Inklusion auf der Wiesn: Rollstuhlfahrer berichten von ihren Erfahrungen

Graue Wolken bedecken den Himmel über der Theresienwiese am Montagvormittag. Noch ist es trocken, aber die dunklen Wolken lassen nichts Gutes ahnen. Auf dem Gelände herrscht trotzdem reger Betrieb.
Eine kleine Gruppe aus Pressevertretern, Mitarbeitern der Stadt und der Stiftung Pfennigparade ist unterwegs ins Armbrustschützenzelt. Mit dabei sind auch Dennis Bruder (39), Coralie Menofer (57), Katharina Gramminger (38) und Johannes Maier (28). Alle vier sitzen im Rollstuhl und arbeiten in den Werkstätten der Stiftung Pfennigparade. Das Referat für Arbeit und Wirtschaft hat sie auf das Oktoberfest eingeladen, um zu zeigen, wie sie das Oktoberfest erleben.
Inklusion auf dem Oktoberfest
Vor dem Zelt wartet Wirtin Katharina Inselkammer. Sie ist Inklusionsbeauftragte der großen Festzelte und hat zum gemeinsamen Mittagessen eingeladen. Inklusion sei ihr wichtig, sagt sie. Jeder soll auf der Wiesn feiern können – ob mit oder ohne Rollstuhl.
Der Haupteingang des Armbrustschützenzelts ist barrierefrei, über eine stabile Rampe rollen die Gäste ins Zelt. Doch schon nach wenigen Metern wird es eng. Bedienungen schlängeln sich mit Maßkrügen durch die Gänge, dazwischen drängeln sich viele Besucherinnen und Besucher. Für Rollstuhlfahrer ist wenig Platz – trotz breiter Wege.
Zur Wiesn gehört, dass man mittendrin ist
Dennis Bruder kennt diese Situation gut. Er ist gerne auf der Wiesn, aber oft frustriert. "Die Plätze für Rollstühle sind fast immer am Rand. Ich finde, zur Wiesn gehört, dass man mittendrin ist, nicht irgendwo außen", sagt er. Außerdem sei es schwierig, spontan einen Platz zu finden. Die offiziellen Rollstuhlplätze reichen oft nicht aus.

Katharina Gramminger geht lieber vormittags ins Zelt. Dann ist es noch nicht so voll, der Zugang einfacher. Meistens holt sie sich lieber etwas zu essen an einem der Stände draußen. Das Gelände sei grundsätzlich gut zugänglich, sagt sie, aber in Stoßzeiten fehle oft die Rücksicht. Besonders Betrunkene seien dann weniger rücksichtsvoll. "Dann ist es schon ein bisschen schwierig", sagt Gramminger.
Dann können ein Fußgänger und Rollstuhlfahrer beisammensitzen
Auch sie wünscht sich mehr Flexibilität bei den Sitzmöglichkeiten. "Man könnte zum Beispiel an normalen Bierbänken auf einer Seite die Bank weglassen. Dann können ein Fußgänger und Rollstuhlfahrer beisammensitzen." Breitere Gänge und zusätzliche Rampen an den Ausgängen wären ebenfalls hilfreich, findet sie.
Coralie Menofer besucht die großen Zelte eher selten. Ihr ist es dort zu voll und zu teuer. "Ich gehe lieber zum Familienplatzl, weil da der Preis ein bisschen günstiger ist", sagt sie. Im Armbrustschützenzelt fand sie die Gänge vergleichsweise breit. In anderen Zelten habe sie es mit ihrem Rollstuhl schon gar nicht erst an den Tisch geschafft.

Johannes Maier hat vor allem mit der Orientierung in der Menge zu kämpfen. In den Zelten findet er es oft sehr eng. Am liebsten ist er bei den Ständen unterwegs. "Die gefallen mir sehr gut", sagt er.
Klare Vorgaben für große Zelte
Für alle großen Festzelte gelten klare Vorgaben: mindestens ein barrierefreier Zugang, eine rollstuhlgerechte Toilette sowie jeweils 20 ausgewiesene Rollstuhlplätze innen und außen. Auf dem Gelände gibt es einen barrierefreien Infopoint, einige Fahrgeschäfte haben Rampen oder spezielle Einstiegshilfen. Auch Schießbuden und Essensstände sind oft barrierefrei gestaltet. Doch oft geht es auch einfach um Rücksicht: Mit offenen Augen über die Wiesn laufen und Platz machen.
Infos rund um Barrierefreiheit auf der Wiesn unter: www.oktoberfest.de