Rammstein-Beben: Wie ist das Verhältnis zwischen Band und Frontmann Till Lindemann?

Wir wirken sich die aktuell erhobenen schweren Vorwürfe gegen Rammstein-Frontmann Till Lindemann auf das Verhältnis zu seinen Bandkollegen aus? Videos in den Sozialen Netzwerken lassen Interpretationsspielraum, die Gruppe selbst scheint öffentlich zumindest zusammenzuhalten.
von  Michael Schleicher
Sechs Bandmitglieder, von denen eines mit Frontmann Till Lindemann (3.v.l.) derzeit im Fokus steht.
Sechs Bandmitglieder, von denen eines mit Frontmann Till Lindemann (3.v.l.) derzeit im Fokus steht. © Jens Niering

München - Für die 60.000 Fans war es der emotionale Höhepunkt des Abends: Am Ende des dritten Rammstein-Konzerts im Münchner Olympiastadion, nach dem obligatorischen Niederknien der Band vor den Zuschauern, ergriff Frontmann Till Lindemann nochmals das Wort.

Am Ende des Konzerts: Küsse und Umarmungen für Till Lindemann

"Das dritte Konzert in München – ich weiß nicht mehr so richtig, was ich sagen soll. Wir sind unfassbar dankbar, dass ihr da seid. Danke euch, vielen Dank euch", sagte der 60-Jährige, gegen den es seit einigen Wochen schwere Missbrauchsvorwürfe gibt. Was danach folgte, war bei den vorherigen beiden Konzerten in München noch nicht der Fall: Sofort kamen Lindemanns Rammstein-Kollegen zu ihm – inklusive Umarmungen und Wangenküsse, gefolgt von einer großen Gruppen-Umarmung der sechsköpfigen Band.

Unter Beifall der Fans und einer letzten Verbeugung verließ Rammstein daraufhin die Bühne im Olympiastadion – das dritte München-Konzert war damit endgültig vorbei. Was bleibt ist zumindest der Eindruck, dass die Band in der aktuellen Situation zusammenhält. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – der schweren Anschuldigungen gegen Lindemann.

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Dieser äußerte sich nach dem zweiten München-Konzert erstmals öffentlich zu den Vorwürfen, zumindest indirekt. "München, wir hatten ein Riesenglück mit dem angekündigten Unwetter. Glaubt mir, das andere wird auch vorbeiziehen – vielen vielen Dank von ganzem Herzen." Auch hier gefolgt von Jubelrufen und Beifall der 60.000 Fans.

Bandmitglieder und Till Lindemann: Wie ist das Verhältnis wirklich?

Doch ist das Verhältnis zwischen Lindemann, für den weiterhin die Unschuldsvermutung gilt, und den restlichen Bandmitgliedern wirklich so gut, wie es am Samstagabend auf der Bühne den Anschein gemacht hat? Ein anderes Video, das in den Sozialen Medien geteilt wird, zeigt ein etwas anderes Bild oder lässt zumindest Raum für Interpretationen.

In einem der Clips ist Gitarrist Richard Kruspe zu sehen, der bei einem der München-Konzerte Lindemann offenbar die Hand geben wollte. Der Frontmann jedoch ließ seinen Kollegen auf dem Weg von der Bühne abblitzen – dieser Eindruck entsteht zumindest beim Betrachten des wenigen Sekunden langen Videos.

Ein weiterer Clip, im selben Video, zeigt eine weitere Situation – diesmal hinter den Kulissen. Diesmal ist es Lindemann, der auf Kruspe zugeht und ihm, wie es scheint, etwas sagen möchte. Doch der Gitarrist wehrt ab, schiebt den Frontmann zur Seite und geht weiter. Sind die beiden Szenen einfach nur Beispiele für stressige Situationen während eines großen Konzerts und somit normal – oder steckt möglicherweise doch mehr dahinter?

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Nur Lindemann war feiern: Bandmitglieder bitten um Klarstellung in Artikel

Dass zwischen Frontmann und restlicher Band nicht alles komplett im Reinen zu sein scheint, zeigt ein anderes Beispiel. Die "Welt am Sonntag" musste ihre Titelgeschichte zu Rammstein auf Bitten eines Teils der Bands abändern.

Konkret ging es darum, dass es in einer ersten Version des Artikels hieß, dass die Band nach einem Konzert in Helsinki in der Bar "Riff" gefeiert habe. Den Bandmitgliedern Richard Kruspe, Paul Landers, Christian Lorenz, Oliver Riegel und Christoph Schneider war es jedoch wichtig zu betonen, dass sie nicht dort gewesen seien, sondern lediglich Lindemann. Sie forderten eine Klarstellung, der Artikel wurde daraufhin entsprechend angepasst.

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Die "Bild" berichtete zuletzt, dass sich die restlichen Bandmitglieder schon seit geraumer Zeit von Lindemann isoliert hätten – das würden zumindest Insider berichten. Demnach werde in der Branche auch von "Rammstein 5 plus 1" gesprochen. In der Vergangenheit soll es immer wieder Trennungsgedanken gegeben haben.

Band-Umfeld: "Die Schlussszene gestern spricht für sich"

Aus dem Umfeld der Band wurde im Vorfeld der München-Konzerte angesichts der gegen Lindemann erhobenen Vorwürfe und dem weltweiten medialen Echo gegenüber der Deutschen Presseagentur von gedrückter Stimmung, Nachdenklichkeit und einer "Schockstarre" berichtet.

Till Lindemann in München auf der Bühne.
Till Lindemann in München auf der Bühne. © Jens Niering

"Unter Schock, aber halbwegs stabil", sei Rammstein am Mittwochabend, beim ersten Konzert dann gewesen, hieß es auf AZ-Nachfrage aus dem Umfeld der Band. Wie angespannt die Situation für die Rammstein-Mitglieder ist, zeigte sich ebenfalls bei einem der Konzerte in München. Am Ende der Show, bei der Verabschiedung der Fans, vergoss Schlagzeuger Christoph Schneider einige Tränen.

Zur aktuellen Stimmung wolle man sich nicht äußern, hieß es am Sonntag auf AZ-Anfrage aus dem Band-Umfeld. Ein zumindest indirektes Statement gab es dann allerdings doch: Die Schlussszene beim Konzert am Samstag spreche für sich, hieß es.

Am Sonntag spielt Rammstein das letzte der vier großen München-Konzerte. Bleibt abzuwarten, ob es wieder eine Botschaft am Ende der Show gibt...

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