Radweg an der Fraunhoferstraße: Wie es jetzt weitergeht

München - Etwa zwei Jahre ist es her, da gaben Marion und ihr Bruder Martin Kilian viel Geld für einen Architekten aus. Die beiden führen einen Schlüsseldienst an der Fraunhoferstraße. 2019 fielen dort alle 120 Autoparkplätze weg, dafür ließ die Stadt einen neuen roten Radlweg auf die Straße malen. Damit war nicht nur der Schlüsseldienst Kilian unzufrieden.
Ein Architekt erstellte deshalb einen Plan, wie die Fraunhoferstraße schöner werden könnte: mit breiten Gehwegen, mit Bäumen, mit Lieferzonen. Mehr als zwei Jahre mussten die Geschwister seitdem auf ein "Lebenszeichen" aus der Verwaltung warten – so drückt es Marion Kilian aus.
Es kam am Mittwochabend. Denn da präsentierte das Mobilitätsreferat bei einer Online-Diskussion, wie sich die Verkehrssituation auf der Fraunhoferstraße entwickelt hat. Eigentlich sollte die Stadt auch Lösungen für die Fraunhoferstraße präsentieren. "Doch so richtig raushören konnte ich nicht, wie die aussehen sollen", sagt Marion Kilian.
Fraunhoferstraße: Auch die CSU ist unzufrieden
Auch der CSU-Fraktionsvorsitzende Manuel Pretzl ist unzufrieden: Nach mehr als zwei Jahren gebe es noch immer keinen Ansatz. "Das ist ein Armutszeugnis." Nur eines lässt sich mit großer Wahrscheinlichkeit sagen: Dass der Plan des Schlüsseldienstes umgesetzt wird, ist nicht realistisch.
Denn so sieht das Fazit des Mobilitätsreferats aus: Würde die Stadt Lieferzonen einrichten, würden nur schmale Geh- und Radlwege übrigbleiben. Bäume zu pflanzen ist nicht möglich, weil in der Erde so viele Leitungen liegen.
Der Gehweg lässt sich nur minimal verbreitern und das wäre teuer. Mit 4,5 Millionen Euro rechnet die Verwaltung. Marion Kilian ist enttäuscht: "Die Straße ist nach wie vor trist und grau." Pflanzkübel könnten die Straße zumindest etwas aufhübschen.

Viele illegale Parker in der Fraunhoferstraße
CSU-Stadtrat Pretzl fordert, dass temporäre Lieferparkplätze auf der Fraunhoferstraße geschaffen werden. Denn momentan parken viele illegal halb auf dem Gehweg, halb auf dem Radweg. Wenn er bloß mal kurz etwas ausladen muss, mache er das auch so, sagt Peter Zemann. Er betreibt seit 23 Jahren ein Comic-Geschäft an der Fraunhoferstraße.
In seiner Brust, sagt er, schlagen zwei Herzen. Einerseits seien viele seiner Kunden Autofahrer. Er schätzt, dass zehn Prozent des Umsatzes verlorengingen, seit sie nicht mehr vor seinem Geschäft parken dürfen. Andererseits ist er selbst Radfahrer und findet, dass man den Autos in einer Stadt wie München Platz nehmen müsse. Unterm Strich habe sich jedoch die Situation verbessert seitdem es den Radlweg gibt, meint er.
Weniger Unfälle nach Umgestaltung
Das sieht auch die Polizei so: Der Straßenraum sei übersichtlicher, schreibt sie in ihrer Stellungnahme. Deshalb gingen auch die Unfälle zurück: von elf auf vier pro Jahr.
Für den Rad-Experten Andreas Schuster (SPD) ist das ein Grund, warum die Radlwege in der Fraunhoferstraße nicht verhandelbar sind. Auch er hätte gern mehr Grün und breitere Gehwege – doch dafür sei die Straße zu schmal.
Er plädiert deshalb für gutmarkierte Lieferzonen in den Seitenstraßen und für etwas Geduld: In etwa zehn Jahren, wenn die Tramschienen erneuert werden müssen, könnte er sich einen großen Umbau der Straße vorstellen. Die Schienen könnten dann an eine Seite verlegt, die Gehwege breiter und Bäume gepflanzt werden.
Ein neuer Verkehrsversuch
Nun startet die Stadt aber erst einmal einen neuen Verkehrsversuch: Ein Jahr soll Tempo 30, statt Tempo 40 gelten. Die Stadt erhofft sich davon Erkenntnisse über die Luftqualität. Wie es mit der Fraunhoferstraße insgesamt weitergeht, entscheidet der Stadtrat im Frühjahr 2022. Alle Wünsche können nicht erfüllt werden, das kündigt Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos) schon jetzt an. Dafür sei nicht genug Platz.
Anmerkung der Redaktion: Aufgrund der Flut an unsachlichen Kommentaren haben wir die Kommentarfunktion unter diesem Artikel gesperrt.