Interview

Personalmangel in der Baubranche: "Können viele Aufträge nicht annehmen"

Maurer, Zimmerer, Bauelektriker und Poliere - es mangelt an vielen Handwerkern auf dem Bau, für Münchens Bauunternehmer wird das mehr und mehr zum Problem.
Conie Morarescu |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
4  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Bauunternehmer Reinhard Lachner: "Wir haben zu wenig Leute in allen Bereichen."
Bauunternehmer Reinhard Lachner: "Wir haben zu wenig Leute in allen Bereichen." © Daniel von Loeper

München - Die AZ hat bei Reinhard Lachner nachgefragt, dem Chef der Vitus Lachner Bauunternehmung.

AZ: Herr Lachner, wie stark ist Ihr Betrieb vom Fachkräftemangel betroffen? 
REINHARD LACHNER: Wir haben zu wenig Leute in allen Bereichen. Es fehlen uns viele Facharbeiter und Poliere. Einen starken Mangel haben wir vor allem bei den Führungskräften. Und es wird immer schlimmer, denn einige von unseren Angestellten gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand.

Bauunternehmer: "Mangel bei den Führungskräften"

Wie wirkt sich das auf Ihr Unternehmen aus?
Die Auftragslage ist sehr gut und wir haben sehr viele Anfragen, aber viele Aufträge können wir nicht annehmen, weil uns das Personal fehlt.

Bilden Sie aus, um dem entgegenzuwirken? 
Ja, wir bieten eine Ausbildung zum Maurer an. Viele Bewerbungen sind es aber nicht. Im Moment haben wir nur einen Lehrling. Unser letzter Azubi hat 2020 ausgelernt, wurde dann aber abgeworben. Überall werden Fachkräfte gesucht.

Ordentlicher Lohn und übertarifliche Bezahlung der Fachkräfte

Wie begegnen Sie dem Problem? Zahlen Sie mehr für Ihre Angestellten?
Man muss auf jeden Fall einen ordentlichen Lohn zahlen. Die Auszubildenden in der Baubranche haben einen überdurchschnittlichen Tarif im Vergleich zu anderen Branchen. Und unsere ausgelernten Fachkräfte bezahlen wir übertariflich.

"Wenig öffentliche Aufmerksamkeit für die handwerklichen Berufe"

Woran könnte es liegen, dass trotz der guten Bezahlung wenig junge Menschen einen handwerklichen Beruf in der Baubranche lernen wollen?
Die Arbeit ist körperlich anstrengend und man muss bei jedem Wetter draußen arbeiten. Außerdem ist das auch eine Imagefrage. Leider gibt es meiner Meinung nach zu wenig öffentliche Aufmerksamkeit für die handwerklichen Berufe. Wussten Sie, dass es Europa- und Weltmeisterschaften für Handwerksberufe gibt? Ein Fliesenleger aus Deutschland ist vor Kurzem Europameister geworden. 

Lesen Sie auch

Davon habe ich nichts gehört.
Darüber wird auch kaum in der Presse berichtet. Das ist sehr schade. Schließlich können wir stolz sein auf unser Bauhandwerk. Und es sind schöne und fordernde Berufe. Sie sind gut bezahlt und man hat viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln. Man kann den Meister machen und danach über den zweiten Bildungsweg Architektur oder Bauingenieur studieren.

Bürokratie für Unternehmen und Geflüchtete: Bayern geht einen falschen Weg

Was wünschen Sie sich von der Politik?
Wir sollten geflüchteten jungen Menschen bessere Perspektiven bieten. In meinen Augen geht die Politik in Bayern einen falschen Weg. Wir brauchen Fachkräfte und die meisten jungen Menschen möchten sich gerne integrieren und in die Gesellschaft einbringen. Wir haben viele Jugendliche mit Migrations- oder Fluchthintergrund ausgebildet. Leider stellt uns die Bürokratie bei Azubis, die Asyl beantragen, viele Hindernisse in den Weg. Das ist für die Lehrbetriebe sehr mühsam. Ich finde das falsch.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
4 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • muc_original_nicht_Plagiat! am 12.10.2021 19:35 Uhr / Bewertung:

    ein persönliches Thema für Sie? auffällig ist, dass Sie jetzt schon im zweiten Diskussions-Strang diesen Privatwirtschafts-Tenor zu Gehör bringen wollen.
    Fakt: Neid oder Missgunst auf/gegen Beamte ist völlig unangebracht. Der Hinweis darauf, dass Beamte immer argumentieren/lamentieren, dass in der Privatwirtschaft mehr zu verdienen wäre, ist von Gesterm.
    warum? Weil die Pandemie dazu geführt hat, dass diejenigen, die - gar als Selbständige/FreiberuflerInnen - in der Privatwirtschaft tätig sind, sich gewünscht hätten, in einem für die Zukunft/Altervorsorge/etc. gesicherten und abgesicherten Beamten-Berufsumfeld zu arbeiten.
    Das ist meine Erfahrung/mein Feedback aus vielen Gesprächen mit freiberuflichen Kollegen - und wer da Spott oder gar "Hass" auf die Beamten äußerte, dem habe ich klar gesagt, dass jeder die Wahl hatte, ebenfalls die Beamtenlaufbahn einzuschlagen. es war aber nicht fein, schick, cool genug. Über diese Sicherheit von beamten zu lästern ist wohlfeil und selbstgefällig

  • SL am 13.10.2021 08:30 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von muc_original_nicht_Plagiat!

    Es hatte aber genau so jeder Beamte die Wahl in die Privatwirtschaft zu gehen. Warum also das ständige Lamentieren über ach so hohe Einkommen in der Privatwirtschaft. Und nein es ist eben nicht von gestern. Gerade fordert der Beamtenbund mindestens 5% Gehaltserhöhungen wegen der Inflation und um den Abstand zur freien Wirtschaft zu verringern. Eine Altersversorgung wie bei Renten fordern diese natürlich nicht, ebenso lehnen sie eine Bürgerversicherung, also GKV für alle vehement ab.

  • muc_original_nicht_Plagiat! am 14.10.2021 01:39 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von SL

    wo ist Ihr Problem? woher kommt der Hass - denn so kommt es rüber.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.