Sandra Bindler über Ehrenamt, KI und gelebte Verantwortung
AZ: Frau Bindler, jedes Jahr im Dezember überreichen Sie bei "Gutes vereint" Schecks für wohltätige Projekte. Wie erinnern Sie sich an den letztjährigen Abend?
SANDRA BINDLER: Ich finde diesen Abend immer sehr berührend. Wir haben im letzten Jahr zum Beispiel einen Scheck an die AETAS Kinderstiftung überreicht, die sich um trauernde Kinder kümmert. In einem anderen Jahr haben wir ein Kinderhospiz unterstützt. Es beeindruckt mich, welche Belastungen Menschen im Ehrenamt auf sich nehmen. Und an "Gutes vereint" gefällt mir, dass man die Vielfalt des Ehrenamtes wahrnimmt und auch mit Themen konfrontiert wird, bei denen man merkt: Ohne das Ehrenamt würde vieles nicht funktionieren.

In diesem Jahr haben sich 118 Vereine beworben – ein Rekord.
Das hat uns beeindruckt. Und manchmal denkt man sich: Das gibt’s nicht. Da kümmern sich zum Beispiel Menschen bei einer Wasserwacht ehrenamtlich um unser Wohl – und es mangelt ihnen an Ausrüstung. Viele denken, dass eine Wasserwacht oder eine Freiwillige Feuerwehr staatlich seien – aber das machen Menschen in ihrer Freizeit.
Solch engagierte Arbeit soll durch "Gutes vereint" unterstützt werden. Inwiefern passt das zur Münchner Bank eG?
Es ist uns und allen Genossenschaften wichtig, sich in der Region zu engagieren. Das machen wir zum Beispiel über unsere Crowdfunding-Plattform. Gutes zu tun ist für uns eine Herzensangelegenheit – und es gibt viel zu tun.
Die Welt verändert sich rasant, man denke nur an KI. Inwiefern ist Ihre Genossenschaft vom Wandel betroffen?
KI hat in manchen Bereichen positive Effekte. Viele einfache Tätigkeiten, die uns im Alltag aufhalten, kann die KI gut leisten. Aber was stets Teil unseres Geschäftsmodells bleiben wird: Man wird es bei uns immer mit Menschen zu tun haben.
Ihre Mitarbeiter haben also sichere Jobs?
Wir werden durch die KI keinen Job abbauen, im Gegenteil: Wir würden gern mehr Privatkundenbetreuer einstellen. Dank KI werden unsere Mitarbeiter entlastet, und das kann den Personalmangel ausgleichen, der in einigen Jahren kommen könnte, wenn viele Mitarbeiter der Generation 60 plus in Rente gehen. Einfache Aufgaben wird die Künstliche Intelligenz übernehmen. Aber wenn es um Beratung geht, braucht es Menschen, Wissen und Bildung.
Viele Menschen – gerade junge – investieren Geld via Apps in Aktien. Haben sie mehr finanzielle Bildung als früher?
Sie sind probierfreudiger. Die Trading-Apps funktionieren ja auch gut – aber nur, weil der Aktienmarkt seit vielen Jahren gut läuft, im Gegensatz zu anderen wirtschaftlichen Entwicklungen. Das widerspricht allem, was betriebswirtschaftlich gelehrt wurde. Viele springen auf den Zug auf, aber es ist kein geschriebenes Gesetz, dass der DAX nur steigt. Der Lackmustest kommt, wenn der DAX mal einbricht.
Was wäre dann der Vorteil einer Bank?
Man hätte vor der Geldanlage mit einem Berater sprechen können, der einem die Vor- und Nachteile erklärt. Vielleicht hätte ich als junger Mensch darauf auch nicht gehört, aber ich hätte zumindest eines gelernt: Pack nicht alle Eier in ein Körbchen. Wenn man alles in Aktien steckt, muss man damit rechnen, dass alles irgendwann weg sein könnte.
Bricht den traditionellen Banken wegen der Trading-Apps der Kunden-Nachwuchs weg?
Wir bieten ja auch Apps an, über die Menschen ihr Geld selbst anlegen können. Aber wir müssen uns als Bank schon anstrengen, um attraktiv zu bleiben. Was für uns spricht: Wir sind ein Serviceanbieter für alles, und wir kennen unsere Kunden. Ich wünsche mir ja auch Menschen, die mich kennen und wissen, was gut für mich ist – ob das der Steuerberater ist oder der Friseur. Wenn es nur darum geht, dass etwas billig ist: Das ist nicht unser Ansatz, das ist ein anderes Geschäftsmodell. Für einfache Lösungen reicht vielleicht eine App. Aber wer einen Geldberater haben will, der individuelle Lösungen bietet – der ist bei uns richtig.