Olympia in und um München: Der große AZ-Überblick

Spätestens 2044 sollen in München Sommerspiele stattfinden. Die Bürger entscheiden darüber im Herbst. Wo überall Sportler gegeneinander antreten.
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Zuschauer bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 1972 (Archiv).
Zuschauer bei der Eröffnung der Olympischen Spiele 1972 (Archiv). © imago/Pressefoto Baumann

 Wie Heimkommen soll es sich anfühlen, wenn München „20XX“ erneut Austragungsort für Olympische Spiele wird, schreibt die Stadt auf einer Webseite, die sie eingerichtet hat, um die Münchner über die Olympia-Bewerbung zu informieren.

Olympische Spiele in München? Am 26. Oktober wird abgestimmt

Am 26. Oktober sollen sie schließlich darüber abstimmen, ob sie nach 1972 wieder Sommerspiele wollen. "20XX" schreibt die Stadt deshalb, weil noch nicht klar ist, um welches Jahr es genau geht. Am wahrscheinlichsten kommt 2040 oder 2044 in Frage, theoretisch auch 2036.

Die Stadt will vor allem bestehende Sportstätten von 1972 nutzen. Herzstück ist der Olympiapark, der aber, wie es in der Bewerbung heißt, einen „Re-Start“ erfahren soll. Auch die Olympischen Sportstätten im Landkreis München sollen genutzt werden. Es sollen keine neuen Stadien gebaut werden – zumindest keine, die nach Olympischen Spielen bleiben. Alle Sportstätten, die fehlen – wie eine Bahnradbahn oder ein olympisches Schwimmbecken mit zehn Bahnen – würden provisorisch aufgebaut.

Die geschätzten Kosten für die temporären Stadien liegen bei rund 930 Millionen Euro. Die Stadt schätzt, dass die Spiele insgesamt 5,3 Milliarden Euro kosten könnten. Sie rechnet damit, dass sich dieser Betrag fast komplett wieder durch die Spiele einnehmen lässt. Nicht eingerechnet sind da die Investitionen in die Infrastruktur – wie in den ÖPNV-Ausbau und den Bau eines Olympische Dorfes.   

1. Olympiapark: Das Herzstück der Spiele wird der ikonische Park, der für ‘72 angelegt wurde

Das ikonische Zeltdach des Olmpiastadions in München.
Das ikonische Zeltdach des Olmpiastadions in München. © imago/Heinz Gebhardt (www.imago-images.de)

Re:Start Olympiapark heißt das Motto, das sich die Stadt ausgedacht hat. Denn sie will nicht einfach bloß die Sportstätten von ‘72 nutzen, sondern den Park auch erweitern. Er soll im Norden bis zum Olympischen Dorf reichen. Hier sollen zwei temporäre Hallen hin: eine fürs Bahnradfahren und eine für Volleyball. Schon 1972 stand hier eine temporäre Hockey-Anlage.

Auch Richtung Süden bis zum Leonrodplatz wird der Olympiapark erweitert. Hier soll Platz für die „jungen“ Sportarten – wie Skateboarden oder BMX-Rennen entstehen. Am Olympiaberg soll eine Kletterwand für die Sportkletterer aufgebaut werden. Die Triathleten sollen das Außengelände des Parks nutzen. Im Olympiastadion sollen die Leichtathletik-Wettkämpfe stattfinden. Und im neuen SAP-Garden sollen die Handballspiele ausgetragen werden.

2. Oberschleißheim: Im nördlichen Landkreis München finden mehrere Wettkämpfe statt

Regattastrecke Oberschleißheim aus der Vogelperspektive.
Regattastrecke Oberschleißheim aus der Vogelperspektive. © imago

Davon, dass die Regatta-Analge in Oberschleißheim saniert wird, träumen Ruderer in München schon lange. Doch die Stadt investierte zuletzt nur das nötigste, damit die European Championships dort stattfinden konnten. Tatsächlich muss die Anlage aber vor Olympia grundlegend saniert werden. Bis zu 99 Millionen könnte das kosten, schätzt die Stadt.

Wasserbecken mit Spiegelung vom Neuen Schloss in der Schlossanlage Schleissheim.
Wasserbecken mit Spiegelung vom Neuen Schloss in der Schlossanlage Schleissheim. © imago/Günter Gräfenhain

Oberschleißheim wird sogar noch ein zweites Mal Wettkampfstätte: Die Schlossanlage Schleißheim ist fürs Bogenschießen eingeplant. Und gar nicht weit weg in Garching soll die Olympia-Schießanlage, die für 1972 gebaut wurde, wieder verwendet werden. Sanierungskosten: 50 Millionen Euro.

3. Die Innenstadt: Nicht nur auf der Theresienwiese und am Odeonsplatz sollen Wettkämpfe sein

Bavariastatue und Ruhmeshalle an der Theresienwiese.
Bavariastatue und Ruhmeshalle an der Theresienwiese. © imago/S.Gottschalk

Woran denkt die ganze Welt sofort beim Stichwort München? Richtig: Oktoberfest. Deshalb spielt die Wiesn bei der Olympia-Bewerbung auch eine Rolle. Zum einen sollen auf der Theresienwiese die Beachvolleyball-Spiele stattfinden. Zum anderen soll es zur Eröffnung einen Einzug der Olympioniken geben, der an den Wiesn-Umzug angelehnt ist. Also: bunt geschmückte Kutschen, Brauereigespanne, viele Menschen, die am Straßenrand stehen. Auf der Theresienwiese soll außerdem das Zentrum für die bis zu 50.000 Freiwilligen entstehen, die bei den Spielen gebraucht werden. Dort sollen sie gebrieft werden und Verpflegung bekommen. Das bedeutet eine logistische Herausforderung. Das Oktoberfest soll nämlich auf keinen Fall ausfallen.

Auch andere Orte in der Innenstadt sollen zur Wettkampfstätte werden. Die Radrennen sollen als Ziel den Odeonsplatz haben. Der Start steht noch nicht fest.
Wiederbelebt werden soll außerdem die Rudi-Sedlmayer-Halle beim Westpark. Sie wurde für Olympia 1972 gebaut, dort fand Basketball statt. Jetzt plant die Stadt dort Badminton. 

4. Ein Olympiastadion in Giesing: Welche Sportart im Grünwalder gespielt werden soll und warum das die Löwen freut

Das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße.
Das Städtische Stadion an der Grünwalder Straße. © imago/Ulrich Wagner

Was hat das Sechzgerstadion nicht schon alles erlebt. Abgebrannte Tribünen, die große Bayern-Mannschaft der späten 60er-Jahre, die Löwen-Meisterschaft 1966 – oder auch den Fund einer Weltkriegsbombe unterm Strafraum vor wenigen Jahren. Was das Grünwalder noch nicht erlebt hat: Olympische Spiele. Das aber könnte sich ändern – etwas überraschend taucht das Stadion im Olympia-Konzept auf.

Die Löwenfans freut es. Erhoffen sie sich von der Bewerbung doch den finalen Schub, dass das Stadion endlich ausgebaut wird. Von 40 Millionen fürs Grünwalder ist im Konzept die Rede. Gespielt werden soll Rugby. Wenn es klappt, trägt der scheidende Löwen-Präsident Robert Reisinger persönlich zu Fuß die Fackel von Athen nach Giesing. Hat er in der AZ versprochen.

5. Wettkämpfe weiter weg: Tegernsee und Starnberger See werden auch Schauplatz für Sommerspiele

Blick von oben auf den Feldafinger Park, links der Starnberger See, am Horizont die Alpenkette im Dunst.
Blick von oben auf den Feldafinger Park, links der Starnberger See, am Horizont die Alpenkette im Dunst. © imago/Ulrich Wagner

Für ein paar Disziplinen müssen die Sportler weiter fahren: So wie 1972 soll der Eiskanal in Augsburg fürs Kanufahren verwendet werden. Das Skizentrum Sonnenbichl in Bad Wiessee am Tegernsee soll die Mountain-Bike-Wettkämpfe beheimaten. Im Starnberger See soll Freischwimmen stattfinden.
Am weitesten weg würde Segeln ausgetragen: Hier denkt die Stadt vor allem an Kiel – Münchens Partnerstadt von 72.

6. Unterhaching: Das Stadion wird für Fußball genutzt. 2040 soll dort Hockey gespielt werden

Der Uhlsport-Park im Flutlicht.
Der Uhlsport-Park im Flutlicht. © imago

Der Sportpark Unterhaching, wo sonst die Fußballer der Spielvereinigung und die Footballer (Munich Ravens) spielen, soll zum Austragungsort für Hockey werden. Auch in dieses Stadion müsste man wohl investieren. Zum Beispiel gibt es dort keinen Kunstrasen.

7. Der Nymphenburger Park: Überzeugen will München mit schönen Orten – wie der Schlossanlage

Schloss Nymphenburg mit Schlossgartenkanal im Morgenlicht.
Schloss Nymphenburg mit Schlossgartenkanal im Morgenlicht. © imago/Hanna Wagner

Die „Best Places“ in München sollen für Athleten und Besucher aus aller Welt strahlen, heißt es im Bewerbungskonzept.
Zu diesen Orten zählt das Schloss Nymphenburg. Hier plant die Stadt das Dressurreiten mit 12.000 Zuschauern.

Auch 1972 traten die Dressurreiter im Schlosspark an. Auf spektakuläre Bilder setzen allerdings auch andere deutsche Städte, die sich um Olympia bewerben. Berlin etwa will Volleyball vor dem Brandenburger Tor austragen.

8. Reitanlage in Riem: Auch die Olympia-Anlage im Münchner Osten wird wieder verwendet

Reitstadion Trudering Riem, Austragungsort von Reitwettbewerben der Olympischen Spiele 1972 in München.
Reitstadion Trudering Riem, Austragungsort von Reitwettbewerben der Olympischen Spiele 1972 in München. © imago

Bis nach Ebersberg soll man die Detonation gehört haben, berichtete der „Münchner Merkur“ 2008. Damals wurde die Haupttribüne des Reitstadions in Riem gesprengt, die für die Spiele 1972 gebaut worden war.

23.000 Zuschauer hatten während der Sommerspiele dort Platz. Die Konstruktion war einmalig. Keine Pfeiler störten die Sicht. Doch nach Olympia wollte sich das Stadion nicht mehr so recht füllen – und die Tribüne wurde marode. Einsturzgefahr drohte.

Sollten die Spiele 2040 oder 2044 tatsächlich in München stattfinden, würde die Olympia-Reitanlage in Riem fürs Sprungreiten genutzt. Plätze für 12.000 Zuschauer soll es geben. Sanierungen wären wohl unausweichlich.

9. Messe: Temporäre Sporthallen und das Medienzentrum kommen nach Riem

Die Messe in Riem gab es bei den Spielen 1972 noch nicht. Damals befand sich die Messe auf der Schwanthalerhöhe und wurde unter anderem für Gewichtheben und Judo genutzt. Diese Sportarten sollen bei künftigen Spielen auf das Messegelände in Riem ausgelagert werden.

Auch hier will die Stadt temporäre Hallen errichten und Platz für bis zu 8000 Besucher schaffen. Folgende Wettkämpfe sind noch auf dem Messegelände in Riem geplant: Fechten, Rhythmische Sportgymnastik, Taekwondo, Boxen und Ringen.
Außerdem soll die Messe zum Medienzentrum für rund 23.000 Journalisten werden.

10. Englischer Garten: Tennis im neuen Stadion von Iphitos und Reiten in der Parkanlage

BMW Open 2025.
BMW Open 2025. © imago/Juergen Hasenkopf

Noch ist das Tennis-Stadion beim Englischen Garten des Vereins MTTC Iphitos nicht mal im Bau. Trotzdem ist es schon für Olympia eingeplant.
Klar ist bereits: Das neue Stadion wird für Olympia wohl durch temporäre Aufbauten erweitert. Denn Stand heute soll es rund 7500 Plätze haben. Beim Finale sollen aber laut Bewerbungskonzept 10.000 Zuschauer rein.

Ab Herbst 2026 soll das neue Tennis-Stadion gebaut werden. 2027 soll es fertig sein. 1972 gehörte Tennis übrigens nicht zu den olympischen Disziplinen. Nach den Sommerspielen 1924 wurde Tennis aus dem Programm gestrichen und kam erst 1988 wieder ins Programm. Steffi Graf gewann damals Gold.

Auch der Englische Garten selbst ist eingeplant – fürs Reiten. 1972 fand auf der Werneckwiese südlich des Kleinhesseloher Sees Bogenschießen statt.

11. Die Allianz Arena: Nicht nur das Stadion in Fröttmaning wird gebraucht, sondern ganz Süddeutschland

Die Fußball-Arena in Fröttmaning.
Die Fußball-Arena in Fröttmaning. © imago/Christina Falkenberg

Zweieinhalb Wochen dauern die olympischen Fußballturniere für beide Geschlechter. Diese ganzen Spiele können nicht alle in der Allianz Arena stattfinden. Fußball soll deshalb in Stadien in ganz Süddeutschland ausgetragen werden. Auch in Hoffenheim, Augsburg, Freiburg, Nürnberg und Stuttgart soll es Fußballspiele geben. Die Finalrunden sind in München.
Auch 1972 wurden die Fußballspiele in mehreren Stadien ausgetragen.

In Passau, Nürnberg und Augsburg fanden ebenfalls Spiele statt. Das Endspiel war im Münchner Olympiastadion. Wegen des Anschlags auf die israelische Mannschaft verschob sich das Endspiel um einen Tag, es fand schließlich am 10. September 1972 statt. Das Stadion hatte über 80.000 Plätze, 20 Fernschreiber, 50 Telefonkabinen und Dunkelkammern. Die braucht es heute freilich nicht mehr. Nutzen will die Stadt in der Allianz Arena nur 50.000 von rund 75.000 Plätzen.

12. Die neue Halle in Freising: Die neue Event-Arena wird zum temporären Schwimmbecken mit zehn Bahnen

So soll die neue Konzerthalle einmal aussehen.
So soll die neue Konzerthalle einmal aussehen. © Munich Arena

In Freising will ein privater Investor eine neue Konzerthalle bauen – die „Munich Arena“.

Und seitdem fragen sich viele, ob nun die großen Stars lieber in Freising auftreten. Gleichzeitig braucht München die neue Halle auch. Denn hier soll das temporäre Schwimmbecken rein. Die Olympia-Schwimmhalle genügt den Anforderungen nämlich nicht mehr. Denn inzwischen sind zehn Bahnen Pflicht. Ein solches Bad steht nirgends in Deutschland. Das Olympiabad soll für Turmspringen genutzt werden. Außerdem sollen im Dantebad andere Wassersportarten wie Kunstschwimmen ausgetragen werden.

13. Golf in Eichenried: 1972 hat es weniger Wettkämpfe gegeben. München muss deshalb ausweichen

Der Golfplatz Eichenried.
Der Golfplatz Eichenried. © OH

Bei den Olympischen Spielen 1972 gab es Golf als Wettkampf-Disziplin noch nicht. Also wurde deshalb logischerweise auch kein großer Golfplatz angelegt. So richtig im Programm bei Olympischen Spielen ist Golf erst seit 2016 wieder.

In seiner Olympia-Bewerbung nennt die Stadt Eichenried als Wettkampfstätte. Auf der Anlage werden regelmäßig internationale Turniere gespielt. Allerdings hat die Anlage laut der Bewerbung, die die Stadt vorgelegt hat, gerade mal Platz für 1000 Zuschauer. Zum Vergleich: Bei den Olympischen Spielen in Paris hatte die Anlage in der Nähe von Versailles eine Kapazität von rund 32.000 Plätzen.

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