"Olympia wird einen Schub für München auslösen": So wollen die Befürworter überzeugen

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Keine große Überraschung: Die Stadträte von Grünen, CSU und SPD, die sich im Rathaus um Sportpolitik kümmern, sind dafür, dass sich München für Olympische Spiele bewirbt. Auch der Bayerische Landes-Sportverband (BLSV) wirbt dafür, dass die Münchner beim Bürgerentscheid am 26. Oktober ihr Kreuz bei "Ja" machen. Nur – warum überhaupt? Das erklärten sie bei einer Presseveranstaltung am Montagmittag.
"Es geht nicht nur um körperliche Höchstleistungen, sondern auch darum, Werte wie Fairplay, Freundschaft und Solidarität zu teilen", sagte Katharina Seßler, die Bezirksvorsitzende des BLSV in München. Sie erhofft sich außerdem, dass mit Olympia Sportarten Aufmerksamkeit bekommen, die sonst nicht so sehr wahrgenommen werden. Doch ist es dafür nicht ganz egal, ob die Spiele in Rom oder München stattfinden?
Ganz und gar nicht – ist CSU-Stadträtin Ulrike Grimm überzeugt. Wenn Olympia in der eigenen Stadt stattfinde, motiviere das Kinder schon zehn Jahre vorher, mehr Sport zu treiben. "Bei den Kindern wächst ein anderer Ehrgeiz", ist auch Seßlers Meinung.
Sanierung von Sportstätten
Zwar ist die Münchner Bewerbung darauf ausgelegt, viele vorhandene Sportstätten zu nutzen und wenn, dann nur temporäre neue Stadien zu bauen. Allerdings: "Die Sportler müssen schon früher anreisen und trainieren", sagte Grimm. Dafür müsste auch die ein oder andere Bezirks- oder Schulsportanlage zur Verfügung gestellt werden. "Und die müssen dann freilich auch auf dem neusten Stand sein." Dafür sei mit Olympia mehr Geld da – durch Zuschüsse von Bund und Freistaat.

Grünen-Stadtrat Beppo Brem rechnet außerdem mit Geld, um die bestehenden Anlagen (etwa die Regattastrecke in Oberschleißheim oder das Dantestadion) zu ertüchtigen. Ohne Olympia würde die Stadt diese Maßnahmen wohl so schnell nicht in Angriff nehmen, glaubt Brem.
Wegen der Paralympischen Spiele könne München zudem einen Ausbau der Barrierefreiheit erwarten, sind die Befürworter überzeugt.
"Game-Changer" in der Stadtentwicklung
Olympia sei ein "Game-Changer" in der Stadtentwicklung, meint SPDlerin Kathrin Abele. "Gerade beim ÖPNV-Ausbau können wir einiges voranbringen." Die Liste der ÖPNV-Projekte, die in der Stadtratsvorlage zur Bewerbung stehen, ist tatsächlich lang. Sie reicht von der U4-Verlängerung ins neue Olympiadorf im Nordosten, über den S-Bahn-Ring im Norden bis hin zu einem neuen ICE-Halt am Flughafen – und umfasst noch viele weitere Projekte.

Die meisten sind im Stadtrat seit Jahren Thema – und ohnehin versprochen worden. Doch auch hier erwarten die Befürworter Zuschüsse von Bund und Land, sodass alles schneller angegangen werden könne. So wie auch das Olympische Dorf, das im Nordosten gebaut und aus dem später ein neues Viertel werden soll.
Schon lange, bevor die Olympia-Bewerbung Thema wurde, hatte die Stadt vor, im Nordosten eine neue Siedlung zu bauen. Der Stadtteil sei ein Projekt für die 2030er Jahre, heißt es auf der Webseite der Stadt.
Doch noch ist nicht klar, wann Olympische Spiele überhaupt in München stattfinden sollen. Was, wenn es doch 2044 oder gar 2048 wird? Ist Olympia dann nicht eher eine Bremse für den Wohnungsbau?
Dass ohne Olympia in den nächsten zehn Jahren im Nordosten Wohnungen stehen würden, bezweifelt die CSUlerin Grimm allerdings. Sie bleibt dabei: "Olympia wird einen Schub für München auslösen." Für den Sport, den ÖPNV, den Wohnungsbau.
In etwa einem Jahr soll feststehen, welche deutsche Stadt (also München oder doch Berlin, Hamburg oder das Ruhrgebiet) ins Rennen geht. Wie der DOSB seine Entscheidung trifft, kann zumindest in dieser Runde niemand beantworten. Eines sei aber klar, meint Ulrike Grimm: "Wir werden niemanden bestechen. Denn dafür hat die Stadt gar kein Geld", sagt sie scherzhaft.