Reifenwechsel in München: Hinter den Kulissen einer Autowerkstatt - So läuft der Wechsel auf Winterreifen
München - In der großen Werkstatthalle riecht es nach Gummi und Öl. Überall stehen Wagen mit Reifen. Im Akkord fahren die Kfz-Mechaniker Autos mit den Hebebühnen nach oben, schrauben die Sommerreifen ab und die Winterreifen drauf. Jeder Handgriff sitzt. Die Männer arbeiten sehr konzentriert und zügig.
Bei rund 100 Autos pro Tag können hier in der Filiale der Werkstattkette ATU an der Triebstraße in Moosach so die Reifen gewechselt werden.
Das Wetter war mild, deshalb sind viele Autofahrer später dran
Die Faustregel "O bis O" sagt, dass Autofahrer von Oktober bis Ostern Winterreifen aufziehen sollten. Doch wegen des milden Wetters im Oktober sind heuer viele später dran. Jetzt sind die Temperaturen gefallen und vielen fällt ein, dass sie mit Sommerreifen fahren.
"Wir raten unseren Kunden, vorausschauend zu planen", sagt Daniel Markesic, Geschäftsleiter im Außendienst bei ATU. "Das wäre für uns optimal und die Kunden bekämen ihre Wunschtermine." Die sind im Moment besonders schwierig zu bekommen. Rund eine Woche dauere es zurzeit, bis Kunden einen Termin bekämen, so Markesic. Versucht man im Internet einen Termin in der Filiale auszumachen, werden sogar erst wieder Möglichkeiten ab dem 11. Dezember angezeigt.
Die große Kfz-Werkstatt im Münchner Norden hat 3500 Reifen eingelagert. Weil der Platz direkt in der Werkstatt dafür jedoch nicht ausreicht, werden die Räder auch in sogenannte Reifenhotels ausgelagert. Vor dem Montieren müssen sie in die Werkstatt gebracht werden. Zudem hat die Werkstatt etwa 1000 neue Reifen vorrätig.
Rund eine Stunde dauert der Reifenwechsel und kostet je nach Radgröße zirka 45 Euro. "Manche Kunden fragen uns, warum wir das nicht in 15 Minuten hinbekommen. Die wissen aber gar nicht, was alles dahinter steckt", erklärt Daniel Markesic. Vor dem Wechsel werden die Reifen auf ihre Profiltiefe und ihren Zustand überprüft. "Vier Millimeter Profil sind das Minimum", so Markesic. Älter als sechs bis sieben Jahre sollten die Reifen außerdem auch nicht sein (s. unten).
Dann wird das Auto hochgefahren, die alten Reifen abgeschraubt und herunter genommen. Danach werden die Radnaben gereinigt und, wenn der Kunde das wünscht, die neuen Reifen ausgewuchtet. Erst jetzt können sie aufgezogen werden. Dann werden der Luftdruck angepasst und schließlich die Schrauben noch einmal festgezogen.
Außerdem: "Es ist bei uns immer ein Sicherheitscheck inbegriffen", sagt Daniel Markesic. Überprüft werden unter anderem die Lichter, Bremsen und Flüssigkeiten wie Motoröl und Frostschutzmittel. Markesic: "Unsere Kunden sollen ja gut durch den Winter kommen." Er hält es für sinnvoll, nach dem Reifenwechsel etwa 50 Kilometer zu fahren und dann noch einmal vorbeizukommen. Dann werden die Schrauben nachgezogen. Ansonsten kann es sein, dass sich doch mal eine löst. Dafür braucht es auch keinen Termin.
Am Serviceschalter der Werkstatt bildet sich mittlerweile eine lange Schlange. Wer hier einen Termin ausmachen möchte oder bezahlen will, braucht Geduld. Nebenan in der Sitzecke wartet die Münchnerin Angela Knaller gemeinsam mit ihrem Chihuahua Balou nun schon seit fast einer Stunde auf ihr Auto. Seit vielen Jahren lässt sie die Reifen hier wechseln und einlagern. "Die kann ich gar nicht heben", sagt sie. "Ich wollte jetzt Anfang November die Räder wechseln und habe schon vor Wochen den Termin ausgemacht. Das hat gut geklappt", erzählt sie. Aber sie hat auch Verständnis für die, die nicht so frühzeitig geplant haben. "Wenn es kalt wird, denkt man halt eher dran."
Daniel Markesic von ATU rät, frühzeitig an den Wechsel auf die Sommerreifen zu denken. "Allerdings ist Ostern nächstes Jahr sehr früh. Da ist es besser, erst kurz danach zu wechseln."
Nach sechs Jahren sollten die Reifen ausgetauscht werden
Nicht nur bei zu wenig Restprofil sind neue Autoreifen fällig, sondern auch bei zu alten Reifen. Es gibt zwar keine gesetzliche Regelung zum Reifenalter, aber nach zirka sechs Jahren sollten Autofahrer neue kaufen, rät der TÜV Rheinland.
Denn die Weichmacher in den Reifenmischungen verflüchtigen sich mit der Zeit. Das sorgt dafür, dass der Pneu nach etwa sechs Jahren so weit ausgehärtet ist, dass er notwendige Eigenschaften oftmals nicht mehr aufweist.
Auf der Flanke des Reifens verrät die vierstellige DOT-Nummer das Alter. Die ersten beiden Ziffern weisen auf die Woche, die beiden letzten auf das Jahr der Herstellung hin. Die gesetzliche Mindestprofiltiefe liegt bei 1,6 Millimetern – bei Winterreifen rät die Prüforganisation allerdings zu mindestens vier Millimetern.
Egal, ob neu oder alt: Für alle Reifen ist der korrekt eingestellte Luftdruck wichtig. Die korrekten Werte finden die Autofahrer in der Betriebsanleitung oder auch etwa an den Türholmen beim Einstieg oder im Tankdeckel. Dabei sei auch darauf zu achten, die richtigen Werte bei entsprechenden Beladungszuständen einzustellen.
Wer die Räder jetzt im Herbst in Eigenregie wechseln will, sollte mit einem Drehmomentschlüssel die in der Betriebsanleitung genannten Drehmomente beachten.
Wer die Schrauben zu schwach anzieht, riskiert ein sich lösendes Rad. Wer zu fest zudreht, könnte Radbolzen und Muttern beschädigen. Nach einer Fahrtstrecke von etwa 50 bis 100 Kilometern nach dem Reifenwechsel müsse nochmals nachgezogen werden, so der Tüv Rheinland.
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