Einzigartiger Weihnachtsmarkt in München feiert Jubiläum: "Wir waren die Ersten"
Der Stephansplatz im Glockenbachviertel zeigt sich bereits in kräftigem Pink. Noch laufen die Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt Pink Christmas auf Hochtouren. Für Robert Maier-Kares, Veranstalter der ersten Stunde, sollte der Aufbau inzwischen eigentlich Routine sein – schließlich feiert der beliebte Markt in diesem Jahr sein 20. Jubiläum. Dennoch seien die Tage vor dem Start am 24. November stets stressig und streng durchgetaktet, sagt er beim Besuch der AZ am frühen Donnerstag.
Wer in den vergangenen Jahren auf dem queeren Weihnachtsmarkt zu Gast war, weiß, wie voll es hier auf dem Stephansplatz in der Adventszeit werden kann. Pink Christmas zählt inzwischen zu den beliebtesten Weihnachtsmärkten der Stadt. Fast einen Monat lang wird hier gefeiert.
Kritik am ersten Pink Christmas: "Das Christkind braucht nichts Schwules“
Das war nicht immer so. Im ersten Jahr fand der pinke Christkindlmarkt nur vier Tage lang statt, erinnert sich Maier-Kares. "Damals war es eher ein gemütlicher Nachbarschaftstreff.“ Teile des Bezirksausschusses haben den Verantwortlichen damals Steine in den Weg gelegt: "Das Christkind braucht nichts Schwules“, hätten einige gesagt. Dennoch sei der erste Pink Christmas im Jahr 2005 sofort gut bei den Leuten angekommen.

Maier-Kares habe sich damals gefragt, warum es eigentlich keine queeren Events in der Winterzeit gebe, erzählt er. "Die Idee kam mir, als ich hier über den Stephansplatz gelaufen bin." Weltweit habe es keinen Weihnachtsmarkt dieser Art gegeben. "Queere Weihnachtsmärkte gibt es heute überall – aber wir waren die ersten."
Neben Besucherinnen und Besuchern aus der Szene und weit darüber hinaus habe auch die Stadtspitze – zunächst Christian Ude, später Dieter Reiter (beide SPD) – den Markt von Anfang an stark unterstützt. "Die haben sich über viele Entscheidungen hinweggesetzt“, sagt Maier-Kares.
Der Markt sei in den vergangenen Jahren immer mehr gewachsen. Größere Widerstände habe es seit Beginn nicht gegeben, betont der Veranstalter. "Wir haben in den letzten 20 Jahren noch nie einen Angriff erlebt.“ Man habe einen Ort geschaffen, der für alle einen "Safe Space" biete. Das sei auch das, was den Veranstalter am meisten freue: Hier zu sehen, "dass die Welt am Ende doch nicht immer so schlecht ist, wie es manchmal scheint".
Unstimmigkeiten innerhalb der queeren Community
Innerhalb der Community komme es jedoch immer wieder zu Unstimmigkeiten, sagt Maier-Kares. Kritik gebe es etwa von den "ewig Gestrigen“, die mit der neuen Offenheit nicht zurechtkämen. Anderen ist der Markt vielleicht nicht bunt genug, wieder anderen zu klischeehaft. Maier-Kares hat jedoch klare Prinzipien: Sexualisierung etwa werde es bei Pink Christmas nicht geben. "Wir wollen ein bisschen Klischee mit Pink und Travestie – aber ansonsten soll es ein ganz klassischer Markt sein."

Zuletzt krachte es auch mit dem langjährigen Partner, der Münchner Aidshilfe (AZ berichtete). Letztlich sei der Hauptgrund für das Ende der Zusammenarbeit eine Neuausrichtung gewesen, sagt Maier-Kares. "Es gibt viele Organisationen, die Geld brauchen.“ Künftig wolle man – statt der Aidshilfe – besonders junge Menschen aus der Szene unterstützen. Dafür arbeite man nun noch enger mit der Stiftung des Schlagersängers Patrick Lindner zusammen.
Zukunft des queeren Weihnachtsmarktes? "Vielleicht schaffe ich noch das 25-jährige"
Ansonsten bleibt zum 20. Jubiläum vieles beim Alten. Der Sonntag ist traditionell der Travestie-Abend mit Bühnenshow. OB Reiter wird den Markt zum Jubiläum eröffnen. Außerdem sollen der irische Sänger Johnny Logan und Patrick Lindner auftreten.

Ein Jubiläum sei auch immer ein Moment, nach vorn zu blicken. Robert Maier-Kares hofft, dass Pink Christmas noch sehr lange weiter besteht. Er selbst denke bereits über den Rückzug als Veranstalter nach. "Vielleicht schaffe ich noch das 25-jährige Jubiläum“, sagt er. Der Nachwuchs stehe schon bereit. Pink Christmas werde sich mit jüngeren Leuten weiterentwickeln – und das sei wichtig.
Pink Christmas
Stephansplatz
24.11. bis 21.12. Mo. bis Fr. 16 bis 22 Uhr, Sa. und So. 14 bis 22 Uhr
- Themen:
- SPD

