„Rot-Grün ist kein Auslaufmodell“

Rezzo Schlauch im AZ-Interview über das Rathaus-Bündnis in München und über OB Christian Ude. Von 1998 bis 2002 war der 60-Jährige gemeinsam mit Kerstin Müller Vorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Grüne.
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Rezzo Schlauch: "Die Münchner Spitzenakteure Monatzeder und Ude sind herausragende Charaktere."
Martha Schlüter Rezzo Schlauch: "Die Münchner Spitzenakteure Monatzeder und Ude sind herausragende Charaktere."

Rezzo Schlauch im AZ-Interview über das Rathaus-Bündnis in München und über OB Christian Ude. Von 1998 bis 2002 war der 60-Jährige gemeinsam mit Kerstin Müller Vorsitzender der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Grüne.

AZ: München ist die letzte rot-grüne Bastion. 18 Jahre – länger hat ein solches Bündnis nirgends gehalten. Warum klappt’s hier besser als anderswo?

REZZO SCHLAUCH: Eine so gedeihliche Zusammenarbeit ist sehr stark von Akteuren abhängig. Und von der Chemie, die zwischen ihnen herrscht. Die Münchner Spitzenakteure Monatzeder und Ude sind herausragende Charaktere. Ude ist als OB eine Ausnahmeerscheinung. Ein brillianter Kommunikator. Und Monatzeder ist bodenständig, bayerisch, pragmatisch – ohne grüne Anliegen dabei unter den Tisch fallen zu lassen.

Ist Rot-Grün ansonsten eher ein Auslaufmodell?

Programmatisch gibt es zwischen Rot-Grün immer noch größere Schnittmengen. Aber die beiden Parteien bringen derzeit häufig nicht genug Gewicht für eine Koalition mit. Nach der Neuaufstellung der SPD mit den explizit rot-grünen Akteuren Müntefering und Steinmeier wird es jetzt bestimmt wieder eine gewisse Dynamik für Rot-Grün geben. Von einem Auslaufmodell würde ich also in keinster Weise sprechen. Aber auch die Öffnung der Grünen für andere Konstellationen war schon lange überfällig.

Aber das Traumpaar bleibt doch Rot-Grün, oder?

Traumpaare gibt’s nur in der Yellow Press. In der Realität nicht. Da holen einen die Mühen des Alltags ein. Man muss einfach schauen, wie die Mikado-Stäbchen fallen. Für München aber würde mir nie etwas anderes einfallen als Rot-Grün. Das ist ein regionaler rot-grüner Leuchtturm, dessen Feuer auch nach 18 Jahren noch nicht ausgeht.

Ude feierte gerade sein 15. Amtsjubiläum. Ihre Glückwünsche?

Bei allem Stress, den ein OB hat, ist er immer ein geselliger, humorvoller und geistreicher Mensch. Ich habe mich gefreut, dass er bei der Kommunalwahl nochmal angetreten ist. Ad multos annos!

Die Glanzgestalt hat auch Schattenseiten: OB Ude wird manchmal vorgeworfen, dass er als Sonnenkönig niemandem neben sich Platz lässt.

Das kann man ihm nicht vorwerfen. Da müssen sich die anderen dann eben wehren. Politik ist Konkurrenz. Ist Kampf. Wenn jemand bloß daneben steht und jammert: „Der macht mich platt“ – dann ist das eher sein Problem. Diese Opferhaltung hat in der freien Wildbahn, und das ist die Politik, nichts verloren.

Sie wären selbst gerne OB in Stuttgart geworden. Was macht für Sie den Reiz dieses Amtes aus?

Man hat einen großen Gestaltungsspielraum. Man ist unmittelbar an den Dingen und Problemen dran. Und vor allem: Man ist mitten unter den Menschen – das fehlt manchen Politikern, die auf anderen Ebenen rumturnen. Ich kann gut nachvollziehen, dass es Ude nie in die Bundespolitik zog. München ist eine der schönsten Städte, etwas besonderes. Und hat auch einen besonderen OB.

Julia Lenders

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