Jeden Tag Wiesn? Ich schaffe das!
Mit der Vorfreude ist es so eine Sache. Meistens packt mich das Wiesnfieber erst, wenn ein „O’zapft is!“ durchs Schottenhamelzelt hallt und alles lärmt und klatscht und jubelt. Dann aber packt es mich richtig. Ich bin oft draußen. Bin ich nicht draußen, frage ich mich, wie es gerade zugeht auf der Festwiese, wer gerade in welchem Zelt ist und ob es gerade lustig ist. Und wann ich wieder hingehen kann.
Was ich trotzdem nie geschafft habe: Jeden Tag auf dem Oktoberfest zu sein. Viele brüsten sich mit ihren null Fehltagen, aber mich überkommt irgendwann dieser kleine Durchhänger. Ein Überdruss an Bier und brechenden Menschen. Immer die gleichen Szenen, die gleiche Musik, die Trachten überall – als wäre ich Bill Murray in „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Meistens beschleicht mich dieser Überdruss am mittleren Wiesnwochenende, wenn sich Hinz und Kunz dicht an dicht über die Wirtsbudenstraße schieben.
Ehrlich, das braucht doch kein Mensch. Ich lege dann einen gemütlichen Abend auf dem Sofa ein, dann geht‘s auch wieder. Aber ein Fehltag ist es trotzdem. Ich habe es noch nie ohne geschafft, obwohl ich seit Jahren über die Wiesn berichte. Das kratzt an meinem Stolz. An meiner Wiesn-Ehre. Wenn andere das können, jeden Tag auf dem Oktoberfest zu sein, dann kann ich das auch. Mit Sicherheit.
Mit ihrem Mangel an Fehltagen plustern sich die Wiesnsüchtlinge auf. Und ich möchte nicht mehr blass daneben aussehen. Das ist natürlich reichlich albern, aber wer mag schon immer bierernst sein? Dieses Jahr heißt mein Ziel: Null Fehltage.
Die Dirndl sind gewaschen, die Schürzen gebügelt. Am Samstag sitze ich im Schottenhamel und lasse mich mitreißen von der geballten Begeisterung, die der Anstich innehat. Tausendfache Vorfreude, die sich entlädt. Und dazu noch Sonne, die auf bierselige Gesichter scheint. Der Anfang ist einfach – so wird es nicht bleiben.
Fortsetzung am Montag
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