"Richtig, Signal zu setzen“: Kommt jetzt die Wiesn ohne Bargeld?
"Auch der weiteste Weg beginnt mit einem ersten Schritt“, soll Konfuzius einst gesagt haben. Dieses Sprichwort passt recht gut zur Botschaft, die Kathrin Wickenhäuser-Egger, Wiesn-Wirtin der Münchner Stubn, mit ihrer Ankündigung aussenden will.
In dem Wiesn-Zelt soll in diesem Jahr nur noch bargeldlos bezahlt werden können. Im Gespräch mit der AZ bringt sie es zeitgemäß auf den Punkt: "Der erste, der es macht, bekommt das größte Bashing ab.“
Münchner Stubn führt bargeldloses Bezahlen ein
Besucher der Münchner Stubn können ihre Scheine und Münzen in diesem Jahr stecken lassen. Wirtin Kathrin Wickenhäuser-Egger erklärt den Schritt mit vielen Nachteilen, die die Barzahlung bisher mit sich gebracht hat: Einzahlautomaten, Geldtransporte, Mehraufwand in der Buchhaltung und Probleme mit Falschgeld stünden nicht mehr im Verhältnis.
Bargeldzahlungen seien in den letzten Jahren massiv zurückgegangen, erklärt die Wirtin. "Bargeldlose Zahlungen haben hingegen drastisch zugenommen.“

Der Anteil an Kartenzahlungen habe in der Münchner Stubn zuletzt sogar bei rund 80 bis 90 Prozent gelegen, erklärt Wickenhäuser-Egger. Internationale Gäste hätten ohnehin längst kein Bargeld mehr dabei.
Merheit zahlt mit Karte: Warum die Münchner Stubn kein Bargeld mehr annimmt
Und auch das Bezahlverhalten der Einheimischen habe sich stark verändert. Natürlich rechne sie mit negativen Reaktionen. Am Ende würde das aber nichts an der Tatsache verändern, dass sich die Mehrheit der Menschen auf diese Bezahlmethode eingestellt habe und es scheinbar nicht anders will.
Für die Kellner wird die Umstellung keine negativen Auswirkungen haben, glaubt Wickenhäuser-Egger. Trinkgeld könne man auch per Karte geben.
Die Reaktionen ihrer Wiesn-Wirte-Kollegen seien gemischt ausgefallen, sagt Wickenhäuser-Egger. "Wir finden es gut und richtig, als Wirte da jetzt mal ein Signal zu setzen“, sagt die Münchner Stubn-Wirtin.
"Wahlfreiheit ist Teil der bayerischen Gastlichkeit": Wiesnwirte zum Bargeld auf dem Oktoberfest
Auf Nachfrage der AZ zeigt sich die Riege der Wiesn-Wirte eher ablehnend beim Thema Bargeld abschaffen. Otto Lindinger von Bodo’s Cafézelt und Sprecher der kleinen Wiesnwirte teilt mit: "Es gehört zu unserem Geschäftsgebaren als serviceorientierte Dienstleister, dass der Gast entscheidet – nicht nur, was er Essen und Trinken mag, sondern eben auch, wie er bezahlen möchte. Diese Wahlfreiheit ist für uns Teil der bayerischen Gastlichkeit.“
Auch für Peter Schöniger, Wirt der Boandlkramerei, ist die komplette Umstellung auf ausschließlich bargeldlose Zahlung keine Option. Auf AZ-Anfrage sagt er: "Wir denken da einfach einen Schritt weiter. Wenn mal das WLAN ausfällt oder das Kartensystem streikt - und das passiert öfter, als man glaubt - dann schaut’s schnell schlecht aus, wenn keiner mehr bar zahlen kann.“
"Wird sich nicht durchsetzen": Chef der Wiesnwirte setzt weiterhin auch auf Bargeld
Für die großen Festhallen ist die Situation ohnehin eine andere, erklärt Christian Schottenhamel, Sprecher der Wiesnwirte und Schottenhamel-Wirt der AZ. "Ich habe 280 Bedienungen, soll ich da jetzt 280 Sum-up-Geräte kaufen?“, fragt er, rein technisch sei ein großes bargeldloses Festzelt nicht machbar, ist er sicher. Obendrein hält er ein solches System für nicht servicefreundlich. "Ich sehe ein, dass das ein Trend ist, bargeldlos zu bezahlen, aber das wird sich so auf der Wiesn bestimmt nicht durchsetzen.“
Das Referat für Arbeit und Wirtschaft der Stadt teilt auf Anfrage der AZ mit, dass Bargeld immer noch das gängigste Zahlungsmittel auf der Wiesn sei. Die Zahl der bargeldlosen Akzeptanzstellen unter den Betrieben und Fahrgeschäften habe sich in den vergangenen Jahren aber deutlich erhöht.
Eine Wiesn ganz ohne Scheine und Münzen liegt wohl trotzdem noch in weiter Ferne.
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