Paketpostareal: Neuer Hochhaus-Entscheid für München?
München - Ein Bürgerbegehren, eventuell ein Bürgerentscheid, das ist das Ziel von Wolfgang Czisch, Aktivist beim Münchner Forum und bis in die 90er SPD-Stadtrat, und dem CSU-Landtagsabgeordneten Robert Brannekämper. Dafür haben die beiden den Verein Hochhausstopp gegründet.
Pläne für Paketpostareal sollen gestoppt werden
Ihre konkreten Forderungen: Die Hochhaus-Pläne für das Paketpostareal im Münchner Westen sollen gestoppt werden, stattdessen solle es einen städtebaulichen Wettbewerb geben. Darüber hinaus wollen die Initiatoren verhindern, dass, wie in der Münchner Hochhausstudie bisher vorgesehen, in der Stadt "Hochhaus-Erwartungsgebiete" ausgewiesen werden. "Für die Stadtgestaltung wäre das eine Katastrophe", so Czisch.
München, so erklärt er die Hochhaus-Ablehnung, sei eine gewachsene Stadt, mit einer "sehr schönen Stadtentwicklung" innerhalb des Mittleren Rings. "Damit will man nun den Bruch. Man umstellt die Altstadt mit Hochhausgebieten. Das wollen wir nicht zulassen."
"Hochhäuser sind eine Mogelpackung"
Czisch betont, man sei nicht prinzipiell gegen jedes Hochhaus. Doch wenn es keinen rationalen Grund dafür gebe, hätte ein solcher Eingriff in die Stadt keine Berechtigung. Hochhäuser, so Czisch, seien eine Mogelpackung. Sie lösten kein einziges der Probleme, die München hat, wie Flächenversiegelung, "Zuzug und Unbezahlbarkeit der Wohnungen".
Speziell Hochhausbau führt zu hohen CO2-Emissionen
Dazu kämen hohe CO2-Emissionen. Der Neubau, und dabei speziell der Hochhausbau, sei einer der schlimmsten Emittenten im Bau wie auch später im Betrieb, so Czisch. "Es muss komplett klimatisiert werden, Unmengen von Energie werden reingepumpt. Das war vor hundert Jahren vielleicht richtig, heute ist Hochhaus keine Antwort mehr." Gerade von Grün-Rot habe man sich hier "eine neue, ökologischere Politik erwartet".
Neues Projekt "überfallartige Sache"
Am Projekt an der Paketposthalle gibt es zudem ganz konkrete Kritik, der sogenannte Masterplan für das Areal sei "wie aus dem Nichts" aufgetaucht, so Czisch. "Eine überfallartige Sache wie damals 2004", als er sich mit Alt-OB Georg Kronawitter für den damaligen Hochhausentscheid engagierte.
Viel Geld im Immobilienbereich
Im Augenblick, so Czisch, sei - nicht nur in München - extrem viel Geld im Immobilienbereich unterwegs, was riesigen Druck erzeuge. "Das ist eine wahnsinnige Gefahr, zu glauben, dass man Investoren bändigen kann, indem man ihnen ein paar Auflagen macht" und ihnen ein paar Gebiete gebe. "Das ist mit Sicherheit nicht möglich." Gerade in dem Areal mit Bezug nach Nymphenburg aber besonders kritisch. "Wenn man die Tür einen Spalt aufmacht, wird sie aufgerannt."
Anna Hanusch, Grünen-Fraktionschefin im Stadtrat, BA-Chefin in Neuhausen und Architektin ist wenig überrascht vom Vorstoß, sieht aber vieles anders. So sei es schon damals beim Hochhausentscheid "nicht besonders zeitgemäß" gewesen, "eine Hundert-Meter-Glasplatte über eine Stadt zu legen".
Statt Flächenversiegelung in die Höhe bauen
"München ist eine wachsende Stadt, wenn wir nicht komplett alles zuversiegeln wollen, müssen wir auch überlegen in die Höhe zu gehen", so Hanusch. Höhen wie die 155 Meter bei der Paketposthalle würden "absolut singuläre" Vorhaben bleiben, die man sich aber auch mal trauen dürfe. Über "die platten Argumente der Initiatoren", etwa, dass kein bezahlbarer Wohnraum entstünde, sei sie "enttäuscht", so Hanusch. Als erfahrene Politiker würden sie etwa die Vorgaben der sozialgerechten Bodennutzung, die genau dies sicherstellen soll, kennen.
Bürgerbegehren erfährt Zustimmung
Sie betont: "Ich finde es gut, dass die Bürger, wenn es zu dem Bürgerbegehren kommt, abstimmen dürfen. Wir würden aber natürlich einen Vorschlag einbringen, der sagt, Hochhäuser kann es geben, in unterschiedlichsten Formen." Wichtig sei ein gutes Gesamtkonzept, und dass die Bauten "nachhaltig, sozial und ökologisch gestaltet sind". Die Höhe müsse man jeweils städtebaulich vor Ort betrachten.
FDP übt jedoch Kritik
Kritik an der Initiative für das Bürgerbegehren kommt von der Rathaus-FDP: Fraktionschef Jörg Hoffmann sagte, man halte das für den falschen Weg. "München hat sich schon mit dem letzten Bürgerentscheid ins provinzielle Abseits gestellt. Wir gehen davon aus, dass die Stadtgesellschaft jetzt fortschrittlicher und moderner geworden ist." In Zeiten der Diskussion um nachhaltige Flächennutzung dürften Hochhäuser als Option nicht von vornherein vom Tisch genommen werden.
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