Olympiaturm-Renner im AZ-Interview: "Ich musste sehr das Kopfkino einschalten"
München - AZ-Interview mit Carsten Neder: Der 45-jährige Extremsportler aus Weßling bei München hat bei seiner Olympia-Turm-Aktion am Wochenende 8.700 Euro von Sponsoren für den guten Zweck eingesammelt.
AZ: Herr Neder, Sie sind am Wochenende innerhalb von 24 Stunden den Olympia-Turm 43 Mal hoch und wieder runter gelaufen - und das rückwärts! Wie um Himmels Willen kommt man auf so eine Idee?
CARSTEN NEDER: 2018 habe ich das Ganze ja schon mal gemacht, allerdings bin ich da vorwärts den Olympia-Turm hoch und runter gelaufen. Aber ich dachte mir damals schon, dass es ja auch rückwärts klappen sollte.
Ein halbes Jahr lang jede Woche auf den Olympiaturm
Wie trainiert man dafür?
Ich durfte zum Glück im letzten halben Jahr einmal pro Woche in den Olympiaturm und konnte somit auch mein Gehirn trainieren, denn die Abläufe beim Rückwärtslaufen müssen sich ja in meinem Kopf automatisieren, damit das funktioniert.
Sind Sie dann zu Übungszwecken auch im Alltag jede Treppe rückwärts gelaufen?
(lacht) Nein, denn der Olympia-Turm hat ja keine Norm-Stufen, die sind eher sehr hoch und nicht so tief, so dass man meistens mit einem halben Fuß in der Luft steht. Ich musste also genau einstudieren, wie ich die Füße auf die Treppe setzen muss. Und immer auch mit der Hand am Geländer, damit man nicht auf den Kopf fällt, wenn man wegrutschen sollte.
Mehr als 87.000 Stufen
Sie haben hoffentlich einen Helm und Rückenprotektoren getragen?
Nein, das war nach dem halben Jahr Training aber auch gar nicht mehr nötig. Die Abläufe waren in meinem Kopf schon so automatisiert, dass ich dann beim Hoch- und Runterlaufen überhaupt nicht mehr darüber nachgedacht habe.
Trotzdem wäre in der Nacht zum Samstag um 1 Uhr beinahe alles vorbei gewesen. Sie haben sich das Knie verdreht.
Das Knie hat schon dazu beigetragen, dass ich die 100.000 Stufen, die ich mir eigentlich vorgenommen hatte, nicht geschafft habe. Aber ich bin trotzdem super zufrieden mit meiner Leistung (über 87.000 Stufen, Anm. d. Red.).
"Es könnte diesmal etwas außerhalb von München werden"
Seit wie vielen Jahren sind Sie schon nicht mehr mit dem Aufzug gefahren?
(lacht) Das weiß ich nicht. Aber wenn es möglich ist, nehme ich immer die Treppe. Das ist ja auch gesund. Man muss ja nicht schwitzend oben ankommen, sondern kann ja auch ganz gemütlich hochgehen.
Sie auch - oder packt Sie selbst bei der kürzesten Treppe der sportliche Ehrgeiz?
Na ja, für mich ist jetzt nicht jede Treppe eine Herausforderung. Ich laufe ja Ultratrails und bin am liebsten in der Natur unterwegs, genieße die schöne Aussicht. So ein Panorama ist ja in einem Treppenhaus eher nicht gegeben, da musste ich jetzt im Olympia-Turm schon sehr das Kopfkino einschalten und mir die Berg-Aussicht vorstellen. (lacht)
Sie haben bereits das nächste Projekt geplant. Können Sie uns schon etwas dazu verraten?
Nein, noch nicht. So ein Projekt lässt sich nicht so einfach aus dem Boden stampfen. Ich werde aber sicher wieder etwas - nach normalen Maßstäben - Verrücktes machen. Vor allem, um wieder soziale Projekte zu fördern. Denn in meinen Augen sind es solche Vereine wie die "Initiative krebskranke Kinder München" und die Drogenberatung "Condrobs", die ich mit meinem Treppenlauf unterstützt habe, die wirklich Unglaubliches leisten. Klar, ich kann mich schinden und damit Geld für den guten Zweck sammeln, aber was diese Vereine tagtäglich für Kinder und Jugendliche leisten, ist das, was eigentlich zählt. Aber zurück zu Ihrer Frage: Ich kann zumindest so viel sagen: Es könnte diesmal etwas außerhalb von München werden.