Ruppiger Polizeieinsatz: Tränen am Schlittenberg

Eine Mutter wendet sich nach einem Polizeieinsatz an einem Münchner Schlittenberg an OB Reiter. Sie beschwert sich über das Auftreten der Beamten.
Eva von Steinburg
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Ort des Konflikts: der Mini-Schlittenhügel im Domagkpark.
Ort des Konflikts: der Mini-Schlittenhügel im Domagkpark. © privat

München - Eine Mutter aus dem Münchner Norden hat sich jetzt schriftlich an OB Dieter Reiter (SPD) gewandt. Der Grund: ein aus ihrer Sicht "unverhältnismäßiger" Polizeieinsatz an einem kleinen Schlittenberg im Domagkpark.

Polizisten versetzten Kinder in Angst und Schrecken

"Zwei entschlossene Bereitschaftspolizisten haben mit schrillen Pfiffen und Klatschen in die Hände Kinder und Erwachsene dort rüde verscheucht. Sie wollten, dass der Hügel leer ist", erklärt Daniela G. Und einer von beiden rief: "Es gibt einen Grund, warum Schulen und Kindergärten geschlossen sind!" Weiter berichtet die Zeugin, dass ihre siebenjährigen Kinder dabei eine "entsetzliche Angst" bekommen haben: "Sie dachten, jetzt passiert etwas mit meiner Mama!", sagt Daniela G. Die Mutter klagt: "Meine Tochter und mein Sohn sprechen immer wieder von den Polizisten und können dieses Erlebnis nur langsam vergessen."

Hintergrund: Bei schönem Wetter hatten sich vergangenen Freitag zehn bis 15 Kinder im Grundschulalter auf einem Mini-Hügel im Domagkpark beim Schlittenfahren vergnügt. Gegen 15.30 Uhr wurden sie und ihre Mütter von zwei schwarz gekleideten Polizisten in voller Montur verjagt. Die Bereitschaftspolizei kam, mit am Gürtel sichtbaren Handschellen und Dienstwaffen. Zwei Polizisten liefen den Hügel hinauf und verjagten alle vom Berg: "Was ist los, warum entfernen Sie sich nicht", hat ein Polizist zu Daniela G. gesagt, so erzählt sie es. Denn die Mutter zögerte noch: "Wir standen ja verteilt da und nicht in einer Traube."

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Mutter beschwert sich über Ton und Auftreten der Polizei

Weil die Reiseverkehrskauffrau nicht sofort vom Platz gegangen sei, sei sie direkt nach ihrem Ausweis gefragt worden: "Meine Kinder waren so erschrocken von der Situation, die haben nur noch geweint und geschrien. Ich konnte sie nicht beruhigen." Über den Einsatz hat sich die Mutter nun schriftlich beim OB beschwert: "Ich fand den Ton und das Auftreten der Polizisten äußerst unangemessen. Sie hätten sich auch anders mitteilen können: 'Liebe Kinder, schaut mal her, verteilt euch etwas besser.' Oder: 'Der Hügel ist ein bisschen zu voll, darum müssen wir das Rodeln im Moment leider auflösen.'"

Polizei spricht von 40 Personen ohne Masken

Die Pressestelle der Polizei erklärt zu dem Einsatz: Es sei ein Anruf gekommen, dass im Domagkpark zirka 40 Personen Schlitten fahren, ohne dabei Masken zu tragen und Abstände einzuhalten. Zwei Streifen der Bereitschaftspolizei wurden daraufhin zum Schlittenhügel zwischen Max-Bill-Straße und Fritz-Winter-Straße geschickt. Polizeisprecher Sven Müller: "Die Beamten trugen ihre ganz normale Dienstkleidung. Das sind bei der Bereitschaftspolizei Einsatzoveralls. Die Einsatzbearbeitung erfolgt von den Beamten angepasst an die jeweilige individuelle Einsatzsituation und Lage vor Ort."

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  • Snork am 23.01.2021 09:45 Uhr / Bewertung:

    Ich glaube hier hat keiner kapiert worum es ging. Ja die Regeln besagen dass so viele Leute da nicht sein dürfen. Ich will mich auch gar nicht darüber auslassen wie sinnvoll diese Regeln sind oder wer sie aufgestellt hat und ob man die zwingend befolgen muss usw. Fakt ist die Polizei ist gezwungen den ganzen Schmarrn zu kontrollieren. Spätestens wenn sie informiert werden, so wie hier wohl von einem braven Linientreuen geschehen, muss sie etwas tun. Ob die wollen oder nicht.
    Das was bemängelt wurde war nicht die Tatsache das, sondern wie die Beamten vorgegangen sind.
    Wenn ich meinen Kindern erzähle, die Polizei Dein Freund und Helfer, damit versuche den Kindern Vertrauen in die Polizei zu vermitteln, dann erwarte ich auch ein vernünftiges Verhalten der Beamten. Das war weder ein Rudel Hunde noch eine Ansammlung von Tauben die man da verscheuchen muss, es waren Menschen. Hingehen, mit den Personen reden und eine Lösung finden wäre angebracht gewesen.

  • drogenfahnder am 23.01.2021 11:18 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Snork

    Ich bin genau deiner Meinung. Auf der einen Seite die (sinnigen oder auch unsinnigen) Regeln und deren Durchsetzung. Auf der anderen Seite Empathie und Fingerspitzengefühl. Was hat die Beamten denn daran gehindert, auf den Hügel zu spazieren, das Gespräch mit den Erwachsenen dort zu suchen und ihnen freundlich und ruhig die Lage zu erklären? So wie man das eben mit Bürgern macht, die keine Untertanen sind, die man nach Belieben rumschubst. Hätte vielleicht ein wenig Diskussion gegeben (siehe oben Stichwort sinnige und unsinnige Regeln), aber im Endeffekt hätte sich wohl niemand verweigert. Stattdessen macht man auf dicke Hose und auf Staatsmacht, welche die Erwachsenen behandelt als wären sie unmündig, und verschreckt kleine Kinder. Ein klassisches Eigentor.

  • Wendeltreppe am 23.01.2021 16:27 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von drogenfahnder

    Sie können es (versuchen) drehen und wenden wie Sie wollen, es kommt dasselbe Ergebnis dabei heraus...

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