Pro-Palästina und Pro-Israel: Tausende demonstrieren am Wochenende in München
München - Tausende Menschen mit Flaggen, Schildern und Luftballons sind am Samstag durch die Münchner Innenstadt gezogen und haben gegen die Bombardierung des Gaza-Streifens demonstriert. Gefordert wurde unter anderem ein sofortiger Waffenstillstand im Nahostkonflikt zwischen Israelis und Palästinensern. Angemeldet waren zwei Demos. Die Polizei zählte insgesamt 6.500 Teilnehmer. Zur größeren der beiden hatte der Münchner Ableger der Bewegung "Palästina spricht" aufgerufen.
Von Seiten der Polizei heißt es, dass die Demonstrationen am Samstag friedlich und harmlos verlaufen seien. Mit über 200 Beamten war die Polizei im Einsatz. Protestiert wurde nicht nur in München.
Beobachterin schildert der AZ: Pro-Palästina-Demonstranten reißen Pro-Israel-Schilder ab
Von vor Ort werden der AZ aber auch Situationen geschildert, die nicht wie reine Friedensbekundungen anmuten. So schildert eine Beobachterin, die der AZ bekannt ist, die Situation, dass zwei Ordner der Demonstration am Samstag bei der Abschlusskundgebung am Gärtnerplatz anfingen, Plakate von verschleppten Menschen aus Israel von den Bäumen zu reißen. "Wir haben die Polizei darauf angesprochen. Es hieß, dass es sich hierbei um wildes Plakatieren handelt und somit das Abreißen nicht strafbar sei."
Bundesweit stehen Gruppen wie "Palästina spricht", die zu der Demo zum Gärtnerplatz aufgerufen hatte, in der Kritik. "Palästina spricht" hatte etwa in Postings in den Sozialen Medien den terroristischen Groß-Angriff auf Israel gefeiert.

Israelitische Kultusgemeinde warnt Jüdinnen und Juden in München
An diesem Wochenende indes geht es in München auch um die Sicherheit vor Ort. Das ist an der hohen Polizeipräsenz in der Stadt zu sehen. Am Samstag warnte die Israelitische Kultusgemeinde in einem internen Newsletter ihre Mitglieder vor der Sicherheitslage für Jüdinnen und Juden in der Innenstadt. Ob es im Zuge der Pro-Palästina-Demonstrationen dann zu Zwischenfällen gekommen ist, dazu wollte die IKG aus sicherheitstaktischen Gründen am Sonntag auf AZ-Anfrage keine Angaben machen.
Dass sich nicht alle Jüdinnen und Juden derzeit sicher fühlen, war auch am Sonntag am Odeonsplatz spürbar. Als am Rande der Kundgebung "Solidarität mit Israel", zu der mehrere Bündnisse, Parteien und Verbände aufgerufen hatten, ein Mann ganz in Schwarz, das Gesicht in ein Palästinensertuch gehüllt, vorbei läuft, drehen sich viele der Teilnehmer immer wieder verunsichert um. Die zahlreich anwesenden Polizeibeamten – laut Polizei um die 80 Einsatzkräfte – beäugen den Mann eindringlich.
Neuer Bürgermeister Dominik Krause: "Propagandamaschine der Hamas läuft auf Hochtouren"
Eindringlich ist auch die Rede des neuen Münchner Bürgermeisters Dominik Krause (Grüne). "Die Propagandamaschine der Hamas, des Irans und vieler anderer läuft auf Hochtouren – und sie fällt auf furchtbaren Boden" , sagte er vor den rund 1.000 Teilnehmern am Sonntag am Odeonsplatz.
"Die stärkste Waffe gegen Propaganda ist Wissen", so Krause weiter. In Deutschland sei es in den vergangenen Jahren versäumt worden, mehr Wissen über "eine der wenigen Demokratien im Nahen Osten" zu verbreiten und damit Solidarität nicht nur aus der Erinnerungskultur zu ziehen. Die sei zwar richtig und wichtig, aber "eben nur eine Seite der Medaille". Für seine klaren Worte erntete Krause viel Applaus.

Rührend auch die Worte der Münchner Israelin Efrat, die auf Englisch einen Chat vorliest, wie sie und ihre Freundinnen den 7. Oktober 2023 erlebt haben – dem Tag des Angriffes der Hamas auf Israel. "Es ist der schlimmste Albtraum meines Lebens. Noch nie in meinem Leben habe ich mich so gefürchtet", sagte sie.
Auch Justizminister Georg Eisenreich (CSU), Staatsministerin Melanie Huml (CSU) und der Beauftragte gegen Antisemitismus, Ludwig Spaenle, zählten zu den Rednern am Sonntag. Dass deutlich weniger Menschen kamen als am Vortag auf den Palästina-Demos? Erklärt mancher im Publikum sich auch damit, dass für die Kundgebung zu wenig geworben worden sei.