Pistengaudi am Müllberg
Kinder lieben den Hang jetzt schon. Eltern sind in der Meinung ein bisschen differenzierter. Hunderte Münchner stürzten sich am Wochenende ins Fröttmaninger Skivergnügen.
MÜNCHEN Mit einem eleganten Schwung gleitet Paulina auf ihren Skiern an die Kassengondel. „Puh, ist mir heiß“, seufzt die Elfjährige, wischt sich über die roten Backen und schaut den Hügel hoch. Es ist 11 Uhr am Tag zwei in der Geschichte des Münchner Mini-Skigebiets am Fröttmaninger Müllberg.
Als Claudio Dorigo (41) vom Skiclub des TSV 1860 viereinhalb Stunden vorher am Hang ankam, war’s kalt – und an Skifahren nicht zu denken. Über Nacht hatten die vier Schneekanonen derartig gepustet, dass die Liftspur unter Schneebergen versank. Eigentlich kein Problem – nur war der Profi-Pistenraupenfahrer aus Oberaudorf verhindert, und so blieb die Arbeit an den Ehrenamtlichen hängen.
15 Sekunden Abfahrt
Deshalb begann die Skigaudi am Sonntag mit einer Stunde Verspätung. Dann allerdings zu Top-Bedingungen: Wo gibt’s schon einen Meter Schnee bis ins Tal, dazu strahlenden Sonnenschein, eine U-Bahnanbindung und vom Berg aus einen Blick auf die Stadt und die Allianz-Arena?
200 Ski-Fans hatten den beschneiten Hügel samt Schlepplift bereits am Samstag begutachtet, allein am Sonntagvormittag waren Dutzende da. „Es geht ganz gut“, sagt Zahnarzt Winfried O. (44), der mit Töchterchen Lea (7) zwischen den Knien den Hang runterfährt. „Für die Kleine ist es aber noch ein bisschen steil.“
Claudio Dorigo bestätigt das: Die beschneite Piste ist zwar nur 200 Meter lang, und die Abfahrt dauert (für Könner) lediglich an die 15 Sekunden, aber steil ist der Hang schon. „Ich würde sagen, das ist eine kurze, rote Piste“, sagt der Experte, während ein paar Meter weiter, abseits der Piste, ein Zwergerl in seinem Bob kreischend den Hang runterbrettert.
"Man könnte soviel aus diesem Berg machen"
Kinder, so viel steht fest, lieben den Hang jetzt schon. Eltern sind in der Meinung ein bisschen differenzierter. „Der Weg vom Parkplatz ist schon ein bisschen weit“, bemängelt eine junge Mutter, die Skier, Skistöcke, Picknick, Thermosflaschen und Wechselklamotten auf ein Leiterwagerl gepackt und so den Weg (400 Meter) von der Allianz-Arena herüber bewältigt hat. Außerdem sei der Spaß mit zehn Euro (für Kinder acht) à zwei Stunden nicht ganz billig und die Abfahrt zu kurz.
Letzteres könnte sich noch ändern. Denn der obere Teil des Müllbergs ist noch gar nicht beschneit. Dort ist der Hügel flacher, die Sonne scheint steiler drauf, so dass Schnee zu schnell wegschmelzen würde.
„Im Dezember hätte die Stadt uns den Skibetrieb erlauben sollen! Da war drei Wochen lang super Wetter“, sagt Valerie Buchmann, Ehrenamtliche beim TSV 1860, und schaut gedankenverloren ins Tal. „Man könnte so viel aus diesem Berg machen“, seufzt sie. Eine Schneebar im Tal würde sie sich wünschen oder einen kleinen Christkindlmarkt. „Vielleicht nächsten Winter.“
Momentan gibt’s am Fuß des Hangs nur ein kleines Ski-Hütterl, in dem Horst Schumacher (54) und Christa Busch (57) stehen, um Wurst- und Steaksemmeln sowie Kaffee und alkoholfreien Glühwein unters Volk zu bringen. Die Piste haben die beiden noch nicht ausprobiert, „aber es sieht richtig gut aus von hier unten“, sagt Schumacher.
Bestenfalls noch sechs Wochen
Ein paar Meter weiter sitzen Elisabeth Strelow und Antje Schmidt in Decken gehüllt auf der Heizung in der Kassengondel. Als Paulina mit ihren Skiern daherpest und über die Hitze stöhnt, erwidert Antje Schmidt trocken: „Wollen wir Füße tauschen? Meine sind kalt.“
Wenn alles gut geht, sind sie das noch sechs Wochen lang. So lange hat die Stadt den Skibetrieb am Fröttmaninger Müllberg erlaubt – vorausgesetzt das Wetter spielt mit. Denn beschneit werden kann nur, wenn es nachts mindestens minus drei Grad kalt ist.
Paulina hätte nichts dagegen. Warm wird ihr beim Abfahren von allein.
Daniela Transiskus
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