Olympische Sommerspiele in München: So wollen Söder und Reiter überzeugen

Ein neues Olympia-Dorf, neue ÖPNV-Verbindungen und neue Beachvolleyballfelder: München soll sich für die Sommerspiele bewerben – und Konkurrenten wie Madrid und Rom ausstechen. Das Budget dafür geht in die Milliarden.
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Diese drei Männer wollen Olympia nach München holen (von links nach rechts): Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Sportminister Joachim Herrmann (CSU).
Diese drei Männer wollen Olympia nach München holen (von links nach rechts): Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Sportminister Joachim Herrmann (CSU). © Imago/Sven Simon

Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und OB Dieter Reiter (SPD) sind sich einig: München sollte sich für Olympische Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben. Das Konzept stellten beide am Dienstag im Olympiastadion vor.

Vorbild Paris: München soll sich für Olympische Sommerspiele bewerben

Vorbild ist Paris, wo für die Sommerspiele 2022 fast keine neuen Stadien gebaut wurden. Das soll in München auch so sein. Allerdings werden nicht alle Wettkämpfe tatsächlich hier ausgetragen. Alles solle aber in einem Umkreis von 50 Kilometern erreichbar sein, sagte Söder. Was nicht ganz stimmt – aber dazu später.

Der Stadtrat wird nächsten Mittwoch in der Vollversammlung über eine Bewerbung entscheiden. Die Beschlussvorlage verrät alle Details: Herzstück soll der Olympiapark sein. Für die Spiele soll er Richtung Süden bis zum Leonrodplatz erweitert werden. Hier sollen die "jungen, urbanen Sportarten" wie Skateboard und BMX ausgetragen werden.

In der Olympiahalle sollen Geräteturnen und Trampolin-Wettkämpfe stattfinden. Im SAP-Garden Handball und im Olympiastadion Leichtathletik. Die Olympiaschwimmhalle soll für Wasserspringen genutzt werden. Das Dantebad für Kunstschwimmen und Wasserball.

Das Olympiastadion in München wird derzeit für mehrere Hundert Millionen Euro saniert.
Das Olympiastadion in München wird derzeit für mehrere Hundert Millionen Euro saniert. © Peter Kneffel/dpa

Auf dem Olympiaberg soll eine Kletterwand aufgebaut werden. Auch zwei temporäre Hallen soll es im Olympiapark geben: Eine für Volleyball (15.000 Zuschauer) und eine zweite fürs Bahnradfahren (5000 Zuschauer).

Zwei ältere Münchner Sportstätten, die Rudi-Sedlmayer-Halle am Westpark und das Grünwalder Stadion, sollen ebenfalls genutzt werden– und zwar für Badminton und Rugby. Das Tennisstadion, das in den nächsten Jahren am Englischen Garten gebaut wird, ist bereits eingeplant.

Reitsport am Nymphenburger Schlosspark und im Englischen Garten

Außerdem soll es Wettkämpfe an den schönsten Münchner Orten geben: Durch den Nymphenburger Schlosspark und den Englischen Garten soll geritten werden. Radsportler sollen den Odeonsplatz als Ziel haben. Und auf die Theresienwiese kommen Beachvolleyballfelder.

Auch Sportstätten im Umland werden verwendet – etwa die Regattaanlage in Oberschleißheim, die Schießanlage in Garching und ein Sportpark in Unterhaching für Hockey. Bogenschießen soll im Schlosspark Oberschleißheim stattfinden. Die Freischwimmer sollen in den Starnberger See hüpfen. Und in Freising könnte ein temporäres Schwimmbecken aufgebaut werden.

Auch die Messe in Riem soll für alle möglichen Sportarten von Fechten bis Ringen genutzt werden.

Für ein paar Disziplinen müssen die Sportler aber doch weiterfahren. Erst die Fußball-Finalspiele sollen in der Allianz Arena stattfinden. Vorher sollen die Teams in Augsburg, Freiburg, Nürnberg, Stuttgart und Hoffenheim spielen. Mountainbiken ist in Bad Wiessee geplant, Kanufahren in Augsburg.

Olympia in München: Bürgerentscheid am 26. Oktober

Ob das alles so kommt, hängt davon ab, ob die Münchner Olympische Spiele wollen. Am 26. Oktober soll es einen Bürgerentscheid geben. OB Reiter will auch die weniger Sportbegeisterten überzeugen – er erhofft sich einen positiven Schub für die ganze Stadt. "Denn es gibt Geld für die Infrastruktur", sagte er.

So soll das Quartier im Münchner Nordosten mit einem neu angelegten See aussehen.
So soll das Quartier im Münchner Nordosten mit einem neu angelegten See aussehen.

Zum Beispiel muss ein neues Olympisches Dorf gebaut werden. Die Stadt will dafür das Gebiet im Münchner Nordosten nutzen, für das sie bereits seit Jahren eine Städtebauliche Entwicklungsmaßnahme vorbereitet. Während der Spiele sollen dort etwa 18.900 Athleten, Betreuer und Medienschaffende einen Schlafplatz bekommen.

Später sollen daraus rund 4.000 Wohnungen für 10.500 Menschen werden. Zwar gehört laut der Beschlussvorlage bereits ein großer Teil der Stadt, aber nicht alles. Die Stadt muss also mit den Eigentümern Kompromisse schließen.

Wegen Olympia: ÖPNV-Ausbau in München?

Auch der ÖPNV muss für die Spiele ausgebaut werden. Zum Beispiel soll die U4 zum Olympischen Dorf, also Richtung Englschalking, verlängert werden – perspektivisch sogar bis zur Messe. Außerdem ist geplant, den S-Bahn-Ring im Norden zu bauen – mit neuen Haltestellen am Olympiapark, am Innovationszentrum von BMW und am Euroindustriepark. Mit dieser neuen Verbindung käme man von Englschalking direkt in den Olympiapark.

Als weitere neue U-Bahn-Linie wird die U9 genannt. Sie soll die Stammstrecke entlasten – die ebenfalls bis zu den Spielen fertig sein soll. Ebenso wie ein neuer ICE-Halt am Münchner Flughafen. Nur noch 15 Minuten soll man dann vom Hauptbahnhof zum Airport brauchen.

Und was kostet das alles? Festlegen will sich da die Stadt noch nicht. In der Beschlussvorlage ist von einem Budget von 5,3 Milliarden die Rede, in dem die Kosten für alle temporären Sportbauten (930 Millionen) enthalten sein sollen. Die Kosten für die Infrastruktur sind nicht eingerechnet. Reiter ist überzeugt, dass sich die Ausgaben lohnen – weil Hotels, Gastronomien, Geschäfte von den vielen Touristen profitieren. 11,2 Millionen Gäste kamen für die Spiele nach Paris.

Olympia-Bürgerentscheid kostet bereits mehrere Millionen Euro

Erst einmal muss München aber Geld für den Bürgerentscheid ausgeben. Alleine die Kommunikation im Vorfeld soll 1,8 Millionen kosten. Für die Durchführung und die IT veranschlagt die Verwaltung noch mal um die 4,5 Millionen.

Danach muss München die Bewerbung fertig machen. Ihre Kosten schätzt Reiter auf etwa sieben Millionen. Das ist viel weniger als frühere Olympiabewerbungen, das IOC hat die Anforderungen nämlich verändert.

München muss sich dann gegen Berlin, Hamburg und das Ruhrgebiet durchsetzen. Dass das klappt, daran hat Ministerpräsident Söder keine Zweifel. Die größeren Konkurrenten liegen seiner Meinung nach im Ausland. Und sie heißen: Madrid und Rom.

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