie gab ihren Job auf und gründete "Heimatschachtel": eine Firma für passgenaue Pappboxen.
Hüseyin Ince
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Sabine Borszik bastelt die maßgenauen Boxen noch in ihrem Wohnzimmer. Derzeit sucht sie einen kleinen Shop zur Miete.
Sabine Borszik bastelt die maßgenauen Boxen noch in ihrem Wohnzimmer. Derzeit sucht sie einen kleinen Shop zur Miete. © Daniel von Loeper

München - Stellen Sie sich vor, da ist ein kleines Münchner Mädchen, das Lego-Spielzeug geschenkt bekommt. Hunderte Teilchen, aus denen sich Cowboys, Astronauten, Pferde, Raumschiffe, Rennautos oder Schlösser bauen lassen. Und was macht das kleine Mädchen? Sie hat Spaß daran, die Teile ordentlich zu sortieren, statt ein Raumschiff daraus zusammenzustecken.

Von der festangestellten Finanzberaterin zur Start-up-Gründerin 

Was recht ungewöhnlich klingt, muss bei der Start-up-Gründerin Sabine Borszik in etwa so gewesen sein. "Ich mochte es eben schon immer ordentlich, Ordnung macht mich glücklich", sagt Borszik, die während der Pandemie einen festen Job als Finanzberaterin aufgegeben und sich selbstständig gemacht hat. Seit 2008 hatte sie ihren Ex-Beruf. Anfang 2022 - nach einigen Monaten Vorbereitung - hob sie ab, mit ihrem Start-up.

"Heimatschachtel" heißt nun ihr eigenes Ein-Frau-Unternehmen. Die Idee ist einfach: Fliegen in der Wohnung viele Dinge durch die Gegend und haben keinen richtigen Platz - Borszik nennt das Krimskrams -, kann man bei ihr passgenaue Aufbewahrungsboxen bestellen. Das Versprechen: Mit ihren Boxen könne man das Chaos gut sortieren.

"Die Ästhetik ist für viele Menschen entscheidend"

Was zunächst etwas banal klingt, ist gar nicht so unkompliziert. "Die meisten Aufbewahrungsboxen haben Standardgrößen", sagt Borszik. Und die passen dann oft nicht dorthin, wo sie funktionieren sollen. Oft geht es um wenige Millimeter. Bei Borszik kann man auf den Zentimeter genau bestellen, auch farblich so abgestimmt, dass so eine "Heimatschachtel" auch schön zum Möbelstück passt.

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"Die Ästhetik ist für viele Menschen entscheidend, damit es auch wirklich ordentlich aussieht", sagt Borszik. Auch der zweifachen Mutter ist die Ästhetik wichtig. Ordnung müsse unbedingt schön sein, sagt sie.

Ein weiterer Aspekt: Deswegen mache es Borszik zwar nicht, aber "Ordnung ist ein großer Trend", sagt sie, "die Nachfrage bei Ordnungscoaches boomt seit Jahren." Denn die Frage, wie man sinnvoll und richtig sortiert, sei oft gar nicht so leicht zu beantworten - und mehr als eine reine Ordnungsfrage. Es sei auch eine Frage des Lebensstils.

Noch arbeitet Borszik von zu Hause, im Bezirk Altstadt-Lehel, mit Pappe-Rohlingen, die 80 Mal 100 Zentimeter groß sind. Besonders wichtig für Borszik: "Ich bestelle bei einem Hersteller, der seine Papier- und Pappe-Produkte mit FSC-Siegel verkauft." Besonders umweltfreundlich sei das, weil der Kern aus Altpapier bestehe. "Leider muss eine Schicht Frischfaser drauf sein. Sonst ist die Box nicht so stabil, wie ich sie für meine Kunden haben will", sagt Borszik.

Bis zu 20 Bestellungen kommen pro Woche rein

Vier Farben, weiß, grau, marineblau oder tannengrün, 16 Größen, ob im Bücherregal, in der Schublade, auf einer Ablagefläche, mit oder ohne Deckel: Sabine Borszik bietet zwar Standardgrößen an - aber eben viel mehr als üblich. Wer es dann zentimetergenau haben will, zahlt ein bisschen drauf.

Zwischen 6,49 Euro (10/15/10 cm, ohne Deckel) und 18,99 Euro (23/31/15 cm, mit Deckel) kosten die einzelnen Boxen bei Borszik (plus Versand). Und es läuft so gut an, dass sie am liebsten einen echten Laden hätte. Bis zu 20 Bestellungen pro Woche hat sie momentan. Und wenn sie online bei ihr ankommt, greift sie - die ehemalige Kunst-Leistungskurslerin - zu Messer, Schere, Pappe und Kleber.

Zu Hause wird es sehr langsam, aber sicher irgendwann eng. Derzeit sucht sie. So ähnlich wie ein Blumenladen könnte er wohl aussehen, "mit einem Showroom samt Werkstatt und einem Büroraum dahinter", sagt Borszik.

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3 Kommentare
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  • gubr am 16.05.2022 18:17 Uhr / Bewertung:

    Ich zweifle da stark, dass der Markt da nicht sehr bald gesättigt sein wird. Zur Zeit hilft noch die Mundpropaganda, der Reiz des Neuen, und auch der Wunsch auch einer jungen engagierten Frau was gutes zu tun indem man da was kauft. Auch die Werbung hier wird ihren Teil zu einem kleinen Auftragsboom beitragen. Das denke ich, wird aber sehr bald nachlassen wenn alle Interessenten mal eingedeckt sind. Die Preise sind ja
    für einen kleineren Geldbeutel schon recht gesalzen.

  • hundundkatz am 16.05.2022 17:17 Uhr / Bewertung:

    20 mal pro Woche durchschnittlich 12 Euro Umsatz? Klingt nach einem echten Erfolgsrezept.

  • Der wahre tscharlie am 16.05.2022 16:11 Uhr / Bewertung:

    Grundsätzlich eine gute Idee. Aber gabs sowas ähnliches nicht schon früher mal?

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