Projekt "Gabriele" am Waldfriedhof: Neuer Ort für junge Münchner Künstler

Am Waldfriedhof gibt es mit "Gabriele" einen neuen Ort für junge Künstler: Am 15. Mai laden sie in ihre Studios ein: Es gibt Musik, Ausstellungen und Workshops.
Eva von Steinburg
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Die früheren Läden und Büros an der Waldfriedhofstraße 92 und 94.
Die früheren Läden und Büros an der Waldfriedhofstraße 92 und 94. © Eva von Steinburg

München - Seit fast sieben Jahren haben sie zu: Tengelmann, Rossmann und die HypoVereinsbank am Waldfriedhof. Die Büros darüber waren ebenfalls verwaist. Bei dem Platzmangel in München: ein mittlerer Skandal.

Nun sind 70 Kreative und Künstler in den Geisterort gezogen: An der stadtbekannten Ecke Fürstenrieder/Waldfriedhofstraße sieht es nach Arbeit aus: Ateliers werden bestückt, Leitern stehen herum. Das Haus bietet jungen Münchnern 5.000 Quadratmeter Platz. Zwischen Osteria, Burger King und Taxistand ist endlich das Leben zurück.

Der alte Tengelmann ist der neue Ausstellungsraum.
Der alte Tengelmann ist der neue Ausstellungsraum. © Nina Aeberhard

Platz für 70 Künstler am Waldfriedhof

"Es ist super, dass junge Kreative hier arbeiten können, selbst wenn es nur für Monate ist, Hauptsache Platz!", findet Künstlerin Nina Aeberhard, die unter der Federführung von IMAL (International Munich Art Lab) die Zwischennutzung Gabriele betreut.

Im Atelier Nummer 27 hat Rafiou Bayor (28) seine Siebdruckarbeiten gelagert. Er studiert im zehnten Semester Kommunikationsdesign an der Hochschule München. Am 15. Mai wird er seine Kunst zeigen: "Gut, dass ich hier nichts zahlen muss. Doch Kunst wirkt immer sehr elitär. Mir gefällt, dass so eine Zwischennutzung wie hier, die Schranken bricht", sagt der Student.

Die Münchner Designstudenten Rafiou Bayor (28) und Monika Rasciute (25) arbeiten in der Zwischennutzung Gabriele. Hier treffen sie sich auf eine Tasse Chai.
Die Münchner Designstudenten Rafiou Bayor (28) und Monika Rasciute (25) arbeiten in der Zwischennutzung Gabriele. Hier treffen sie sich auf eine Tasse Chai. © Eva von Steinburg

Im Nebenzimmer steht eine Nähmaschine. Monika Rasciute (25) näht Hüte aus Altkleidern. Am 15. Mai möchte sie einen Workshop anbieten zum Thema Papiermachen: "Einen schönen Platz, eine schöne Blase zum Arbeiten habe ich hier bekommen. Für mich ist das wichtig, denn ich lebe noch bei meiner Mama", sagt die vielseitige Fotodesign-Studentin. Im neuen Gabriele Pop-up-Store möchte sie bald selbstgefertigte Skizzenbücher verkaufen und das Geld spenden.

Vormittags sind die meisten Kreativen in ihrem Brotjob, in der Ausbildung oder im Studium. Am Nachmittag beleben sich die Ateliers, abends brennt Licht und am Wochenende ist viel los. Die Heizung funktioniert zwar nur teilweise. Und die Teetassen können nur mit kalten Wasser gespült werden - doch das spielt kaum eine Rolle: "Hauptsache man kann machen, was man will und sich auch mal austoben. Wir wollen aber sorgsam mit dem Haus umgehen, um bleiben zu können", erklärt Rafiou Bayor. Die Kreativen hoffen natürlich auf eine Verlängerung.

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Zwischennutzung bis Ende Juli

Bis Ende Juli hat Eigentümer Bauwerk die Zwischennutzung vorerst zugesagt. Der Grund: Bis 2025 will Bauwerk auf dem Grundstück neue Wohnungen, Läden und Restaurants bauen. Die höheren Stockwerke an der Fürstenrieder Straße werden bereits entkernt. Doch das großzügige Erdgeschoss steht den Künstlern ganz zur Verfügung. Die Ladenfläche der früheren Drogerie Rossmann ist zur Zeit eine Werkstatt: für Holzbildhauerei, für Schweißarbeiten oder Betonguss.

"Die jungen Leute sind unendlich glücklich. Sie können es nicht fassen, dass sie hier umsonst sein können. Das Jugendkulturwerk der Stadt bezahlt Strom und Wasser", erklärt Nina Aeberhard vom Gabriele-Projekt.

Die Künstlerin weiß gut um die Freiheit, die so ein eigener Platz bringt: "Manche Formate sind einfach erst machbar, wenn man sie nicht im Schlafzimmer machen muss."


Open-Studio-Day in der Gabriele, 15. Mai von 14 bis 18 Uhr. Infos: www.gabriele-space.de.

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14 Kommentare
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  • eule75 am 28.04.2022 17:11 Uhr / Bewertung:

    Die Menschen heute sind leider anspruchsloser geworden. Der Begriff Kunst ist auch sehr in die Länge und Breite gezogen worden. Vieles darunter hat mit Kunst nichts mehr zu tun. Vielleicht taucht aber eine positive Überraschung auf.

  • Witwe Bolte am 30.04.2022 17:25 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von eule75

    Schon Karl Valentin wusste: "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit."

  • Hr.Heinze am 28.04.2022 16:49 Uhr / Bewertung:

    Es gibt solche und solche. Da dieses Projekt eh Zeitbefristet ist, kann dort nicht viel kaputt gehen und die jungen Leute sind gut aufgeräumt im positiven Sinn.

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