Radlrambo-Unfall an der Hochstraße: Fabios Tod bleibt ungeklärt

Vor drei Jahren starb der Familienvater nach einem tödlichen Rempler durch einen anderen Radler an der Hochstraße. Bis heute weiß die Polizei nicht, wer der Verursacher ist - obwohl es Fotos vom Täter gibt. Die AZ fasst den Stand der Ermittlungen zusammen.
Ralph Hub
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Lidija und Fabio bei ihrer Hochzeit. Als ihr Mann starb, war die junge Frau gerade mit Zwillingen schwanger.
Lidija und Fabio bei ihrer Hochzeit. Als ihr Mann starb, war die junge Frau gerade mit Zwillingen schwanger. © privat

Au - Der Familienvater hatte mit Freunden eine Radltour an der Isar unternommen. Auf dem Heimweg fuhr Fabio D. durch die Au. Ein unbekannter Mann auf einem Mountainbike brachte ihn zu Fall. Der 37-Jährige, dessen Frau damals mit Zwillingen schwanger war, stürzte. Fabio D. starb später in einem Krankenhaus an den Folgen seiner schweren inneren Verletzungen.

Der tödliche Unfall ereignete sich am 17. Mai 2020, einem sonnigen Sonntagabend kurz nach 18 Uhr in der Hochstraße. Fabio D. radelte alleine nach Hause in Richtung Ottobrunn. Dabei kam ihm ein anderer Radler, ein bis heute nicht identifizierter Mann, in die Quere.

Täter ist auch anderen Passanten durch seine Aggressivität aufgefallen

Beide Männer fuhren laut Polizei zunächst von der Rosenheimer Straße kommend in Richtung Rablstraße. Der Unbekannte sei mit einem dunkelfarbenen E-Bike unterwegs gewesen. Anderen Verkehrsteilnehmern war er bereits zuvor wegen seiner aggressiven Fahrweise aufgefallen, so ein Polizeisprecher damals. Zeugen berichteten, der Mann habe mit lautem Klingeln versucht, sich freie Bahn zu verschaffen.

Als Fabio D. ihn deshalb ansprach, kam es zum Streit. Der Unbekannte fuhr dem 37-Jährigen daraufhin nach. In der Hochstraße, etwa auf Höhe der Hausnummer 11, hatte er zu Fabio D. aufgeschlossen. Er überholte ihn rechts und fuhr neben ihm her. Es kam nach Polizeiangaben zu einem kurzen Wortwechsel, dann kollidierten die Räder, beide stürzten.

Diesen Mann hat die Polizei immer noch nicht identifiziert.
Diesen Mann hat die Polizei immer noch nicht identifiziert. © Polizei

Fabio D. fiel auf die Fahrbahn: Radel-Rüpel ließ den Verletzten einfach liegen

Fabio D. fiel nach links auf die Fahrbahn. Der Unbekannte rappelte sich nach dem Sturz schnell wieder auf, setzte sich auf sein Mountainbike und fuhr weiter. Das bewusstlose Unfallopfer ließ er, ohne medizinische Hilfe zu rufen, auf der Straße liegend zurück.

Zeugen berichteten der Polizei später, sie hätten gesehen, dass der Unbekannte dem 37-Jährigen einen Stoß versetzt habe. Sie beschrieben den Tatverdächtigen als etwa 45 bis 50 Jahre alten Mann, zwischen 1,80 und 1,95 Meter groß und stämmig. Er hatte den Zeugenaussagen zufolge starke Waden, kurze, grau melierte Haare und ein breites Gesicht ohne Bart.

Eine Überwachungskamera hat diese Bilder 2020 aufgezeichnet.
Eine Überwachungskamera hat diese Bilder 2020 aufgezeichnet. © Polizei

Der Unbekannte trug ein schwarzes Oberteil mit blauen Streifen an den Ärmeln und eine blaue Hose, aber keinen Fahrradhelm. Er soll Deutsch ohne Dialekt oder Akzent gesprochen haben.

Fabio D. verstarb an inneren Verletzungen im Krankenhaus

Fabio D. kam mit schweren inneren Verletzungen in ein Krankenhaus. Dort starb er wenig später. Der 37-Jährige hinterließ seine im Frühjahr 2020 schwangere Frau Lidija. "Mein Mann musste sterben wegen sowas", schrieb sie damals in einem Internetchat. "Er hatte einfach einen schönen Tag an der Isar. Jetzt kommt er nie wieder zurück. Ich erwarte Zwillinge und gestern wurde ihnen der Vater genommen."

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Die Witwe appellierte an das Verantwortungsbewusstsein des flüchtigen Radlers: "Wenn du das liest, dann bitte stell dich. Bitte tu es für seine Kinder!" Doch der Radler hat sich nie gemeldet, nie die Verantwortung für sein Handeln übernommen.

Staatsanwaltschaft und Verkehrspolizei unternahmen aufwendige Ermittlungen mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Die Beamten hatten beispielsweise Aufnahmen von Überwachungskameras in der Hochstraße sichergestellt, auf denen der unbekannte Radler zu sehen ist. Einige der Bilder wurden mit richterlicher Genehmigung veröffentlicht. Zudem wurden Fahndungsplakate in der Au und angrenzenden Stadtvierteln verteilt.

Überwachungskamera hatte den Radler aufgezeichnet: Bilder machten Hoffnung

Die Fotos von dem Verdächtigen sind zwar unscharf und grobkörnig, trotzdem bestand die Hoffnung, dass jemand den Gesuchten erkennen könnte. Etwa zehn Anrufer meldeten sich bei der Polizei, sie glaubten, den Gesuchten erkannt zu haben, und gaben konkrete Hinweise (AZ berichtete).

Der Radel-Rüpel rast nach der Tat einfach davon.
Der Radel-Rüpel rast nach der Tat einfach davon. © Polizei

Alle Männer wurden überprüft. Gegen zwei Personen bestand laut Staatsanwaltschaft vorübergehend ein Verdacht. In beiden Fällen konnte er "restlos ausgeräumt werden", teilte die Ermittlungsbehörde auf Anfrage der AZ mit.

Spürhunde, DNA-Spuren, Fingerabdrücke: Polizei versuchte viel, ohne Erfolg

Die Kriminaltechnik suchte nach DNA-Spuren am Rad des Opfers, Fingerabdrücke wurden genommen. Auch Spürhunde waren am Tatort im Einsatz. Ohne Erfolg.

Die Polizei erhielt in den folgenden Wochen und Monaten rund 100 Hinweise auf den Täter. Doch alle Spuren verliefen im Sand. "Der Verantwortliche konnte bis heute nicht ermittelt werden", sagt Oberstaatsanwältin Anne Leiding, Sprecherin der Staatsanwaltschaft München I. Trotz intensiver Bemühungen "unter Ausschöpfung der möglichen und zulässigen Ermittlungsinstrumente" habe der geflüchtete Radfahrer noch nicht identifiziert werden können.

Radel-Rüpel drohen bis zu fünf Jahre Haft: Belohnung ist auf ihn ausgesetzt

Juristisch geht es um den Anfangsverdacht einer fahrlässigen Tötung. Damit droht dem gesuchten Radler laut Strafgesetzbuch Paragraf 222 im Fall einer Verurteilung eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren. Zudem geht es um den Vorwurf der Unfallflucht.

Angehörige von Fabio D. hatten 2020 eine Belohnung in Höhe von 10.000 Euro für entscheidenden Hinweis auf den Täter ausgesetzt. Das Polizeipräsidium selbst hatte auch eine Belohnung von 2000 Euro für Hinweise ausgesetzt.

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34 Kommentare
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  • Der wahre tscharlie am 15.05.2023 17:01 Uhr / Bewertung:

    Kommissar Zufall ist nicht zu unterschätzen.
    Der Täter muß ja nicht in München wohnen. Er kann auch im Umland wohnen.

  • tutwaszursache am 15.05.2023 18:31 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Der wahre tscharlie

    Da gehe ich tendenziell ohnehin von aus, dass der irgendwo daheim ist, wo es diese Fotos nicht so prominent in die Medien geschafft haben.

  • gubr am 15.05.2023 15:16 Uhr / Bewertung:

    Mit mehr Überwachungskameras hätte man da bedeutend bessere Bilder, aber da ist ja der Datenschutz, der anlasslose Bilder verhindert. Da muss schon ein Kriminalitätsschwerpunkt sein, dass solche im öffentlichen Raum aufgestellt werden dürfen.
    Ich bin mir auch nicht so sicher ob unter den gemeldeten Verdächtigen wirklich niemand dabei ist, der was mit der Sache zu tun hat. Man braucht ja nur eine Person zu haben, die ein gutes Alibi liefert z.B die Freundin, die sich bei der Polizei nicht als solche zu erkennen gibt sondern nur als Bekannte und schon ist man fein raus.
    Auch wenn die Bilder grobkörnig sind, sind da sowohl Statur und insbesondere Kleidung sehr markant und gut erkennbar mit gar nicht so alltäglichen Farben.
    Da kann ich mir schwer vorstellen, dass niemand auf richtigen Typen tippt, wenn man jmd. kennt, der sowohl optisch passt als auch schon mit entsprechendem Outfit gesehen worden ist.

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