Frauen in Not auf der Wiesn: "Wie im Feldlazarett"
40 Prozent mehr Frauen in Not: Der „Security Point“ auf der Wiesn ist so ausgelastet wie nie. 40 Prozent mehr Klientinnen als im Vorjahr betreut die Einrichtung auf der Festwiese.
München - So turbulent wie heuer ging es am Security Point „Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen“ noch nie zu. 40 Prozent mehr Klientinnen als im Vorjahr betreut die Einrichtung auf der Festwiese.
„Insgesamt sind es mehr Besucher“, sagt Christine Rudolf-Jilg. „Außerdem schickt uns das BRK mehr Fälle, und mehr Frauen kommen von selbst.“
Bis jetzt sind sechs Sexualdelikte bei der Polizei angezeigt worden. „Aber viele wollen auch gleich heim und werden nicht mehr hier bei uns betreut“, sagt Rudolf-Jilg. Drei von ihnen landeten noch im Security Point, und ein Opfer von körperlicher Gewalt.
50 von den 91 Fällen insgesamt sind aber die, bei denen die Frauen sich nach ein paar Bier nicht mehr selbst schützen können – dann nimmt sie der Security Point in Obhut. Am mittleren Wiesnsamstag stieß die Anlaufstelle aber an ihre Grenzen. „Die Räume glichen einem Feldlazarett, da schliefen die Frauen und Mädchen auf Tischen und Stühlen“, sagt Rudolf-Jilg.
Oft sind es Ausländerinnen, um die sich der Security Point kümmert – Australierinnen, die den Weg zu ihrem Hotel nicht mehr wissen, Italienerinnen, deren Reisebus schon ohne sie gefahren ist. „Lost in Space, so kann man die meisten Fälle beschreiben.“ Bei einigen besteht der Verdacht, dass den Frauen K.O.-Tropfen in ihr Getränk gegeben wurden – „sonst hatten wir davon immer nur ein, zwei Fälle über die ganze Wiesn verteilt“, sagt Christine Rudolf-Jilg.
„Wir wollen keine Hysterie auslösen“, sagt sie. „Aber wir behalten das im Auge. Es ist auf der Wiesn fast unmöglich, sein Getränk zu beaufsichtigen. Wenn die Freundin einem aber plötzlich neben der Spur und willenlos erscheint, obwohl sie vielleicht gar nicht viel getrunken hat, ist das ein Alarmzeichen.“
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