Radl-Hauptstadt München? So lief der Radwegausbau im Jahr 2025

Kaum ein Thema wurde in München so hitzig diskutiert wie der Ausbau der Radwege. Ein Rückblick auf das Jahr 2025.
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Wie lief der Radwegausbau im Jahr 2025?
Wie lief der Radwegausbau im Jahr 2025? © Imago

Der neue Radweg an der Lindwurmstraße hat in jüngster Vergangenheit für so viele hitzige Diskussionen gesorgt wie kaum einer zuvor. Die abgespeckte Variante (für 17 Millionen Euro) der ursprünglich geplanten (38 Millionen Euro) war dann schließlich ein Kompromiss, auf den sich die meisten einigen konnten, und der Umbau wurde im August gestartet.

In nur wenigen Wochen und knapp vor der Wiesn hat die Stadt den ersten Abschnitt zwischen Goetheplatz und Sendlinger Tor fertiggestellt. Der Radweg kam zulasten der Autofahrer auf die Fahrbahn, so haben auch Fußgänger nun mehr Platz. Allerdings ist der Radweg nur aufgemalt und nicht auf der ganzen Strecke baulich mit Sicherheitselementen abgetrennt – was Radl-Aktivisten eigentlich gefordert hatten.

"Es wäre schöner gewesen, wie es am Anfang geplant war", findet Katharina Horn vom Bündnis Radentscheid (und Stadtratskandidatin für Die Linke). "Aber wir sind realistisch." Immerhin habe die Stadt gezeigt, dass es auch mal schnell gehen kann. "Das ist ein gutes Zeichen", findet Horn.

Doch auch die nun abgespeckte Variante sorgt bei der CSU noch für Kritik: Als "unnötige Umbauten von funktionierenden Straßen" bezeichnet sie die verkehrspolitische Sprecherin Veronika Mirlach gegenüber der AZ. "Hauptverkehrsstraßen wie die Lindwurmstraße dürfen nicht zu Nadelöhren für den Autoverkehr werden, auch weil dieser dann in die Nebenstraßen ausweicht", kritisiert sie.

Der neue Radweg an der Lindwurmstraße.
Der neue Radweg an der Lindwurmstraße. © che

Auf den weiteren Ausbau der insgesamt 2,3 Kilometer müssen die Radler noch eine Weile warten. "Voraussichtlich" nachdem die U-Bahnhöfe Goetheplatz und Poccistraße durch die Stadtwerke saniert wurden, soll laut Mobilitätsreferat weiter gebaut werden. In dem Abschnitt zwischen Goetheplatz und Aberlestraße auf der anderen Seite der Eisenbahnbrücke sollen dann auch baulich geschützte, 2,50 Meter breite Radwege gebaut werden, mit einem Hochbord vom Autoverkehr getrennt, wie es auf der Webseite des Mobilitätsreferats heißt.

Die Lindwurmstraße ist aber nicht der einzige Radweg, den die Stadt im vergangenen Jahr ausgebaut hat. Nur ein kurzer Abschnitt, aber an sehr prominenter Stelle ist der neue breite Radweg am Stachus zu nennen.

Neue Rad- und Fußgängerquerung am Stachus.
Neue Rad- und Fußgängerquerung am Stachus. © LHM/MOR, DobnerAngermann

Vor dem Justizpalast führt nun ein 3,75 Meter breiter Zweirichtungsradweg vorbei, grün markiert. Es ist ein weiterer Abschnitt des Altstadtradlrings und soll ein "sicheres und komfortables Fahren auf ausreichend breiten Wegen von der Sonnenstraße zur Sophienstraße" möglich machen, so das Mobilitätsreferat. Was noch fehlt: Rot markierte Gefahrenstellen werden nach der Frostperiode aufgemalt. Auch die Querung über die Sonnenstraße wurde für Fußgänger und Radfahrer neu gestaltet: Sie haben nun doppelt so viel Platz wie zuvor und sind auch klarer voneinander getrennt.

Das ist keine Maßnahme des Radentscheids, aber dennoch eine gute, findet Horn. "Jede Maßnahme fürs Fahrrad ist gut. Es geht nicht um Eitelkeit, sondern ums Fahrradfahren." Die Situation am Stachus sei untragbar gewesen, sagt Horn. Sie würde sich aber für die Zukunft wünschen, dass nicht nur solche kleinteiligen Abschnitte gebaut würden, sondern größere Stücke. "Da sehe ich aber gerade ein bisschen schwarz", sagt Horn.

Ein größeres Vorhaben im Münchner Norden ist der Umbau der Karl-Theodor-Straße in Schwabing. Die Verbindung zwischen den wichtigen Verkehrsachsen Leopoldstraße und Schleißheimer Straße ist geprägt von Bayernpark und Luitpoldpark, außerdem gibt es viele Schulen, Kindergärten, Kitas und Wohnhäuser. Viele Eltern hatten dafür demonstriert, hier den Schulweg für ihre Kinder sicherer zu machen.

So soll die Karl-Theodor-Straße in Schwabing aussehen, wenn sie fertig umgebaut ist.
So soll die Karl-Theodor-Straße in Schwabing aussehen, wenn sie fertig umgebaut ist. © Baureferat LHM/winhard 3d

Der erste Abschnitt ist schon fertig gebaut, im Sommer 2027 soll die Straße fertig sein. Am Ende soll es mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger geben, mehr Straßenbegleitgrün – und 131 von 191 Parkplätzen bleiben erhalten. 9,5 Millionen Euro hat der Stadtrat dafür bewilligt, zwei Millionen Euro steuert der Bund bei.

Die CSU sprach sich gegen den Umbau aus. "Wenn es nur noch eine Spur pro Richtung gibt, steigt die Staugefahr auch für öffentliche Busse", so die Kritik von Veronika Mirlach gegenüber der AZ, als der Bau im September startete.

Wo sich die Parteien in München wiederum größtenteils einig zu sein scheinen, sind die Fahrradstraßen: Am 7. Oktober feierten der Zweite Bürgermeister Dominik Krause (Grüne), der Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos) und Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) die Einrichtung der 100. Münchner Fahrradstraße, die Wilramstraße in Ramersdorf.

Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos), Zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) und Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) feiern die 100. Münchner Fahrradstraße.
Mobilitätsreferent Georg Dunkel (parteilos), Zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne) und Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer (Grüne) feiern die 100. Münchner Fahrradstraße. © LHM/MOR, DobnerAngermann

Das sei "eine kostengünstige und schnell umsetzbare Lösung für eine sichere Radinfrastruktur", so das Mobilitätsreferat. In Fahrradstraßen gilt Tempo 30 und Radfahrer haben grundsätzlich Vorfahrt und dürfen auch nebeneinander fahren. Mit Zusatzschildern, wie sie in München oft zu sehen sind, wird auch die Durchfahrt von Autos und Motorrädern gestattet. 2003 hat München die erste Fahrradstraße errichtet.

Die Fahrradstraßen in der Blutenburgstraße in Neuhausen oder jene in der Königinstraße in der Altstadt sind für Veronika Mirlach von der CSU Beispiele, "wie entspannt und günstig es gehen würde, wenn man wollte". Ein "Miteinander der Verkehrsteilnehmer" müsse das Ziel sein.

Ganz grundsätzlich verfolgt die CSU laut Mirlach eine andere Strategie als grün-rot in den letzten Jahren: "Wir würden es umgekehrt machen: Den motorisierten Verkehr auf den Hauptstraßen fließen lassen und die Radfahrer auf sicheren und weniger befahrenen Routen über die Nebenstraßen leiten", so Mirlach.

Eine "Verkehrswende in Richtung Radverkehr" wünscht sich weniger überraschend Katharina Horn vom Radentscheid. Aktuell sehe sie aber gerade eher eine Verkehrswende hin zum Auto, weil die Bahn und der öffentliche Regionalverkehr so unzuverlässig sind.

Auch vor den Toren der Stadt sind Radwege ein Thema: Ein Radschnellweg soll Radler von der Münchner Innenstadt in knapp über einer Stunde nach Garching bringen. Der Ausbau im Landkreis kommt voran, in der Stadt hakt es noch etwas: Teilstücke am Siegestor und am Maximiliansplatz sind fertig, an der Ludwigstraße ist aber noch völlig offen, wann es weitergeht.

Schnell, vor allem oft zu schnell, waren Radfahrer im Sommer in Oberhaching unterwegs. Der dortige Bürgermeister hatte darum veranlasst, dass am Radweg am Perlacher Forst vor der Kugler Alm Bremsschwellen die Rennradfahrer auf die erlaubten 10 km/h herunterbremst. Für den Winter wurden die Schwellen wieder abgebaut, in der kommenden Saison sollen aber noch mehr folgen.

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  • Radl Rainer vor 37 Minuten / Bewertung:

    Fahrradstrassen in München sind überwiegend Subventionsbetrug. Besonders schlechte Straßen werden umdeklariert um dann später die erforderliche Straßensanierung aus dem Radweg-Fördertopf zu finanzieren. Für Radfahrer gibt es keine messbare Verbsserung, die Stadt spart sich Geld. Beispiel: Winzererstraße zwischen Saarstraße und Ackermannstraße.

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  • Rigobert vor 45 Minuten / Bewertung:

    In München gibt es immer mehr Autobesitzer, Schluss mit dem sinnlosen Fahrradstrassen. Es gibt genug Radwege

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  • Wickie712 vor 49 Minuten / Bewertung:

    Neulich bin ich auf der Lindwurmstr. mit dem Rad gefahren. Neben dem Radweg wurde munter in alle Ecken reingeparkt, eine Mercedes Limusine hat den Radweg genutzt um zur Fliegenstr. zu nutzen.

    Es fehlen halt auf dem Radweg einige Modalfilter und Kontrollen.

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