Schankmoral: KVR-Chef warnt die Wirte

Weil auf der Wiesn angeblich immer schlechter eingeschenkt wird, legt sich KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle mit den Wirten an - und spricht von "Konsequenzen"
München - „Auf dem Oktoberfest ist eine volle Maß die Ausnahme, nicht mehr die Regel“, sagt Blume-Beyerle und spricht aus, was manchen schon lange wurmt: die Schankmoral. „Nicht einmal jeder fünfte Krug ist voll“, kritisiert Blume-Beyerle. Bei 65 Prozent der Krüge befände sich die Biermenge gerade noch innerhalb des Toleranzbereichs – das haben Kontrollen im letzten Jahr ergeben. 2011 waren 73 Prozent im Toleranzbereich. Die Schankkellner „peilen bewusst diese Grenze an“, so Blume-Beyerle.
Acht Kontrolleure überwachen auf der Wiesn die Schankmoral. Zwischen zehn und 22 Uhr sind sie täglich unterwegs, sammeln Stichproben, picken sich Krüge raus. Nach vier Minuten setzen, überprüfen sie mit einem geeichten Messstab, wie gut eingeschenkt ist. Ein Schwund von bis 15 Millimeter wird toleriert. 15 Prozent der Krüge wurden 2012 beanstandet (2011: neun Prozent).
Wilfried Blume-Beyerle: „Ich fordere die Wiesnwirte auf, besser einzuschenken.“ Bei Beanstandungen mussten bisher deren Schankkellner den Kopf hinhalten. Sie wurden verwarnt. Im Wiederholungsfall werden Schankkellner versetzt, manchmal landen sie im Nachbarzelt.
Künftig sollen die Bierbarone zur Verantwortung gezogen werden. „Die Wirte können das besser – und sie sind auch dazu verpflichtet. Das muss sich deutlich verändern“, fordert der KVR-Chef. Sollte sich an der miesen Schankmoral nichts ändern, werde man Konsequenzen ziehen. Wie die aussehen, darüber schweigt das KVR.
Die Wiesnwirte zeigen sich kooperativ. „Wir werden eine Lösung finden“, verspricht Toni Roiderer, Sprecher der Wiesnwirte. Die Kritik sei ein „Schuss aus heiterem Himmel“. Ein Schankkellner zapfe bis zu 5000 Krüge am Tag, da könne es schon mal passieren, dass in einem zu wenig sei, so Roiderer. Er habe seine Bedienungen angewiesen, schlecht eingeschenkte Krüge stehen zu lassen.
Außerdem stehe es jedem Gast frei, eine schlecht eingeschenkte Maß zu reklamieren. Davon, Wirte persönlich zur Verantwortung zu ziehen, hält er nichts. „Bei BMW sperrt man ja auch nicht den Vorstand ein, weil irgendwo eine Schraube locker sitzt.“
Jan-Ulrich Bittlinger, Präsident des Vereins gegen betrügerisches Einschenken fühlt sich bestätigt: „Die Maß mit einem Liter Bier gibt es auf der Wiesn schon lange nicht mehr.“