Medizinische Notfälle auf dem Oktoberfest: Das ändert sich für Verletzte und Angehörige

Zahlreiche Pressevertreter huschen an diesem Montag durch die Räumlichkeiten der Oktoberfest-Sanitätsstation. Noch ist es ruhig – verglichen mit dem, was hier in fünf Tagen los sein wird. Für die Aicher Ambulanz Union steht die sechste Wiesn als Sanitätsdienstleister bevor.
Für den Einsatz an den 16 Festtagen seien auch in diesem Jahr rund 550 Kräfte rekrutiert und geschult worden, sagt Betriebsleiter Michel Belcijan bei der Pressekonferenz. Auch der inzwischen bewährte Computertomograf komme wieder zum Einsatz. "Das Konzept hat sich in den Vorjahren bewährt", so Belcijan. Das Gerät ermögliche schnelle Diagnosen nach Stürzen oder Kopfverletzungen und entlaste zugleich die Münchner Kliniken.
Deutlich mehr Bewerbungen für Sanitätsstation auf der Wiesn
"Personalmangel gibt es bei uns nicht", sagt Chefarzt Philip Kampmann. Heuer seien deutlich mehr Bewerbungen eingegangen. Rund 100 Ärzte hätten sich beworben – 55 seien nun während der Wiesn im Dienst.
Um den Einsatzkräften die Arbeit zu erleichtern, gibt es einige Neuerungen: So habe sich 2024 die Webseite findmybuddy.com bewährt – dort konnten Besucher den Status ihrer Angehörigen abfragen. "An einem Samstagabend stehen rund 500 Angehörige bei uns, und jeder will wissen, was Sache ist", erklärt Belcijan. Das System sei für dieses Jahr weiter ausgebaut worden.

Auch die "Safe-Now-App" wurde erweitert: In noch mehr Festzelten kann jetzt per Knopfdruck Hilfe gerufen werden. Für die Ortung von Patienten wird zudem die App "what3words" genutzt, die 2025 in das Einsatzleitsystem integriert wurde.

Nicht nur digital hat sich einiges getan: Heuer kommen erstmals größere Sanitäts-Container zum Einsatz. In den drei Außenstellen der Sanitätsstation können Patienten direkt versorgt werden. Die Container stehen an der Bavaria, am Esperantoplatz und auf der Oidn Wiesn – ausgestattet mit neuen EKG-Geräten und Defibrillatoren.
Veränderung sorgt für besseren Transport von Patienten
Eine auf den ersten Blick unscheinbare, für Belcijan aber besonders wichtige Neuerung: Die Fläche hinter dem Sanitätszentrum wurde asphaltiert. "Das war über Jahre lang ein Problem für uns", sagt der Betriebsleiter. Die unbefestigte Fläche habe nicht nur für massive Staubbelastung gesorgt, sondern auch das Transportieren der Patienten über die unebene Schotterfläche erschwert.
2024 seien 5801 Patienten behandelt worden, berichtet Belcijan – ein Rückgang um 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Chefarzt Kampmann kann sich das nur bedingt erklären. "Oftmals spielt das Wetter eine Rolle", sagt er. "Wenn es nicht zu heiß ist und nicht zu regnerisch, haben wir weniger Patienten." Prognosen für die kommende Wiesn seien kaum möglich. Im Schnitt komme auf 1000 Besucher ein Patient.

Auch die Art der Einsätze habe sich verändert, erklärt Kampmann. Gewaltbedingte Verletzungen seien zuletzt zurückgegangen. "Der Alkoholkonsum könnte auch maßvoller geworden sein", sagt er.
Ärztlich behandelt werden mussten im letzten Jahr 2891 Patienten. 97 Menschen waren "akut vitalgefährdet", sagt Belcijan. An 462 Patienten wurde rund 302 Meter Faden vernäht – das entspricht rund 16-mal der Höhe der Bavaria.
Rätselhafte Beobachtung bei Patienten 2024
Eine rätselhafte Beobachtung 2024: Sieben Patienten mussten künstlich beatmet werden. "Das ist mir nicht ganz klar", sagt Kampmann. "Das hat uns teilweise sehr gefordert."
Damit es gar nicht erst so weit kommt, hat Kampmann zwei einfache Ratschläge: Eine gute Grundlage ist bekanntlich das A und O auf der Wiesn. "Sich auf nüchternem Magen das erste Wiesn-Bier zu gönnen, ist nicht optimal", bekräftigt auch der Mediziner. Und: "Jeder soll sich um gutes Schuhwerk bemühen." Jahr für Jahr müssten die Sanitäter viele zerschnittene Füße versorgen, weil Besucher mit Sandaletten über das Festgelände laufen.
Bleibt zu hoffen, dass sich viele an die Tipps halten – und der Rückgang bei den Patientenzahlen anhält. Denn eine Wiesn ohne Blaulicht ist freilich viel schöner.