"Orplid" in Berg am Laim: Ein neues Quartier weit im Osten von München
Sogar die Sonne zeigt sich an diesem herbstlichen Dienstagnachmittag im Oktober. Und wenn die Orplid GmbH zum Richtfest für 286 neue Wohnungen an der Truderinger Straße in Berg am Laim ruft, kommt eigentlich auch der Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) gerne vorbei, so war es zumindest geplant.
Hinter dem erstmal unscheinbaren Namen „Orplid“ verbirgt sich das Immobilienunternehmen der Familie Rothenfußer: Walter Rothenfußer hat sich in München als Augenarzt einen Namen gemacht und führt aktuell das Augenzentrum München Süd. Seine Frau, die Psychologin Alinde Rothenfußer, hat das Kunsthaus Orplid in Solln und Icking gegründet und organisiert Kunstausstellungen und Konzerte - daher kommt auch der Name des Projekts, eine Hommage an den Dichter Eduard Mörike.

"Orplid": Richtfest für neue Wohnanlage in Berg am Laim
Die Vorfahren der Familie Rothenfußer zogen nach eigenen Angaben im 19. Jahrhundert mit ihrem Vermögen aus Dachau nach München, das sie als Großbauern erwirtschaftet hatten, und haben dann in Grund und Boden investiert. Im Bestand der Familie ist auch dieses Grundstück in Berg am Laim, das nun bebaut wird.
Die Erbengemeinschaft beschloss das 2013, zuvor war es eine landwirtschaftliche Fläche. „Wir wollen keinen Wohnraum bauen, sondern Lebensraum, der das Leben wertvoller macht“, sagt Bauherr Rothenfußer beim Richtfest am Dienstag auf dem Platz, der später einmal als Treffpunkt mit Kulturbühne funktionieren soll.
Ein Quartier, wo „Menschen und deren Potentiale und Interessen“ gefördert und gestärkt werden sollen, soll laut den Besitzern da entstehen, so wird es beworben. Man vermarkte so „psychosoziale Gesundheit und Lebensqualität“.

900 neue Wohnungen auf rund 24.000 Quadratmetern in Berg am Laim
Diese Lebensqualität sieht konkret so aus: Auf dem ganzen Grundstück entstehen rund 900 Wohnungen. Die Orplid GmbH der Familie Rothenfußer baut selber 442 davon in zwei Bauabschnitten.
In Vertretung des Oberbürgermeisters, der sich krank abmeldet, spricht Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) ihren Dank aus, ganz konkret: „Danke, dass Sie das nicht an einen australischen Hedgefonds verkauft haben“, sagt sie. Es sei „sehr special“, dass eine fachfremde Familie sich dazu entscheide, Bauherren zu werden und dafür auch extra eine Firma gründe.

Städtische Pläne und die Zukunft des Hachinger Bachs
Der erste der zwei Bauabschnitte feierte am Dienstag Richtfest. 286 Wohnungen werden hier gebaut, 196 davon frei finanziert und die restlichen verschieden gefördert: 38 nach dem EOF-Modell, also für Haushalte mit geringem Einkommen. Weitere 29 nach dem München Modell, das sind preisgedämpfte Wohnungen für Haushalte mit mittlerem Einkommen. Und 23 werden sogenannte „Cluster-Wohnungen“, die besonders für inklusives oder altersgerechtes Wohnen vorgesehen sind.
Noch offen ist, ob und wann hier im Quartier auch der Hachinger Bach wieder an die Oberfläche geholt werden kann. Die Bauherren wollen es - und werben auch damit. Die Pläne der Stadt gibt es eigentlich bereits seit 2014. Nur ist noch nicht klar, wann sie auch umgesetzt werden.
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