Polizei schnappt durchtriebene Einbrecherbande
München - Mehr als ein Jahr dauerten die Ermittlungen, Puzzleteil um Puzzleteil fügten die Ermittler zusammen. Doch die Akribie und Ausdauer lohnte sich: Münchner Ermittler haben einer vierköpfigen Einbrecherbande das Handwerk gelegt, die in München fast 185.000 Euro Beute gemacht hat. "Wir können der Bande zehn Einbrüche nachweisen", berichtete Kriminalhauptkommissar Thomas Sterr (39) gestern zufrieden. Zwei Männer (44, 36) und zwei Frauen (37, 47) sitzen in Untersuchungshaft. Voraussichtlich im Frühjahr wird der Prozess gegen sie beginnen.
Ungewöhnliches Vorgehen der Bande
Das Vorgehen der Einbrecherbande war insofern ungewöhnlich, als die weiblichen Bandenmitglieder in einigen Fällen eine Beziehung zu ihren späteren Opfern aufbauten. Und das ging so: In verschiedenen Boazn in Sendling hielten sie Ausschau nach älteren, alleinstehenden Herren, die sich großzügig zeigten. Die Frauen machten den Männern schöne Augen und sparten auch nicht mit ihren Reizen. Was die Opfer nicht wussten: Beide arbeiteten auch als Prostituierte.
"Die Frauen sind sogar bei den Herren eingezogen und haben mehrere Monate bei ihnen gewohnt", berichtet Thomas Sterr. In drei von zehn nachgewiesenen Fällen gingen die Täterinnen so vor: In der Wohnung verschafften sie sich einen Überblick über die Einkommensverhältnisse der Männer und spähten die Verstecke der Wertsachen aus. Schließlich lockten sie den Mann aus der Wohnung – damit die männlichen Komplizen ungestört einbrechen und Schmuck, Uhren und wertvolle Münzen stehlen konnten. Die zweite Masche des Einbrecherquartetts funktionierte übers Auskundschaften. Potenzielle Opfer und Einbruchsziele wurden beobachtet. Wenn die Mieter ihre Wohnungen verließen, stiegen die Einbrecher ein. Ein solcher Fall mit sehr hohem Schaden führte die Ermittler auf die Spur der Bande.
Lesen Sie hier: Strafjustizzentrum - Elf Männer wegen Racheaktion angeklagt
Im September 2015 waren die Täter in eine Altbauwohnung im Lehel eingebrochen. Eigentlich ein Zufallstreffer. "Ursprünglich wollten die Täter woanders einsteigen, doch dort öffnete jemand auf ihr Klingeln." In der Einbruchswohnung hingen zwei sehr wertvolle Ölgemälde aus dem 18. Jahrhundert: ein Stillleben des markgräflichen Hofmalers Wilhelm Ernst Wunder (1713 bis 1787) und ein zweites, noch wertvolleres barockes Gemälde mit zwei Porträts eines unbekannten Künstlers. Gesamtwert: rund 90.000 Euro. Die Diebe ließen nur die Rahmen zurück und flüchteten.
Lesen Sie auch: Tatortberater im AZ-Interview - Nach Mord an Monika B.: Kriminalist erklärt Motive
Als die Gemälde in Ungarn zum Kauf angeboten wurden, flog die Bande auf. Versteckt hinter einem Fernseher in einer Privatwohnung lagerten die Kunstschätze. Auch anderes Diebesgut wurde sichergestellt. Der Mann aus dem Lehel bekam seine Bilder – beides Erbstücke seiner Eltern – unversehrt zurück. "Jetzt muss ich mich nicht mehr mit der Versicherung herumschlagen", soll er dankbar gesagt haben.
- Themen:
- Polizei