Ressourcen beim Kochen sparen: Tipps für klimafreundliche Küche
AZ-Interview mit Anneliese Bunk: Die Designerin hat sich der Themen Nachhaltigkeit und Leben ohne Plastik angenommen. Sie arbeitet gerade an der Gründung einer Klimakochschule.
Du bist, was du isst, lautet ein altes Sprichwort. Klimasünder oder Klimaschützer - das entscheidet sich auch auf dem Teller. Welche Lebensmittel haben welchen ökologischen Fußabdruck, welche sind gesund und klimaschonend? Welche Rolle spielt der Wasserverbrauch in der Küche? Die Expertin hat Antworten.
AZ: Frau Bunk, welche Rolle spielt das, was in unseren Küchen passiert, für den Klimawandel?
Anneliese Bunk: 15 Prozent der in Deutschland produzierten Treibhausgase entfallen auf die Ernährung. Das klingt erstmal nicht viel. Bei der Essensauswahl kann ich jedoch sehr schnell und sehr leicht etwas ändern und spare dabei sogar noch Geld.
Mehr Kartoffeln und Erbsen statt Reis und Tofu
Haben Sie ein Beispiel?
Jede kleine Tat bewirkt Großes: Wenn jede Person in Deutschland einmal pro Woche Reis durch Kartoffeln ersetzen würde, sparen wir damit 32.785 Tonnen CO2-Äquivalente (CO2eq). Das CO2-Äquivalent von einem Kilo Reis liegt bei 3,1, das von einem Kilo Kartoffeln bei 0,2.
Welche Tipps haben Sie außerdem, um Treibhausgase anhand des Speiseplans zu reduzieren?
Vier: nur einmal pro Woche Fleisch zu essen, Butter und Käse ab und an mit Pflanzenaufstrichen ersetzen, dreimal die Woche Kartoffeln und Hülsenfrüchte und: Nur das kaufen, was man auch wirklich braucht.
Der Backofen: ein Klimakiller
Ist das Kochen per se klimaschädlich?
Kochen ist in keinem Fall klimaschädlich. Es kommt in erster Linie darauf an, was ich mir in die Pfanne haue. Nur sechs Prozent des gesamten Stromverbrauchs im Haushalt entfallen aufs Kochen. Von den Küchengeräten ist der Backofen das energie-intensivste Gerät.
Wie kann man in der Küche also Energie sparen?
Den Backofen nicht vorheizen, das Wasser zum Kochen mit dem Wasserkocher vorkochen. Wichtig ist hierbei aber: in der richtigen Menge. Und der dritte Tipp: Die Restwärme beim Kochen von Nudeln, Suppen und Kartoffeln nutzen.
Sie haben auf den Unterschied von Reis und Kartoffeln hingewiesen. Was kann ich bei der Wahl der Produkte noch beachten?
Erstens: Weniger tierische Produkte auswählen. Fleisch ist schlecht fürs Klima. Was viele überrascht: Milchprodukte verursachen beim aktuellen Konsumverhalten fast genauso viel CO2 wie Fleisch. Je höher der Fettanteil in den Milchprodukten, desto mehr Milch wird für die Herstellung benötigt, desto höher ist die CO2-Belastung.
Bio rettet nicht das Klima, aber die Artenvielfalt
Und zweitens?
Mehr Bio! Bio rettet nicht das Klima, dafür aber die tragenden Säulen in unserem Ökosystem: die krabbelnde, fliegende und blühende Artenvielfalt, unser Trinkwasser und unseren Boden. Drittens ist es wichtig, mehr Saisonales aus der Region auf den Teller zu bringen. Saisonales Gemüse ist nicht nur klimafreundlicher, es enthält mehr Vitamine und im Gegensatz zur Importware weniger Schadstoffe. Außerdem ist saisonales Obst und Gemüse preiswerter. Und: Bei regionalen Produkten fällt aufgrund der kürzeren Transportwege weniger Verpackungsmüll an.
Gilt das uneingeschränkt?
Regional ist nicht automatisch saisonal. Immer häufiger kommen Tomaten im Winter aus beheizten Treibhäusern aus Deutschland, die nicht besonders klimafreundlich sind.
Mehr Saisonales Obst und Gemüse
Wozu raten Sie noch?
Zu mehr unverarbeiteten Lebensmitteln, was automatisch weniger Verpackung bedeutet. Natürliche Lebensmittel sind klimafreundlicher als verarbeitete Produkte. So ist die Ökobilanz von Hülsenfrüchten (0,5CO2eq/kg) besser als die von Tempeh (0,7), Tofu (1,0) oder Seitan (2,5) und ich habe nach dem Einkauf automatisch weniger Verpackung. Verarbeitete Produkte müssen zudem gekühlt werden und verlieren somit weiter Ökopunkte.
Welche Rolle spielt der Wasserverbrauch?
Der Wasserverbrauch in Deutschland liegt mit 123 bis 128 Liter nicht problematisch hoch. Das Trinkwasser, welches wir in der Küche zum Kochen und Trinken verwenden, fällt mit vier Prozent kaum ins Gewicht. Statt in der Küche Wasser zu sparen, macht es mehr Sinn, kürzer und kälter zu duschen und Leitungswasser statt Flaschenwasser zu trinken. Hände kann man auch kalt waschen und Klimasparfüchse können mit dem Wasser vom Gemüsewaschen die Blumen gießen.
Versteckter Wasserverbrauch in Kaffee und Schokolade
Also kein Problem beim Wasser?
Doch, problematisch ist unser sogenannter virtueller oder versteckter Wasserverbrauch. Dieser ist enorm gestiegen und lag im Jahr 2020 für Lebensmittel bei satten 3.900 Liter pro Tag und Kopf. Der größte Anteil wird davon nicht in Deutschland, sondern in wasserarmen Ländern für den Anbau von Kaffee, Schokolade, Mandeln, Rindfleisch, Cashewnüssen oder nicht saisonalem Gemüse verbraucht. Hier kann der Verbraucher mit ein paar kleinen Veränderungen viel bewirken. Ich empfehle, ein, zwei Tassen guten Bio&Fair-Trade-Kaffee statt drei bis vier herkömmliche Tassen zu trinken, wasserintensive Mandeln oder Cashewnüsse durch Hasel- oder Walnüsse und möglichst oft Reis durch Kartoffeln zu ersetzen.
Abseits des Kochens: Welche Tipps haben Sie noch für einen nachhaltigen Haushalt?
Das einzige Hindernis am nachhaltigen Leben sind die Gewohnheiten. Hat man sich an das Neue gewöhnt, ist der neue Lebensstil zur Routine geworden, ist es kein bisschen anstrengend. Wichtig ist es, in kleinen Schritten zu beginnen. Eines der ersten Dinge, die wir ersetzt hatten, war der Sprühreiniger. Dazu füllt man einfach 400 Milliliter Wasser, 3 Esslöffel Essigessenz und 2 Esslöffel Spülmittel in eine leere Sprühflasche und schüttelt kurz. Wie so viele Rezepte ist der Sprühreiniger unschlagbar günstig und hat eine deutlich geringere chemische Belastung.
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